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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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schüttelte sich im Fieber. Plötzlich merkte ich, dass wir beim Anleger der Fähre gelandet waren. Ursula war an der Kreuzung falsch abgebogen. Im Licht der Taschenlampe versuchte ich mich auf der Straßenkarte zurechtzufinden.
    An der Kreuzung beim Hafen von Inkoo begann Oksana zu würgen. Ursula brachte den Wagen im letzten Moment zum Stehen, Oksana stieß die Tür auf und übergab sich. Der Wegrand war so hart gefroren, dass ein Teil des Erbrochenen hochspritzte und ihre Kleider beschmutzte.
    Ich war erleichtert, als wir hinter Siuntio wieder auf beleuchteten Straßen fuhren. In eine dunklen Gegend zu wohnen wäre schrecklich, ich würde mich ständig schutzlos fühlen.
    In der Klinik empfing uns dieselbe Krankenschwester, die ich beim ersten Versuch, Oksana zu befragen, bereits kennen gelernt hatte. Als sie die Wunden der jungen Frau sah, machte sie ein besorgtes Gesicht: »Schwer entzündet. Sind Sie sicher, dass die Patientin keine Blutvergiftung hat?«
    »Wir sind keine Ärzte«, versetzte Ursula barsch.
    Wir warteten im Gang, während Oksana untersucht wurde. Polizeimeister Saari, der für ihren Schutz sorgen sollte, war bereits eingetroffen. Die Krankenschwester fragte, wer die Klinikrechnung zahlen würde, und ich versprach mich zu erkundigen. Oksana war in Finnland natürlich nicht versichert, und ihr Heimatland gehörte nicht zur Europäischen Union. Eventuell würde Arto Saarnio einspringen müssen.
    Oksana wurde behandelt, doch sobald sie wieder gesund war, würde man sie in das Land abschieben, in dem sie offiziell gemeldet war: in die Ukraine. Die Einwanderungsbehörden und die Ausländerpolizei würden sie vernehmen, und dadurch würde auch Nordström erfahren, wo sie sich befand. Warum lag mir eigentlich so viel daran, Oksana dem Zugriff der Kollegen zu entziehen? Dieser betete mir doch ständig vor, wir stünden auf derselben Seite.
    Polizeimeister Saari wollte wissen, ob er Oksana vor ungebetenen Besuchern schützen oder sie daran hindern solle, erneut wegzulaufen. Beides, antwortete ich. Die Schwester kam mit strenger Miene auf uns zu, auch die Ärztin, die ihr folgte, blickte ernst drein.
    »Die Patientin hat eine Blutvergiftung, sowohl in der Brustwunde als auch an den Genitalien. Einen Tag länger, und die Sache hätte tödlich ausgehen können. Die Wunden sind nicht ordnungsgemäß gesäubert worden, außerdem ist die Frau stark dehydriert. Wir verlegen sie zumindest für diese Nacht auf die Wachstation«, sagte die Ärztin. Dann zogen die beiden auf quietschenden Sandalen zum nächsten Patienten. Ursula und ich blieben auf dem Flur stehen, wir brachten es nicht fertig zu gehen.
    »Da haben wir also wenigstens ein Leben gerettet«, sagte Ursula schließlich leise.
    »Es scheint so. Gut, dass du mich wegen der Ortung des Handys sofort angerufen hast.«
    »Du bist doch auf die Idee mit dem Sommerhaus gekommen. Und wir hatten Glück, dass Oksana sich nicht gewehrt hat. Vielleicht war ihr klar, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. Dumm ist sie nicht. Wie mag sich das anfühlen?«
    »Was?«
    »Wenn man sich so verstümmelt.« Ursula berührte ihr hübsches Gesicht. »Die Narbe im Gesicht wird sie ihr Leben lang begleiten, es sei denn, sie bekommt eine Hauttransplantation. Wie kann man sich selbst so etwas antun?«
    »Vielleicht war die Alternative noch schrecklicher«, erwiderte ich leise. Ich dachte an die Berichte, die ich auf internationalen Kongressen gehört hatte, an die Geschichten von Frauen und Kindern, die als Sexsklaven entführt oder von ihren Angehörigen für eine Hand voll Geld oder einen neuen Fernseher verkauft worden waren. Wenn jemand Taneli oder Iida entführen würde … Der Gedanke war so furchtbar, dass ich ihn schnellstens verdrängte. Oksana hatte geglaubt, in Finnland als Kellnerin arbeiten zu können, doch dann war sie gezwungen worden, sich zu verkaufen.
    Ich hatte immer die Auffassung vertreten, in der Sexualität sei alles erlaubt, was die Beteiligten aus freiem Willen tun, aber wie definierte man den freien Willen? Vielleicht hatte Mauri Hytönen doch Recht, und man musste für Sex immer zahlen, so oder so.
    Ich beschloss, mich noch zu erkundigen, wie es Tero Sulonen ging. Ursula begleitete mich durch die stillen Klinikflure zur Intensivstation, wo Sulonen nach wie vor im Koma lag. Er wurde von Polizeimeister Haikala bewacht.
    »Heute hat ein Mann angerufen, der sich als Sulonens Vater ausgab und nach dem Gesundheitszustand seines Sohnes fragte. Unseres

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