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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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noch einmal aufs Präsidium fahren, um für die Morgenbesprechung alle verfügbaren Informationen über Lulu Nightingale zusammenzustellen. Ilari Länsimies redete pausenlos am Handy. Liisa Rasilainen kam zu mir und meldete, Riitta Saarnio sei von ihrem Mann abgeholt worden, der auch schon einen Arzt zum Hausbesuch bestellt hatte. Liisa hatte sich den Namen und die Telefonnummer des Arztes notiert. Von ihm würden wir erfahren, wann Frau Saarnio vernehmungsfähig war.
    Als ich endlich aufbrechen konnte, hatte sich die Reportermenge bereits gelichtet. Dennoch flammten Blitzlichter auf, als ich zu meinem Wagen ging. Im Vorbeigehen beantwortete ich Fragen, auch wenn es im Grunde noch nichts mitzuteilen gab.
    »Mehr kann ich erst sagen, wenn wir wenigstens eine vorläufige Hypothese über die Todesursache haben.«
    »Und wann ist damit zu rechnen?«, fragte der Kriminalreporter eines Privatsenders, mit dem ich immer gut ausgekommen war.
    »Kommt drauf an, wie lang die Warteschlange ist. Wir geben dann eine Pressemitteilung heraus. Gute Nacht«, rief ich und stieg ein.
    Der Wagen erschien mir wie ein sicherer Hafen, es war, als könnte seine Blechhaut mich für eine Weile von der Welt abschirmen, von Telefonaten wildfremder Leute wie vom Grölen der Betrunkenen. Fuhren die Menschen in Espoo deshalb überall mit dem Auto hin? In Bussen und Zügen gab es immer Leute, die lauthals über ihre Privatangelegenheiten reden mussten. Wenn sie schon keine Chance hatten, als heimliche Liebe eines Prominenten in die Schlagzeilen zu kommen, konnten sie so wenigstens vorübergehend die Aufmerksamkeit der Mitreisenden erzwingen.
    Ich drehte am Radio, bis ich einen Sender fand, der einen Song der Band Pojat spielte, in dem es um einen Friedhof für Schoßtiere ging. Ich musste an Venjamin denken. Das Kätzchen anzuschaffen war meine klügste Entscheidung seit langem gewesen. Es war fast Mitternacht, die Stadt schlief. Ich überholte den letzten Bus nach Olari. In Richtung Osten waren nur ein paar Taxis unterwegs. Jemand führte im Mondschein seinen Hund aus.
    In unserem Haus waren fast alle Fenster dunkel. Venjamin begrüßte mich mit einem gierigen Maunzen, obwohl Antti ihn am Abend gefüttert hatte. Ich warf ihm ein paar Katzensnacks hin, mit denen er auf dem Küchenfußboden spielte. Dann trank ich ein Glas Buttermilch, wusch mich und ging zu Bett. Antti schnaufte neben mir, er schnarchte nicht gerade, atmete aber ziemlich geräuschvoll. In letzter Zeit hatte ich festgestellt, dass ich besser schlief, wenn ich allein war. Venjamin sprang aufs Bett und machte es sich auf meinem Bauch bequem. Er schnurrte sich in den Schlaf, während bei mir nicht einmal Entspannungsübungen wirkten. Ich überlegte, wie in aller Welt ich meine Arbeit umorganisieren konnte. Um zwei Uhr war ich noch hellwach, doch dann driftete ich allmählich in einen Traum, der die Ereignisse des Tages zu einer absurden Geschichte vermischte, in der die verschwundene Oksana in Mauri Hytönens Hotelzimmer auftauchte.
     
    Schon um sechs Uhr wachte ich wieder auf und überlegte mir, dass eine Runde Jogging das beste Mittel wäre, einen klaren Kopf zu bekommen. Antti öffnete die Augen gerade lange genug, dass ich ihm sagen konnte, ich käme in einer halben Stunde zurück. Ich trank Orangensaft direkt aus der Packung, um Kohlenhydrate zu tanken, und ging aus dem Haus. Es dämmerte gerade. Eigentlich hatte ich vorgehabt, nur auf gestreuten Wegen zu laufen, doch das erwies sich als unmöglich. Skilaufen wäre schöner gewesen, doch für die Loipen im Zentralpark reichte meine Zeit nicht. Nach zehn Minuten Laufen wurde ich allmählich wach. Zu Hause taten ein halber Liter Kaffee und die Schlagzeilen in der Zeitung ein Übriges. Da Antti die Kinder zur Schule und in die Tagesstätte bringen wollte, konnte ich schon um viertel nach sieben zur Arbeit fahren. Antti fragte erst gar nicht, wann ich wieder zu Hause sein würde.
    Im Auto schaltete ich die Freisprechanlage ein und rief Kaartamo an.
    »Kallio hier, guten Morgen. Du hast sicher schon gehört, was gestern im Fernsehstudio passiert ist. Ich würde mir gern Leute vom Rauschgiftdezernat oder von der Schutzpolizei ausleihen. Ohne Hilfskräfte wird unser Dezernat mit den Ermittlungen nicht fertig.«
    Kaartamo gähnte, offenbar hatte ich ihn geweckt. Mist.
    »Kriegst du deine Leute nicht ans Arbeiten?«
    »Doch, aber nicht ohne gegen das Überstundenverbot zu verstoßen. Ich brauche jemanden, der sich die Aufzeichnungen der

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