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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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hatte, war zu viel für ihn gewesen. Allerdings redete auch Puupponen nicht mehr schlecht über Ström. Wir alle fühlten uns wohl insgeheim immer noch schuldig, weil wir es nicht geschafft hatten, seinen Zusammenbruch zu verhindern.
    Ich hatte bereits den Antrag auf eine Liste der Anrufe abgeschickt, die am Mittwochabend in der Klinik eingegangen waren, und auch schon den Einsatzplan zur Hälfte ausgearbeitet, als es klopfte.
    »Morgen. Mein Zettel hing nicht mehr an deiner Tür, daraus hab ich geschlossen, dass du schon bei der Arbeit bist. Ich hab uns Kaffee mitgebracht. Einen mit Milch, einen ohne, welchen willst du? Mir ist beides recht«, sagte Puupponen.
    »Du hast den schwarzen wahrscheinlich nötiger als ich. Danke. Hast du überhaupt geschlafen?«
    »Drei Stunden. Für einen finnischen Mann von echtem Schrot und Korn reicht das völlig. Ich such jetzt weiter nach Informationen über Lulu, damit wir irgendwo anfangen können.«
    Er gähnte herzhaft und ging.
    Ich sah ihm lächelnd nach. Es gefiel mir nicht, massenhaft Überstunden von meinen Untergebenen zu verlangen, aber im Moment hatte ich keine andere Wahl. Das Gleiche hörte man überall. Die Arbeitszeitgesetze schützten nur eine ausgewählte Schar: diejenigen Männer, die im Verhältnis zu ihrer Ausbildung gut bezahlt wurden und einer der großen Gewerkschaften angehörten. Die anderen arbeiteten Teilzeit, auf Abruf oder waren durch keinerlei Regeln geschützt. Im schlimmsten Fall hatte ihr Arbeitstag fünfzehn Stunden. Wer protestierte, musste gehen, es gab genug, die an seine Stelle treten konnten. Kein Wunder, dass Mütter mit kleinen Kindern freiwillig zu Hause blieben – es war sinnvoller, sich um die Kinder zu kümmern, als sich in der beruflichen Tretmühle abzustrampeln. Nur konnten sich das nicht alle leisten.
    Meine fünf Mitarbeiter waren um acht Uhr vollständig versammelt. Aaltonen vom Rauschgiftdezernat hatte geradezu einen hysterischen Anfall bekommen, als ich gefragt hatte, ob er mir einen seiner Männer leihen könne. Die Drogenfahnder steckten mitten in der Voruntersuchung zu einem wichtigen Fall, bei dem auch ein Scheinkauf eine Rolle spielte. Wenn sie Erfolg hatten, gab es in der Rauschgiftszene der Hauptstadtregion bald einen großen Fisch weniger. Immerhin versprach Aaltonen, sich unter seinen Leuten umzuhören, ob bei ihren Ermittlungen jemals der Name Lulu Nightingale aufgetaucht war. Damit musste ich mich zufrieden geben.
    Ich begann die Besprechung mit den einfachsten und am weitesten gediehenen Fällen, wie ich es immer tat, um allen das Gefühl zu geben, dass wir etwas zustande brachten.
    »Okay, der Fall Räsänen kann an den Staatsanwalt weitergeleitet werden. Schön. Und was ist mit Oksana? Koivu, was hast du bei der Telefonzentrale in der Klinik erfahren?«
    »An einzelne Anrufe können die sich kaum erinnern, es kommen täglich Tausende. Es hat eine Weile gedauert, die betreffende Telefonistin ausfindig zu machen. Sie hat sich nach langem Hin und Her erinnert, dass sie einfach nur gebeten worden war, das Gespräch in Oksanas Zimmer durchzustellen. Normalerweise sind die Zimmer ja mit zwei Patienten belegt, die sich ein Telefon teilen, aber diesmal stand ausnahmsweise ein Zusatzbett drin.«
    »War der Anrufer ein Mann oder eine Frau? Hat er finnisch gesprochen?«
    »Eine finnischsprachige Frau. Haben wir die Genehmigung, den Anruf zu verfolgen?«
    »Ist beantragt. Autio, sind weitere Hinweise über Oksanas Verbleib eingegangen?«
    »Ja, und alle überprüft.« Autio zupfte ein Haar von seinem Anzug. Er war der Einzige, den ich nie mit dem Vornamen ansprach, vielleicht, weil der so ungewöhnlich war: Gideon. »Keine Resultate. Glaub mir, Serjoscha und Iwan haben sie geholt und den Fischen zum Fraß vorgeworfen.«
    Ich sah Autio erstaunt an, denn im Allgemeinen sprach er äußerst sachlich. »Im Ernst, Kallio. Das Meer ist zwar noch zugefroren, aber Profis haben Mittel und Wege, eine Leiche verschwinden zu lassen. Der einzige Hinweis auf Oksanas möglichen Aufenthalt betraf eine Wohnung in Leppävaara, aber dort lebt ein russischer Professor für Röntgenologie mit seiner Familie, allesamt wohlauf. Diese Oksana ist nirgends gemeldet, die Suche nach ihr ist aussichtslos. Wir wissen ja nicht einmal, ob sie wirklich so heißt.«
    »Wir nehmen weiter Hinweise entgegen. Vielleicht klärt sich die Sache noch.«
    »In fünfzig Jahren vielleicht, wie die Morde am Bodom-See«, gab Autio zurück, und ich fragte mich, was bloß mit

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