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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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wenig wie Ilari Länsimies.
    »Gehen wir in die Garderobe, die Sie benutzt haben«, schlug ich Mauri Hytönen vor. Puupponen holte seinen Laptop hervor und rief das Vernehmungsblankett auf.
    »Hytönen, Mauri Sulevi, geboren am sechzehnten April neunzehnhundertneunundfünfzig«, tippte er die Angaben des Zeugen ein.
    »Sie haben sich also über das Internet für die Sendung gemeldet? Warum?«, fragte ich.
    »Um in diesem Land der Scheinheiligkeit meine Meinung publik zu machen. Warum will man der Wahrheit nicht ins Auge sehen: Käufliche Frauen hat es immer gegeben und wird es immer geben.«
    »War Lulu Nightingale eine der Prostituierten, deren Dienste Sie in Anspruch genommen haben?«
    Hytönen musterte mich flüchtig und sah dann wieder Puupponen an.
    »Nein, die hatte ich noch nicht ausprobiert. Allerdings habe ich auf der Sexhibition-Messe ihre Show gesehen. Nicht ganz mein Geschmack.«
    »Sie wussten aber, wer sie war?«
    »Klar. Ich halte mich über die Branche auf dem Laufenden.«
    Hytönen war um sechs Uhr eingetroffen und sofort geschminkt und frisiert worden. Länsimies war kurz in seine Garderobe gekommen, um ihn zu ermutigen und zu loben, er hatte gesagt, nicht jeder hätte den Schneid, öffentlich über seine Abstecher in die Welt der käuflichen Liebe zu sprechen. Hytönen wirkte immer noch überaus zufrieden mit sich.
    »Mich haben schon zwei Illustrierte angerufen. Ich darf doch Interviews geben?«
    »Lieber nicht, solange die Ermittlungen andauern«, sagte ich. Warum musste ich ausgerechnet einen Fall erwischen, der mit Sicherheit ungeheures Aufsehen erregen würde? Zum Glück war Lulu nicht vor laufender Kamera gestorben. Hytönen hatte seine fünfzehn Minuten im Scheinwerferlicht offensichtlich noch nicht zur Genüge ausgekostet. Er besaß eine Klempnerei, die auch in Estland Aufträge ausführte, und dort hatte er seine Neigung zu Prostituierten entdeckt. Da er seine Antworten ausschließlich an Puupponen richtete, überließ ich meinem Kollegen die Gesprächsführung. Und Puupponen machte seine Sache gut. Seine Heimatstadt Kuopio war nur knapp hundert Kilometer von Vesanto entfernt, und die beiden Männer verfielen rasch in ihren gemeinsamen Dialekt. Hytönen hatte in der Talkshow offenbar nicht alles loswerden können, was ihm auf dem Herzen lag, denn er begann Puupponen einen Vortrag über die Freuden der käuflichen Liebe zu halten.
    »Jeder richtige Kerl will mehrere Frauen, das liegt in der Natur des Mannes. Und jeder Mann geht fremd, wenn sich die Gelegenheit bietet. Ein gesunder Mann kommt ohne Sex nicht aus, und warum sollte er auch? Man muss den Tatsachen ins Auge sehen, anstatt zu moralisieren«, dröhnte er. Als Puupponen die Frage anschnitt, ob Hytönen die anderen Showgäste vorher gekannt hatte, verneinte Hytönen. Dann schaute er auf die Uhr seines Handys.
    »Ich muss allmählich los. Ich hab um elf ein Rendezvous im Holiday Inn«, sagte er mit anzüglichem Grinsen. Wir ließen ihn gehen. Ich fühlte mich ausgebrannt. Irgendetwas an Hytönens Gerede beschäftigte mich, dabei hätte ich mich ganz auf die Ermittlungen konzentrieren müssen.
    Ich ging kurz nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Das war ein Fehler. Hinter der Absperrung lauerte eine Meute von Reportern und Fotografen, und Lulus Leiche wurde gerade in den Krankenwagen geschoben. Eine blonde Locke hatte sich unter der Decke hervorgestohlen, und die Brüste wölbten sich über dem Befestigungsgurt, wie es nur Silikonprodukte zustande bringen. Der Krankenwagen fuhr ohne Blaulicht und Sirenengeheul davon.
    Ein paar Journalisten, die ich kannte, rief ich zu, ich würde den Fall später kommentieren, und ging zurück ins Gebäude. Dort war die übliche Routine im Gang. Alle waren müde und erschüttert und wollten nach Hause. Mir blieb noch die Aufgabe, die Zeugen zu informieren, wo sie Krisenhilfe erhalten konnten, ihnen aber auch klar zu machen, dass sie verpflichtet waren, die Ermittlungen nach besten Kräften zu unterstützen.
    »Stehen wir unter dem Verdacht, in die Sache verwickelt zu sein?«, fragte Anna-Maija Mustajoki. Terhi Pihlaja sah sie verblüfft an. Der Gedanke war ihr offenbar bisher nicht gekommen.
    »Das wäre zu viel gesagt«, antwortete ich, obwohl natürlich alle verdächtig waren, die sich zur Tatzeit in dem Gebäude aufgehalten hatten. Zumindest solange die Todesursache nicht geklärt war.
    Als die Scheinwerfer endlich erloschen, fiel mir auf, dass Puupponen ganz grau im Gesicht war. Er musste

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