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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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heraus, alle unbeschriftet. Ich packte sie einzeln in kleine Beutel und katalogisierte sie. Hakkarainen klopfte den Schreibtisch ab, richtete sich auf und sagte:
    »Der ist von der gleichen Sorte wie Politikerköpfe. Massives Holz. Aber drüben in der Sexhöhle haben wir mindestens dreizehn verschiedene Fingerabdrücke sichergestellt, außerdem einen Haufen Kopf- und Schamhaare. DNA-Untersuchung?«
    »Vorläufig nicht, das wird zu teuer. Fangen wir mit den Fingerabdrücken an. Obwohl die uns natürlich auch nicht weiterhelfen, es sei denn, wir finden eine Übereinstimmung mit einem der Abdrücke aus Nightingales Garderobe im Fernsehstudio.«
    Ich hörte Koivus wieherndes Lachen schon von weitem. So lachte er normalerweise nur, wenn Puupponen einen besonders schlechten Witz gerissen hatte. Das Geräusch näherte sich, dann stand Koivu im Zimmer.
    »Du, Maria, unser Tero Sulonen ist wirklich ein reizendes Kerlchen. Seine Schränke sind voll von allen möglichen legalen Mittelchen, vom Schnaps bis zum Proteindrink, und dann hat er auch noch ein paar weniger legale Muntermacher. Hormonpräparate nämlich. Aber unser Bodybuilder ist obendrein ein Dichter. Hör dir das an, eine Stilprobe: Wenn ich dich seh/tut das Herz mir weh/und sterb ich für dich/nur nach dir sehn ich mich.«
    »Das hast du dir zusammengereimt!«
    »Hab ich nicht, überzeug dich selbst!« Koivu hielt mir ein Heft hin. Sulonens Handschrift war rund und kindlich wie die eines Erstklässlers. »Von diesen Heften gibt es noch mehr, und es ist sonnenklar, an wen die Gedichte gerichtet sind. Sulonen hat Lulu angebetet.«
    Ich las einige Gedichte. Die Reime waren holprig, Sulonen hatte sie teilweise mit Gewalt zurechtgebogen. Wahrscheinlich glaubte er, ein Gedicht müsse sich nun einmal reimen. Einige Zeilen waren durchgestrichen und durch neue ersetzt worden, doch die meisten Verse standen fein säuberlich in Reinschrift da. Sie hatten etwas Anrührendes, Ehrliches, ähnlich wie die Ergüsse über die erste Liebe, die man in Teenagerzeitschriften lesen konnte. Ich sah den Leibwächter vor mir, wie er in seinem Zimmer saß und unbeholfene Gedichte schrieb, während er gleichzeitig die Signallampe im Auge behielt, um Lulu notfalls zu Hilfe zu eilen.
    »Leg sie zurück in Sulonens Schrank. Eigentlich ist es nicht ganz korrekt, sein Zimmer zu durchsuchen, solange er nicht ernsthaft unter Verdacht steht. Falls sich konkrete Beweise gegen ihn finden, kommen wir darauf zurück. Lass uns wieder aufs Präsidium fahren, ich will so bald wie möglich wissen, was sich in Lulus Computer und auf den Disketten findet. Meldet euch, wenn ihr fertig seid!«, rief ich Hakkarainen zu. Es wurde Zeit, Tero Sulonen in die Wohnung zu lassen. Die nächsten Angehörigen von Lulu Mäkinen waren ihre Eltern, sie mussten entscheiden, was mit der Frivolen Nachtigall geschehen sollte.
    Als ich im Auto saß, rief Puustjärvi an. »Auf den Videos sind nur ein paar Szenen interessant. Wir wussten ja schon, dass Länsimies des Öfteren im Gang zu den Garderoben war, ebenso Riitta Saarnio. Aber Tero Sulonen hat auch nicht die ganze Zeit im Kontrollraum gesessen. Man sieht ihn mit einem Glas in der Hand zu Lulu Nightingales Garderobe gehen.«
    »Ein Glas? Keine Flasche?«
    »Nein. Ich mach eine Kopie und zeig sie dir. Sulonen kommt heute zur Vernehmung, oder?«
    »Er müsste schon da sein, frag Puupponen und Honkanen, die sind für ihn eingeteilt.«
    Ich schlug Koivu vor, unterwegs etwas zu essen. Wir entschieden uns für ein türkisches Restaurant in Tapiola, von dort war es nicht mehr weit zum Haus von Länsimies. Koivu lud sich Kebab und Reis auf den Teller, ich begnügte mich mit etwas Vegetarischem.
    »Momentan würde ich auf Sulonen wetten, zumal er offensichtlich in Lulu verliebt war«, murmelte Koivu und wischte sich Soße aus dem Mundwinkel.
    »Schon. Aber warum ausgerechnet im Fernsehstudio, wenn er doch jederzeit Gelegenheit hatte, sie zu töten? Warum ein offenkundiger Mord statt eines vorgetäuschten Unfalls? Außerdem finde ich, dass in seinen Gedichten eine Art Hoffnung zum Ausdruck kommt, oder vielleicht eher stille Resignation. Lulu war Lulu, und Sulonen genügte es, bei ihr wohnen zu dürfen.«
    »Von Literatur versteh ich nichts, aber ich bin ein Mann. Ich kann mir vorstellen, wie frustrierend es sein muss, wenn die Frau, die man liebt, mit anderen Männern schläft und man selbst auch noch den Aufpasser spielen soll. Du erinnerst dich doch an meine Freundin, Anita … Damals

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