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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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schmal. Am Kinn hatte er ein Grübchen. Viele Frauen fanden so etwas sexy. Zu meiner Überraschung trug er keinen Ring. Ich glaubte mich zu erinnern, dass er verheiratet war und mindestens zwei Kinder hatte.
    »Ein ziemlich merkwürdiger Fall, muss ich sagen. Ich an eurer Stelle würde die Beziehung zwischen Lulu und ihrem Leibwächter unter die Lupe nehmen. Vielleicht ist er als Killer angeheuert worden und hat absichtlich einen Tatort gewählt, an dem es genügend andere Verdächtige gibt. Ich habe mich lange genug mit den Verbindungen zwischen diesen Freudenvögelchen und der organisierten Kriminalität beschäftigt, um zu wissen, wie wenig das Leben von so einem Mädchen wert ist. Denkt doch bloß mal an die eine, nach der ihr in der Zeitung fahndet. Die werdet ihr nie finden. Ohne die Einmischung der Polizei hätte sie vielleicht überlebt, aber da ihr sie vernehmen wolltet, musste sie zum Schweigen gebracht werden. Die Unterwelt hat ihre Informanten, womöglich auch hier im Haus. Wer ist mit einem Polizistengehalt schon gegen Korruption gefeit?«
    Nordström beugte sich vor und fasste mich am Arm. Jetzt spielte er den guten Polizisten, den Freund, der garantiert auf der Seite der Gerechtigkeit steht. Ich schüttelte seine Hand ab und stand auf. Die Schultern taten mir weh, offenbar hatte ich mich unbewusst verspannt.
    »Okay, das reicht erst mal. Ende der Vernehmung um sechzehn Uhr fünfzig.« Koivu schaltete den Recorder ab, und Nordström sah mich verdutzt an.
    »Das war die offizielle Vernehmung. Und nun zum inoffiziellen Teil, unter Kollegen.« Ich lächelte Nordström verschmitzt an und legte die Füße auf den Tisch, sodass er meine Schuhsohlen zu sehen bekam. Koivu überlegte kurz, dann stand er auf und fragte, ob wir Kaffee wollten. Wir nickten beide.
    »Willst du allen Ernstes behaupten, du hättest Lulu Nightingale nicht gekannt, obwohl du bei der Zentralkripo leitender Ermittler für ihre Branche bist? Ihr habt Lulu doch bestimmt beobachtet?«
    Nordström seufzte und beugte sich so weit vor, dass er meine Schuhspitze zu fassen bekam. »Maria, Maria.« Er rüttelte an meinem Fuß, und ich zog das Bein nicht zurück. »Ich habe doch gesagt, ich weiß, wer Lulu Nightingale war. Nicht wir hatten sie im Auge, sondern die Kripo Helsinki. Nach dem Kuppeleiprozess hat Lulu keine Assistentinnen mehr eingestellt. Sie hat sich alle Mühe gegeben, die Gesetze nicht zu übertreten.«
    Koivu kam mit dem Kaffee. Nordström warf einen misstrauischen Blick in seine Tasse und nahm einen vorsichtigen Schluck.
    »Müsst ihr sogar am Kaffeepulver sparen?«, fragte er. Auch ich fand die Brühe ungewöhnlich dünn, goss aber trotzdem Milch zu.
    »Du sagst, das Leben einer Prostituierten sei nicht viel wert. Wer könnte Interesse an Lulus Tod gehabt haben?«
    Nordström trank schweigend seinen Kaffee aus. Zum Glück hatte er meinen Fuß losgelassen, als Koivu zurückgekommen war.
    »Du weißt doch, was in der Hauptstadtregion los ist. Die Mädchen kommen und gehen. Manche sind Junkies, manche kommen aus Russland und erhoffen sich ein besseres Leben, andere … andere sind höllisch in die Irre geführte Kinder aus den unabhängig gewordenen Teilen der ehemaligen Sowjetunion. Wenn man weiß, wo man suchen muss, findet sich für jeden Geschmack etwas. Ich würde Lulus Mörder unter denjenigen vermuten, für die eine selbständige Frau in dem Geschäft eine Bedrohung darstellt, weil sie anderen Mädchen ein Vorbild sein könnte.«
    »Namen?«
    »Wenn ich die wüsste, säßen die Herrschaften schon hinter Gittern.« Nordström stand plötzlich auf. »Ich muss den Wagen aus der Reparatur holen. Sollten meine Informanten etwas hören, was Lulu betrifft, melde ich mich. Du siehst übrigens ziemlich müde aus, Maria. Vielleicht solltest du deine Untergebenen arbeiten lassen und dich mal ausschlafen. Deine Kinder sind auch noch ziemlich klein, oder?«
    »Die haben einen Vater, der sich um sie kümmert. Und deine?«
    »Die Zwillinge sind bei meiner Alten, bei meiner Exfrau, meine ich. In einer Woche darf ich wieder den Wochenendvater spielen.«
    Nordström quetschte meine Hand ebenso schmerzhaft wie beim Hereinkommen und öffnete die Tür. Als er schon halb draußen war, drehte er sich noch einmal um.
    »Ach ja, schöne Grüße von Kristian. Er ist jetzt Referatsleiter im kriminalpolitischen Referat der EU. Es wundert ihn, sagt er, dass eine Frau mit deinem Talent sich im miefigen Espoo für einen Hungerlohn abschuftet. Von dir

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