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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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hätte er mehr erwartet.«
    Damit schlug Nordström die Tür hinter sich zu. Ich musste lächeln. Kristian hatte es nach fast zwanzig Jahren immer noch nicht verwunden, dass ich im Studium besser abgeschnitten hatte als er. Uns war es ergangen, wie es oft typisch ist: Zwanzig Jahre nach dem Schulabschluss sitzen die faulen Jungen auf gut dotierten Posten, während sich die Mädchen, die Klassenbeste waren, für wenig Geld kaputtschuften.
    »Was der wohl verheimlicht?« Koivus Frage riss mich aus meinen Gedanken.
    »Wieso?«
    »Ich habe seine Körpersprache beobachtet. Er hat ständig nervös die Hände bewegt und auch sonst ziemlich verkrampft gewirkt. Sicher nicht nur aus Verlegenheit wegen der ungewohnten Situation.«
    »Meinst du, er vergnügt sich nach seiner Scheidung mit käuflichen Gespielinnen?«
    »Oder auch schon vorher. Polizisten sind auch nur Männer, und du weißt doch, dass es gelegentlich Bonusangebote gibt.«
    »Das musst du mir genauer erklären.«
    Zu meiner Überraschung wurde Koivu rot. »Du kannst dir doch denken, wie das abläuft. Ein Mädchen bietet sich auf der Straße oder in einem Lokal an und wird dabei erwischt. Logisch, dass sie versucht, mit dem Polizeibeamten handelseinig zu werden. Außerdem wäre es ja auch möglich, dass Nordström ganz legal bei Lulu war, um sie zu vernehmen, und ihm jetzt trotzdem mulmig ist.«
    »Mich wundert vor allem, dass er uns keine Namen nennen wollte. Selbstverständlich weiß er, wer den Fleischmarkt in der Hauptstadtregion beherrscht! Puupponen und Ursula sollen sich mal kundig machen.«
    Ich dehnte meine verspannten Schultern. Nordic Walking oder ein bisschen Rudertraining hätte ihnen gut getan. »Rufst du bitte noch Terhi Pihlaja an, bevor du gehst? Versuch für morgen einen Termin mit ihr zu vereinbaren, gleich nach der Befragung von Frau Saarnio. Schick mir eine SMS, wenn du sie erreicht hast.«
    Koivu nickte und ging. Ich schaute bei unserem EDV-Spezialisten Haapio vorbei, der aber noch nicht einmal das Passwort geknackt hatte.
    »Und die Disketten?«
    Haapio verzog das Gesicht. »Die Dame hatte offenbar ziemlich viel Ahnung von Computern und war vorsichtig. Die Disketten sind mit PGP geschützt. Zwischen den Binden waren sie vielleicht nur versteckt, damit sie niemand unbrauchbar macht.«
    »Was ist PGP?«
    »Ein Datenverschlüsselungsprogramm. Ich muss also auch für die Disketten die Schlüssel knacken, um sie dechiffrieren zu können, und ich möchte wetten, dass beim PC ein anderer Schlüssel verwendet wurde. Wie viele Überstunden hast du am Wochenende für mich budgetiert?«
    »Sechs«, antwortete ich aufs Geratewohl, denn daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Kaartamo würde mir deshalb die Hölle heiß machen, aber es half nichts. Wir mussten Zugriff auf Lulus Dateien haben.
     
    Als ich nach Hause kam, war Antti gerade dabei, Taneli eine Gutenachtgeschichte vorzulesen. Iida spielte im Wohnzimmer mit ihren Barbies. Alles war alltäglich und friedlich, aus dem Kinderzimmer fiel ein warmer Lichtstreifen in den Flur. Antti hatte eine Portion Lachslasagne für mich übrig gelassen, zu der ich Buttermilch trank. Dann räumte ich die frisch gewaschene Wäsche in die Schränke und raffte mich sogar dazu auf, Iidas Blusen zu bügeln. Nach den vielen Gesprächen, die ich im Lauf des Tages geführt hatte, war die Hausarbeit direkt eine angenehme Abwechslung.
    »Mutti, was ist eigentlich eine Hure?«, fragte Iida plötzlich.
    Ich zuckte zusammen. Einer unserer Erziehungsgrundsätze war es, den Kindern jede Frage zu beantworten. Aber wie erklärt man einer Achtjährigen, was eine Hure ist?
    »Das ist ein Mensch, der für Geld mit anderen Menschen Liebe macht. Liebemachen ist etwas, was ein Mann und eine Frau miteinander tun und wobei ein Baby entstehen kann.«
    »Ins Bett gehen«, nickte Iida und spielte zufrieden weiter. Doch nach einigen Minuten stellte sie die nächste Frage: »Können Kinder Huren sein?«
    Leider ja, wäre natürlich die korrekte Antwort gewesen, doch gegen mein Prinzip schwindelte ich Iida diesmal an. Offenbar hatten sie in der Schule über Lulus Tod geredet.
    »Komm, ich lese dir deine Gutenachtgeschichte vor. Ihr habt um zehn Uhr Training, also solltest du spätestens um neun Uhr schlafen. Vati bringt dich morgen zur Eishalle, ich muss arbeiten.«
    »Blöd! Warum seid ihr nie beide zu Hause?« Iida holte ›Arme Iris‹, ihr derzeitiges Lieblingsbuch, aus dem Regal. An diesem Abend war das Kapitel an der Reihe, in dem

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