Wer sich nicht fügen will
holen.«
Riitta Saarnio bestätigte, dass nur sie selbst, Länsimies und die Maskenbildnerin gewusst hatten, wer zur Show eingeladen war, behauptete aber, das Thema Prostitution habe Länsimies allein gewählt.
»Ich war davon nicht so begeistert, die Medien befassen sich ohnehin viel zu viel mit Sex. Es gibt auch noch andere Dinge im Leben. Und von dieser Nightingale war ich ehrlich gesagt auch nicht gerade entzückt. Ich hätte lieber eine Frau ausgesucht, die gegen ihren Willen in diesem Beruf gelandet ist. Die Nightingale stellte die Sache zu einseitig dar – oder hätte es getan, wenn sie dazu Gelegenheit gehabt hätte.«
»Gab es zwischen Ihnen und Länsimies oft Meinungsverschiedenheiten über Themen und Gäste? Wie ist es eigentlich zu Ihrer Zusammenarbeit gekommen?« Die beiden schienen nicht recht zusammenzupassen. Von einem Mann wie Länsimies hätte ich erwartet, dass er als Assistentin eine schöne junge Frau wählte, die ihn vergötterte. Allerdings war Riitta Saarnio weit mehr als eine Assistentin. Immerhin besaß sie fünfunddreißig Prozent der Aktien an den West Man Productions, sie und Länsimies waren also gleichberechtigte Partner.
»Wir kennen uns schon lange und hatten auch vorher gelegentlich zusammengearbeitet. Ich war als Produzentin in einer Reihe von Firmen tätig und habe hauptsächlich Dokumentarfilme für das Fernsehen produziert. Mein letzter Arbeitgeber ging bei der Umstrukturierung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Konkurs. Ilari und ich trafen uns damals zufällig auf einer Cocktailparty, und als er hörte, dass ich meine Stelle verloren hatte, schlug er mir vor, mit ihm zusammen eine Firma zu gründen. Außer den ›Überraschungsgästen‹ produzieren wir ein Kochstudio und diese eine Serie, in der Prominente von ihren Haustieren erzählen. Bei den beiden Sendungen sind wir nur Produzenten, für Moderation und Regie sind andere zuständig. Ich war Ilari wirklich dankbar für seinen Vorschlag, denn eine fünfundfünfzigjährige Frau findet in der Medienbranche kaum noch Arbeit, und in Frührente wollte ich nicht gehen.«
Ein kleiner Teufel in meinem Innern flüsterte, die Frau von Sanierer-Saarnio müsste auch als Arbeitslose keine Not leiden, doch die Feministin in mir verstand, dass sie sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen wollte.
»Es gab selten Meinungsverschiedenheiten zwischen uns, Ilari hatte genauso wenig wie ich die Absicht, nur Hochglanzprominente ohne Substanz einzuladen. Wir hatten schon die Präsidentin zu Gast und Jorma Ollila von Nokia, das ist das Niveau, das wir anstreben. ›Überraschungsgäste‹ ist eine Talkshow für erwachsene Zuschauer oder, um es geradeheraus zu sagen, für Menschen ab der Lebensmitte.« Sie lächelte plötzlich, und ihr Gesicht hellte sich für einen Moment auf. »Ich glaube, Ilari will auf das Denken der Menschen Einfluss nehmen. Die Sendung über Prostitution war sicherlich an das Parlament adressiert. Er kennt viele Abgeordnete.«
»Haben Sie Lulu Nightingale vor der Sendung getroffen?«
»Einmal. Im Allgemeinen treffen wir uns mit jedem Gast nur einmal, das genügt, aber Ilari war danach noch einmal in Lulus … Studio. Das erste Treffen fand hier bei uns statt. In der Öffentlichkeit können wir uns mit den Gästen nicht zeigen, damit das Geheimnis nicht vorzeitig gelüftet wird. Wortgewandt war sie, diese Lulu, sie verstand es sehr gut, ihre Auffassungen zu begründen. Ilari war zufrieden, schöne und kluge Frauen sind nämlich seine Lieblingsgäste.«
»Warum haben Sie an dem zweiten Treffen nicht teilgenommen?«
»Das war nicht nötig. Für die Moderation war schließlich Ilari zuständig«, erwiderte Riitta Saarnio mit fester Stimme.
»Sind Sie Lulu an dem bewussten Abend im Studio begegnet?«
»Nur kurz. Ich habe um halb neun am Eingang auf sie gewartet. Dass sie ihren Leibwächter mitbrachte, war eine Überraschung. Da Lulu auf seiner Anwesenheit bestand, habe ich ihn eingelassen, ohne Ilari vorher zu fragen. Der Mann wollte im Kontrollraum warten, und ich sah keinen Grund, ihn daran zu hindern. Wir benutzen den Raum praktisch nie, er stammt noch aus der Zeit, als eine Anwaltskanzlei in dem Gebäude untergebracht war. Deren Besitzer hatte das Sicherheitssystem installieren lassen, und wir haben es beim Kauf übernommen.«
»Haben Sie sich an dem Abend mit Lulu Nightingale unterhalten?«
»Nur kurz, als ich ihr die Garderobe gezeigt habe. Sie schien sich darauf zu freuen, mit ihrem Anliegen ein
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