Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
Vom Netzwerk:
erinnerte mich an meine Zeit als Vertreterin des Ortspolizeidirektors in meiner Heimatstadt Arpikylä, und ich hatte auch nicht vergessen, welche Ängste ich ausgestanden hatte, als ich mit Iida schwanger war und mich ein Tatverdächtiger mit Schlittschuhen traktierte. Vor zwei Jahren war ich mit einer Schusswaffe bedroht worden, und ein Sprengsatz, der im Briefkasten unseres früheren Hauses detoniert war, hätte im schlimmsten Fall mir oder jemandem aus meiner Familie das Augenlicht rauben können. Ich wusste, wie schutzlos der Mensch letztlich ist und wie wenig die Polizei ausrichten kann. Frustriert sah ich Ursula in die Augen.
    »Du hast sicher bei der Helsinkier Polizei Anzeige erstattet?«
    »Nein. Was hätte das schon genützt? Die beiden Kerle existieren wahrscheinlich gar nicht, genau wie diese Oksana. Die sind unter falschem Namen oder illegal eingereist.«
    »Aber eine Körperverletzung muss man anzeigen! Hast du denn kein Fitzelchen Verstand? Und verdeckte Operationen müssen vorher genehmigt werden!« Nun wurde ich doch laut. Meine Stimme klang fast wie die meiner Mutter, als sie mich als Schülerin beim Whiskytrinken erwischt hatte.
    »Ich hab nichts Ungesetzliches getan! Es ist doch nicht verboten, in einer Kneipe zu sitzen!«
    »Bist du nach dem Preis gefragt worden?«
    »Einem hab ich gesagt, die ganze Nacht kostet fünfhundert. Und ob du’s glaubst oder nicht, der fand das ganz in Ordnung. Vielleicht wechsle ich tatsächlich den Beruf …« Sie versuchte zu grinsen, doch ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz.
    »Zum Donnerwetter, Ursula! Du hast dich in der Öffentlichkeit angeboten, das ist strafbar. Ich muss das Kaartamo melden. Begreifst du nicht, was du angerichtet hast? Wenn es ganz schlimm kommt, fliegen wir beide raus!« Ich stand auf und trat ans Fenster. Wenn Ursula keine Anzeige erstattete, könnte ich die ganze Geschichte unter den Teppich kehren. Ich hatte jedoch Bedenken wegen des Typen von der Zentralkripo, den sie im Mikado gesehen hatte. Wenn Ursula ihn erkannt hatte, war sie ihm vermutlich auch aufgefallen. Außerdem lag nun mal ein Dienstvergehen vor. Sekundenlang wünschte ich mir, Ursula hätte sich mir nicht anvertraut. Kaartamo würde vor Freude platzen, wenn er mich endlich loswurde.

ACHT
     
    Ursula ging nicht nach Hause, sondern blieb zur Besprechung. Ihr war klar, dass wir im Moment keinen einzigen Ermittler entbehren konnten, aber wir vereinbarten, dass sie vorläufig keine Vernehmungen zu führen brauchte. Stattdessen sollte sie sich um Computerfragen, Laborergebnisse und Hintergrundinformationen kümmern. Den Kollegen sagte sie, sie sei beim Radfahren gestürzt.
    »Hoffentlich hattest du einen Helm auf«, war Koivus einziger Kommentar. Er kam inzwischen einigermaßen mit Ursula aus, hatte ihr aber immer noch nicht verziehen, dass sie ihm vor zwei Jahren grundlos sexuelle Belästigung vorgeworfen hatte. Wir fassten die Ergebnisse der technischen Untersuchungen und der Vernehmungen vom Vortag zusammen. An der Fernet-Branca-Flasche waren nur Lulus Fingerabdrücke gefunden worden.
    »Wir haben also Gewissheit über Ursache, Zeitpunkt und Ort des Todes. Jetzt fehlen uns nur noch ein paar Kleinigkeiten, nämlich Täter und Motiv. Irgendwelche Vorschläge?«, fragte ich, nachdem Puustjärvi seinen Bericht beendet hatte. Autio meldete sich sofort.
    »Meine Kandidaten sind Saarnio, Länsimies und Sulonen.«
    Zu Ehren des Sonntags trug Autio einen schwarzen Nadelstreifenanzug und ein rosa Hemd. Er wirkte fehl am Platz in dem unordentlichen Pausenraum, in dem seit Freitagmorgen nicht mehr geputzt worden war.
    »Deine Hypothese lautet also, dass der Täter unter denjenigen zu suchen ist, die sich offiziell im Studio aufhielten. Begründung?«, fragte ich wie eine gestrenge Lehrerin.
    »Nur diese drei wussten, dass Lulu an der Sendung teilnehmen würde, und nur sie hatten Zutritt zu ihrer Garderobe. Möglicherweise hatte Länsimies oder Frau Saarnio ihr den Fernet Branca versprochen und das Gift vorher in die Flasche gegeben. Sulonen könnte das Getränk schon zu Hause vergiftet und einfach mitgebracht haben.«
    »Bei Sulonen ist es leicht, sich ein Motiv vorzustellen, aber bei Saarnio oder Länsimies?«, wandte Koivu ein.
    »Für Länsimies fällt mir sofort eins ein: Erpressung. Er war Lulus Kunde und will nicht, dass die Öffentlichkeit davon erfährt.« Autio goss sich Kaffee nach.
    »Dann hätte er Lulu wohl kaum in seine Show eingeladen«, gab ich zu bedenken.
    »He, ich

Weitere Kostenlose Bücher