Wer sich nicht fügen will
im Mund Verletzungen hatte.
Nachdem er einen Happen gegessen hatte, bestritt Sulonen, irgendetwas im Auto versteckt zu haben.
»Ich bin selten allein damit gefahren, es hat ja Lulu gehört. Oder eigentlich ihrer Firma.«
»Ein erwachsener Mann und hat nicht mal einen eigenen Wagen. Letztes Mal hast du geprahlt, Lulu hätte dir alles gegeben, was du brauchst. Dabei hast du nicht mal ein Auto bekommen.«
Ursula sah Sulonen belustigt an. »Wer von euch hat am Steuer gesessen, als ihr zum Studio gefahren seid?«
»Ich. Lulu wollte sich konzentrieren …« Sulonen biss in das Brot und schluckte, bevor er weitersprach: »Ich glaube, sie hatte auch was getrunken, Wein oder sonst was, vielleicht Fernet Branca.«
»Warum hast du uns nicht früher gesagt, dass Lulu gewohnheitsmäßig Fernet Branca trank?«
»Ich kann doch nicht alles im Kopf haben! Ich bin total durcheinander. Rate mal, ob ich ein Auge zugetan hab, seit Lulu … Scheiße, warum bin ich bei dem Sprung nicht hopsgegangen! Mir ist alles egal.«
»Hattet ihr immer Fernet Branca im Haus? Trinkst du den auch?«
»Im Haus war jede Menge davon, aber ich rühr das Zeug nicht an. Ein Leibwächter darf nicht trinken. Manchmal zisch ich ein paar Bierchen, wenn wir freihaben und Lulu sich zu Hause ausruht.«
»Hast du gesehen, dass Lulu eine Flasche Fernet Branca ins Studio mitnahm?«
»Nein! Sie hatte eine große Tasche voller Kram, Make-up und Haarspray und so. Ich wusste nicht, was sie da noch reingepackt hatte.«
Ursula versuchte, ihm Informationen über die Besucher zu entlocken, die in den letzten Tagen bei Lulu gewesen waren, aber er behauptete, die Namen der Kunden nicht zu kennen. Lulu habe auch nicht erwähnt, dass jemand ihr eine Flasche ihres Lieblingsgetränks geschenkt hatte.
»Wolltest du Lulu heiraten, damit sie nicht mehr mit anderen Männern zu schlafen braucht? Aber sie wusste dein Angebot nicht zu schätzen, wie? Hast du sie deshalb umgebracht?«
Sulonen atmete so scharf ein, dass ihm ein Brotkrumen in die falsche Kehle rutschte. Männer gaben sich äußerst selten als edler Prinz, im Allgemeinen waren wir Frauen diejenigen, die sich einbildeten, durch ihre Liebe einen Mann retten, einen Säufer, Schläger oder mehrfachen Mörder in einen neuen Menschen verwandeln zu können. Nun waren mir an ein und demselben Tag gleich zwei Ausnahmen begegnet: Arto Saarnio und Tero Sulonen. Das schien aber auch das Einzige zu sein, was diese beiden Männer miteinander verband.
»Wo waren die Wagenschlüssel während der Sendung?«, fragte Ursula weiter, ohne sich an Sulonens würgendem Husten zu stören. Ihm stiegen Tränen in die Augen. Schließlich schlug ich ihm kräftig auf den Rücken, er jaulte auf, und ich verfluchte meine Gedankenlosigkeit. Die gebrochenen Rippen! Zum Glück hatte sich das Brotstückchen jedoch gelöst, Sulonen schluckte es herunter und spülte mit Orangensaft nach.
»In meiner Tasche, aber den Zweitschlüssel hatte Lulu in ihrer Handtasche.«
Ich rief mir den Inhalt von Lulus Handtasche ins Gedächtnis. Richtig, es waren Schlüssel dabei gewesen. Hätte der Mörder die Zyanidflasche ins Auto legen können, nachdem er Lulu vergiftet hatte? Nein, die Überwachungskameras zeigten, dass niemand das Gebäude verlassen hatte. Und Lulu selbst? Hatte sie womöglich die Flasche in den Kofferraum gelegt, ohne zu ahnen, was sie enthielt?
»Die Sache mit deinem Kumpel haben wir noch nicht geklärt. Bei wem warst du denn nun?«
»Bei Männe … Eigentlich heißt er Antti Mustajärvi. Er wird Männe genannt, weil … Na, egal. Jedenfalls wohnt er in der Hämeentie. Ich kann euch auch die Nummer geben. Aber er weiß nichts. Er hat gearbeitet, er ist Türsteher im Helsinki-Klub. Wir gehen zusammen zum Krafttraining.«
Sulonen beteuerte seine Unschuld, obwohl Ursula ihm gnadenlos zusetzte. Ich hörte zu und überlegte, ob wir mit Freundlichkeit nicht doch weiter gekommen wären. Außerdem machte ich mir Sorgen um seine Gesundheit. War es richtig gewesen, ihn nach der ärztlichen Versorgung aus dem Krankenhaus zu entlassen? Er schien körperlich und geistig in schlechter Verfassung zu sein.
Ursula legte das Foto von Lulu und der Präsidentin auf den Tisch.
»Was weißt du davon? Wer hat das Foto gemacht?«
Sulonen starrte das Bild verdattert an.
»Keine Ahnung. Das hab ich nie gesehen. Seltsam, der Hintergrund sieht aus wie unsere Wohnung, aber die Präsidentin hat uns nie besucht. Lulu hätte mir doch erzählt, wenn die Präsidentin
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