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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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Draht zu ihm.«
    »Okay, du sprichst und ich höre zu«, nickte ich, obwohl ich Ursulas »guten Draht« auf dem Video eher als Einschüchterung des Zeugen erlebt hatte.
    Wir baten die Zellenaufsicht, uns Sulonens Sachen auszuhändigen. Sein Handy war abgeschaltet, die Brieftasche enthielt nichts, was uns weitergebracht hätte: dreiundzwanzig Euro Bargeld, zwei Kreditkarten, Bonuskarten für die K-Ladenkette und die ABC-Tankstellen, Sulonens Krankenversicherungskarte. Außerdem zwei Fotos; das eine, in Passbildgröße, war eine Porträtaufnahme von Lulu, das andere zeigte Lulu und Sulonen in Straßenkleidung vor einem Restaurant. Dieses Bild war auf Hochglanzpapier gedruckt und offenbar aus einer Illustrierten ausgeschnitten.
    »Kein Bibliotheksausweis«, stellte Ursula fest. »Er scheint sich nur mit seiner eigenen Poesie zu beschäftigen. Das merkt man ihr auch an.« Vor der Morgenbesprechung hatte sie Puupponen die Gedichte des Leibwächters vorgelesen, und beide hatten schallend gelacht. Ich hatte Puupponen verärgert darauf hingewiesen, dass gerade er Verständnis für angehende Schriftsteller haben müsse, was wiederum Ursula in Verwirrung gestürzt hatte. Die Kollegen wussten nichts von Puupponens Manuskript.
    Wir ließen Sulonen aus der Zelle holen. Das Gehen fiel ihm schwer, offenbar hatte er sich auch den rechten Knöchel verstaucht, und die gebrochenen Rippen schienen ihn bei jeder Bewegung zu schmerzen. Jedenfalls kam er langsam und vorsichtig in den Vernehmungsraum. Er zitterte, seine Augen waren gerötet, aber er hatte keine Fahne. Behutsam setzte er sich auf den angebotenen Stuhl und zog die gürtellose Hose hoch.
    »Schau an, unser Dichter«, begann Ursula. »Du hast Lulu also tatsächlich geliebt. Muss ganz schön hart gewesen sein, dass sie deinen Heiratsantrag nicht ernst genommen hat.«
    Sulonen wurde rot, während ich nur mit Mühe einen Seufzer unterdrücken konnte. Ich musste unbedingt mit Ursula über ihre Vernehmungstechnik sprechen.
    »Habt ihr meine Gedichte gelesen?«, brüllte Sulonen. »Dazu habt ihr kein Recht! Die waren für Lulu!«
    »Wie schön, dass du dich so gut mit deinem inneren Teenager verstehst«, bemerkte Ursula spitz. »Warum in aller Welt hast du unsere Anrufe nicht erwidert? Wo hattest du dich die ganze Zeit versteckt?«
    Sulonen sah mich Hilfe suchend an. Ich gab mir Mühe, mütterlich dreinzuschauen. Die Rollenverteilung bei dieser Vernehmung stand fest: gehässiges Weibsstück und gute Mutter.
    Sulonens Kleider stanken nach Schweiß. Sein Sweater war mit Flecken übersät, die wie Senfspritzer aussahen. Er machte eine Bewegung, stöhnte auf und legte die Hand auf die Rippen.
    »Wo hattest du dich versteckt?«, wiederholte Ursula. Sulonen antwortete mit gesenktem Blick:
    »Ich konnte da nicht bleiben! Lulus Sachen und diese Leere. Und die Bullen hatten alles durcheinander geworfen. Ich hab’s nicht geschafft aufzuräumen, also bin ich in die Stadt. Zu meinen Kumpels …«
    »Warum hast du unsere Anrufe nicht erwidert?«
    »Ich hab das Handy ausgeschaltet, weil die Reporter mich nicht in Ruhe lassen wollten. Dann bin ich zu einem Kumpel gegangen.«
    Wieder stöhnte er, sein Gesicht war blass. Er hielt sich am Tisch fest, als wäre ihm schwindlig.
    »Wie heißt dieser Kumpel?«, hakte Ursula nach, doch ich unterbrach sie.
    »Wann hast du zuletzt gegessen?«, fragte ich. Ursula warf mir einen wütenden Blick zu.
    »Gegessen … Weiß nicht. Ich hatte auf nichts Lust.«
    »Du bekommst ein Butterbrot, wenn du uns sagst, woher du das Zeug hast«, riss Ursula das Gespräch wieder an sich. Sulonen hatte offensichtlich keine Ahnung, wovon sie sprach – oder er war ein blendender Schauspieler.
    »Wir haben dein kleines Versteck im Auto gefunden. Da warst du ziemlich nachlässig.«
    Sulonen war inzwischen so blass, dass seine Haut fast bläulich schimmerte. »Ich versteh nicht, wovon du sprichst«, stammelte er.
    »Von dem Zeug, an dem Lulu gestorben ist. Wir haben es gefunden.«
    Sulonens Kopf sackte nach vorn. Wahrscheinlich hatte er starke Schmerzmittel bekommen, und wenn er seit Tagen nichts gegessen hatte, war es kein Wunder, dass ihm übel wurde. Ohne mich von Ursulas bösen Blicken beirren zu lassen, ordnete ich eine Vernehmungspause an und holte zwei Glas Orangensaft und ein Schinkenbrot, um Sulonens Blutzuckerspiegel hochzupuschen. Er starrte das Tablett argwöhnisch an, trank dann aber vorsichtig von dem Saft. Als er das Gesicht verzog, fiel mir wieder ein, dass er auch

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