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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Letholainen
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… Ist das Bild überhaupt echt?«
    »Das frage ich dich«, erwiderte Ursula mit schneidender Stimme, doch Sulonen beteuerte seine Ahnungslosigkeit. Nach anderthalbstündiger, ergebnisloser Befragung sah ich Ursula fragend an und winkte sie auf den Gang. Ich schloss die Tür zum Vernehmungsraum ab, obwohl ich nicht ernstlich damit rechnete, dass Sulonen versuchen würde, aus dem bewachten Polizeigefängnis zu entkommen.
    »Der muss weitergegrillt werden«, meinte Ursula. »Immerhin, er ist nicht mehr allzu weit vom Zusammenbruch. Behalten wir ihn über Nacht in der Zelle.«
    »In Ordnung«, nickte ich. Ich hatte meine eigenen Pläne. Nach Feierabend wollte ich mich unter vier Augen, inoffiziell, mit Sulonen unterhalten. Ursula würde ausrasten, wenn sie davon erfuhr, aber was scherte mich das. Ich war die Chefin.
    Wir baten den Aufsichtsbeamten Koskinen, Sulonen in eine Zelle zu bringen. Koskinen klagte, der Zellentrakt sei fast voll, weil das Rauschgiftdezernat in der letzten Nacht eine Razzia veranstaltet hatte. »Für diesen Burschen findet sich noch ein Plätzchen, aber ich hoffe, dass es heute Nacht ruhig bleibt, sonst wird es wirklich eng.«
    Ich bat Koskinen, gut auf Sulonen aufzupassen und eventuelle Klagen über gesundheitliche Probleme unbedingt ernst zu nehmen. Dann ging ich in mein Dienstzimmer, setzte mich an den Computer und lud die Fotos von Oksana. Trotz meines Ekels vergrößerte ich sie, bis auch die kleinsten Einzelheiten zu erkennen waren. In dreifacher Vergrößerung sah das Geschlechtsorgan merkwürdig aus. Die Schamhaare glichen einem dichten Wald, mitten hindurch zog sich eine tiefe Wunde wie eine hastig geschlagene Schneise. Ein verpfuschter Dammschnitt sah wahrscheinlich ähnlich aus. Da ich nun endlich den Namen des Opfers wusste, konnte ich die ukrainische Polizei um Amtshilfe bitten. Vielleicht war Oksana ja doch nach Kiew zurückgekehrt.
    »Ich schütze lieber Mädchen wie Svetlana und Oksana«, hatte es in Lulus Aufzeichnungen geheißen. Oksana war zwar in russischsprachigen Gegenden ein häufiger Name, doch es konnte sich durchaus um dieselbe Person handeln. Vielleicht wusste Sulonen etwas darüber.
    Ich nahm mein dreißig Zentimeter langes Lineal zur Hand und stellte mir vor, es sei ein Messer. Dann ging ich Oksanas Verletzungen Schnitt für Schnitt durch: Gesicht, Brüste, Bauch, Schamgegend. Es schauderte mich. Offenbar hatte Oksana sich umsonst geopfert und dabei ihr Leben verloren. Arto Saarnio hatte es gut gemeint, aber nur Unheil angerichtet, genau wie in seinem Beruf. Kündigungen wurden fast immer damit gerechtfertigt, dass auf diese Weise wenigstens ein Teil der Arbeitsplätze in Finnland erhalten blieb. Für diejenigen, die bei Copperwood die Aktienmehrheit besaßen, spielte dieses Argument sicher keine Rolle, sie waren keine Finnen. In zwanzig Jahren, wenn das Lohnniveau in China zu hoch geworden war, würde die Produktion in das nächste Billiglohnland verlegt werden. Es gab immer genug Länder, in denen Arbeitskräfte zum Spottpreis zu haben waren, dafür würden die reicheren Staaten schon sorgen. Ich nahm mir vor, am Abend Jorma und Eeva anzurufen und mich zu erkundigen, wie es ihnen ging, aber vor dem Feierabend hatte ich noch einige Dinge zu erledigen. Autio versprach, gemeinsam mit Puustjärvi Oksanas Mitbewohnerinnen zu vernehmen, sobald sie aufs Präsidium gebracht wurden. Damit traten wir zwar Nordström auf die Zehen, aber das war mir egal. Die Zentralkripo sollte sich gefälligst an die eigene Nase fassen, wenn sie mit ihren Ermittlungen nicht vorankam. Da die Streife, die ins Espooer Zentrum geschickt worden war, sich noch nicht gemeldet hatte, telefonierte ich hinter ihr her und bekam Haikala an den Apparat.
    »Hier macht keiner auf. Wir haben im Treppenhaus gewartet, aber es ist niemand zu sehen. Von den Nachbarn ist nur einer zu Hause. Er sagt, in der Wohnung sei es wochenlang zugegangen wie in einem Taubenschlag, aber seit ein paar Tagen sei alles ruhig.«
    »Gibt es da einen Hausmeister?«
    Haikala lachte. »In einem Mietshaus? Mach keine Witze! Wir können natürlich den Instandhaltungsservice anrufen, aber vermutlich sind wir sowieso nicht befugt, die Wohnung zu betreten, oder?«
    Da hatte er Recht. Ich zog die Streife ab und bat Autio, festzustellen, wer zurzeit als Mieter der Wohnung G 122 registriert war. Dann machte ich mich auf den Weg zum Zellentrakt. Dort war es still. Koskinen berichtete, Sulonen habe gerade um ein Glas Saft gebeten.
    »Das

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