Wer sich nicht fügen will
auch den Erlös aus dem Haus in Inkoo und vom Verkauf der Aktien. Dann braucht ihr euch nicht mehr mit dem Kredit für eure Wohnung abzuquälen und könnt euch endlich etwas Besseres suchen.«
Ich hielt den Atem an, sprachlos vor Überraschung. »Ich weiß, wie Antti darüber denkt. Er ist zu stolz, um Hilfe anzunehmen. Der dumme Junge. Irgendwann wird euch das Geld sowieso gehören, aber ich bin ein zähes altes Weib, womöglich halte ich noch zwanzig Jahre durch. Und inzwischen vergeudet ihr euer Leben mit einer Wochenendehe. Die Kinder brauchen ihren Vater. Von dem Geld könnt ihr euch eine größere Wohnung leisten, und wenn Antti eine Weile arbeitslos ist, wäre das auch kein Problem. Was meinst du dazu?«
Ich spürte Tränen aufsteigen und blinzelte sie weg. »Das klingt wundervoll, Marjatta, aber du musst mit Antti sprechen, nicht mit mir. Es ist schließlich das Geld seines Vaters.«
»Aber der Bub ist so halsstarrig!«
Ich lachte, aber gleichzeitig liefen mir Tränen über das Gesicht.
»Ja, das ist er. Und er scheint seine Arbeit in Vaasa zu mögen. Ich weiß nicht, ob er sie aufgeben will. Ich kann ihm natürlich von deinem Vorschlag erzählen, aber solltest du nicht besser selbst mit ihm sprechen?«
Meine Schwiegermutter blieb dabei, dass ich den ersten Vorstoß machen sollte. Mir war auch klar, weshalb. Das Verhältnis zwischen Antti und seiner Mutter war nicht ganz ungetrübt. Im letzten Stadium von Tauno Sarkelas Krankheit hatte sie sich sehr auf Antti gestützt und ihn zugleich gedrängt, alte Zerwürfnisse mit seinem Vater beizulegen, Streitigkeiten aus Kindertagen, über die Antti nicht einmal mit mir reden wollte. Meine Vermittlungsversuche waren mehr oder weniger erfolglos geblieben, denn Antti hatte die Angewohnheit, sich in schwierigen Situationen in sein Schneckenhaus zurückzuziehen, und die dominierende Art seiner Mutter verschlimmerte diese Neigung nur. Also würde ich behutsam vorgehen und meine Gefühle für mich behalten müssen, sosehr ich auch hoffte, Antti würde das Geld annehmen.
Ich schnitt das Thema nicht sofort an. Erst als die Kinder schliefen, erzählte ich Antti vom Anruf seiner Mutter. Er hörte schweigend zu, drehte aber die Hände hin und her, wie immer, wenn er nervös oder verärgert war.
»Warum hat Mutter dich eingeschaltet?«, fragte er, als ich mit meinem Bericht fertig war.
»Ich habe sie gebeten, direkt mit dir zu sprechen, aber sie wollte nicht. Das spielt ja auch keine Rolle. Denk doch mal nach, das wäre doch eine gute Lösung! Die Kinder bekommen jedes ein eigenes Zimmer, und du kriegst ein richtiges Arbeitszimmer und brauchst nicht mehr am Wohnzimmertisch zu schreiben.«
»Sicher, das klingt ganz hübsch, aber bildet Mutter sich wirklich ein, ich würde meine Arbeit in Vaasa aufgeben, die mir echt Spaß macht? Ich will nicht von geerbtem Geld leben, dann wäre ja meine gesamte Ausbildung für die Katz gewesen! Könntest du dich nicht versetzen lassen? In Vaasa bekämen wir für das Geld ein stattliches Haus.«
»Aber da sind keine Stellen frei. Ich mag meine Arbeit nämlich auch.«
»Und unser ganzes Leben dreht sich um dich, wie gehabt!«
Antti stand auf, zog die Schuhe an, nahm seinen Mantel und erklärte, er wolle einen Spaziergang machen. »Ich muss nachdenken. Das ist alles nicht so einfach, wie du denkst«, sagte er und verschwand. Das war seine typische Reaktion auf schwierige Situationen: Er wollte allein sein. Ich hatte mich daran gewöhnt, aber diesmal ärgerte ich mich. Warum konnte Antti nicht ein einziges Mal etwas mit mir ausdiskutieren?
Plötzlich erinnerte ich mich, wie er mit Virve am Telefon gescherzt hatte. Romanzen am Arbeitsplatz waren keine Seltenheit, ich selbst war eine Zeit lang nahe daran gewesen, mich mit Taskinen einzulassen. Antti hätte ein paarmal Grund zur Eifersucht gehabt, weil ich mich zu stark zu anderen Männern hingezogen fühlte, aber ich war nie so weit gegangen, meinen Gefühlen nachzugeben. Ich selbst hatte Antti immer vertraut, aber nun war ich plötzlich unsicher. Was hatte Mauri Hytönen über die sexuellen Bedürfnisse der Männer gesagt?
Bisher hatte ich geglaubt, die derzeitige Flaute im Bett sei nur auf Mangel an Gelegenheit zurückzuführen. Wir waren selten beide gleichzeitig zu Hause und in Stimmung, wenn die Kinder schliefen. Extravaganzen erwartete ich nicht, mir genügte die Berührung des Menschen, den ich liebte. Mir fiel Lulu Nightingales Arsenal ein. Sollte ich mir frivole Unterwäsche
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