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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gab das Blatt dann an Horst zurück. »Ich weiß, woran ihr alle denkt«, sagte sie dabei. »Es kann aber auch ganz harmlos sein.«
    »In vier Zeitungen stand die Anzeige. Die Kripo hat die Telefonnummer bereits angerufen und beim Fernsprechamt den Teilnehmer feststellen lassen. Ein völlig unbescholtener Mann. Junggeselle.«
    »Na bitte …«
    »Nur: Er bewohnt eine Etagenwohnung. Vom großen Garten für den Auslauf des lieben Tieres keine Rede. Da ist schon ein Haken …«
    »Und was hast du damit zu tun?«
    »Jetzt rufe ich an und biete einen Hund feil. Einen Vorstehhund. Eine wahre Hundeschönheit. Sein Name Bravo sagt schon alles.«
    »Aber du hast doch gar keinen!«
    »Ich hab' ihn, mein Liebling. Morgen früh steht er schwanzwedelnd vor dir.« Tenndorf klatschte in die Hände. »Die Organisation klappt.« Er setzte sich auf die Couch, zog das Telefon zu sich heran und lachte Carola in das fassungslose Gesicht. »Draußen sind es mindestens zehn Grad minus. Was hältst du davon, wenn du deinem Liebsten einen richtigen steifen Grog braust? Rum ist im Kühlschrank, Zucker im Küchenschrank, ebenso Gläser …«
    »Wen willst du anrufen?« fragte sie ahnungsvoll.
    »Den Hundefreund.«
    »Dann braue ich den Grog hinterher …«
    Tenndorf nickte, legte das Zeitungsblatt auf die Couchlehne und wählte die in der Anzeige angegebene Nummer. Es klingelte achtmal, bis sich eine ziemlich muffige Stimme meldete.
    »Ja?!«
    »Ich habe hier eine Anzeige vor mir liegen«, sagte Tenndorf höflich, »mit der Sie einen großen Hund suchen. Haben Sie noch Verwendung dafür? Die Anzeige ist ja schon zwei Tage alt, ich habe sie erst heute bei Bekannten gelesen.«
    »Was für einen Hund haben Sie?«
    »Einen deutschen Vorstehhund. Ein Prachtexemplar. Sie werden begeistert sein.«
    »Und warum wollen Sie ihn abgeben?«
    »Wir wohnen sehr beengt hier. Man hat uns damals den Hund geschenkt, und wir haben geglaubt, wir könnten ihn halten. Aber ein Jagdhund braucht viel Auslauf, braucht das Gelände, und ich habe keine Zeit, mit ihm jeden Tag aufs Land zu fahren. Wir trennen uns nur schwer von ihm, und er soll auch nur in liebe Hände kommen. Er hätte es bei Ihnen doch gut, nicht wahr?«
    »Er hätte alles, was er braucht. Viel Auslauf, beste Pflege. Was soll er denn kosten?«
    »Ja, was soll er kosten? Wir haben da gar keine Erfahrung. Man hat ihn uns ja vor einem Jahr geschenkt. Was ist so ein schöner großer Hund wert?«
    »Ich biete Ihnen fünfhundert Mark …«
    »Fünfhundert?« Tenndorf tat, als werfe ihn die Summe um. »Wirklich fünfhundert Mark? Das ist ja toll. Sie bekommen ihn! Wann holen Sie ihn ab?«
    »Morgen um die Mittagszeit?«
    »In Ordnung.« Tenndorf gab seine Adresse und seine Telefonnummer an. »Muß ich einen Kaufvertrag aufsetzen?«
    »Nicht nötig. Das ist ein Geschäft unter Hundeliebhabern. Per Handschlag, wie seit Jahrhunderten üblich. Ich freue mich.«
    »Ich auch!«
    Zufrieden legte Tenndorf auf. Wiga hatte mit offenem Mund zugehört, Carola schien wieder Bedenken zu haben.
    »Das ging aber glatt«, sagte sie.
    »Zu glatt … Nach zwei Tagen. Da hat er bestimmt eine Menge Angebote bekommen. Das ist kein einsamer Mensch, der einen Kameraden sucht … das ist ein Profi!« Tenndorf rieb sich die Hände. »Wir werden eine heiße Spur bekommen. A propos heiß: Wo bleibt unser Grog, Liebling?«
    »Sofort. Du bist fest davon überzeugt, daß du mit einem Gangster gesprochen hast?«
    »Mit einem Versuchstierhändler – ja. Gangster würde ich nicht sagen: Für diese Herren ist ihr Geschäft ein ehrliches Gewerbe. Im Handelsregister eingetragen. Das ist ja die Klippe, die wir überspringen müssen. Dieser Wulpert hat uns ja vorgemacht, daß er unangreifbar ist. Stimmen die Papiere, kann man jedes Tier in die Tierversuchshölle bringen. Ein Tier ist eine Handelsware. Es regt sich ja auch niemand darüber auf, daß täglich Hunderte von Tieren in den Schlachthof hineingehen und als saftige Fleischstücke wieder herauskommen. Auch die Versuchstiergegner wollen ihr Steak und ihr Kotelett essen, ihren Braten und ihren Schinken.«
    »Das kann man doch nicht miteinander vergleichen, Horst!«
    »Genau. Da wird kein Tier wochen- oder monatelang zu Tode gequält für einen neuen Hustensaft. Ich wollte dir nur klarmachen, wie schnell die Grenzen verschwimmen.«
    Das Telefon klingelte. Tenndorf zeigte auf den Apparat. »Das ist Lutz, der Besitzer von Bravo. Wetten?«
    Es war Lutz. Eine forsche Männerstimme, die zunächst

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