Wer sich nicht wehrt...
es sich um kein großes Auto gehandelt hat, dem Klang des Motors nach …«
»Etwa ein VW-Kastenwagen?«
»Möglich.« Abbels starrte auf das Muster des Teppichs zu seinen Füßen. »Ich weiß, woran Sie denken, Herr Tenndorf. Aber bei Wulpert gibt es keinen Kastenwagen.«
»Sagen wir so: Man hat keinen gesehen …«
»Wir haben alles gründlich durchsucht. Wir kamen plötzlich, es konnte also nichts zur Seite geschafft werden … falls Sie das denken sollten. Natürlich ist denkbar, daß Wulpert mit Zuträgern arbeitet, aber das muß erst bewiesen werden. Der tägliche Transportverkehr bei ihm ist groß, aber wer bringt und wer holt ab? Wie will man das kontrollieren? Durch eine Absperrung der Straße und Kontrolle jeden Fahrzeuges? Dazu muß uns erst die Staatsanwaltschaft ermächtigen.«
»Reichen dazu die Verdachtsmomente aus?« fragte Dallmanns.
»Kaum. Bei Wulpert stimmt alles, die Abrechnungen von Kauf und Verkauf, die Transport- und Herkunftspapiere. Absolut nichts ist ihm nachzuweisen. Hinzu kommt: Wulpert ist ja nicht der einzige Tierhändler im Großraum Hannover.«
»Aber die Kinder haben doch beobachtet und ausgesagt …«, warf Tenndorf ein.
»Kinder …« Dallmanns winkte ab. »Wenn bei diesem Wulpert alles stimmt, ist eine Kinderaussage gleich Null! Leider … das möchte ich betonen.« Er sah Abbels von der Seite an. »Was schlagen Sie vor, Herr Kommissar?«
»Eine weitere Blitzdurchsuchung. Aber da ist noch etwas anderes.« Abbels zog aus der Tasche vier Ausrisse aus Zeitungen und breitete sie auf den Knien aus. Ausrisse aus dem Anzeigenteil. »Das haben wir in vier Zeitungen entdeckt. Überall der gleiche Text: ›Suche großen Hund. Versprochen wird liebevolle Pflege. Großer Garten für Auslauf vorhanden. Welcher Tierfreund hilft einem anderen Tierfreund?‹ – Wir alle im Kommissariat sind der Ansicht, daß das ein Lockanzeige ist.«
»Aber hundertprozentig!« rief Tenndorf erregt.
»Wer sich auf diese Anzeige meldet, kann seinen Hund gut verkaufen, aber wer ihn kauft und wofür, das weiß er nicht.«
»Ein ordentlicher Kauf ist nicht strafbar!« warf Dallmanns ein.
»Aber dann …«
»Auch was er nachher mit dem Hund macht, nicht. Solange es keine Tierquälerei ist. Der Hund ist rechtlich sein Eigentum.«
»Eben eine Sache!« sagte Tenndorf sarkastisch.
»Doch über diese Anzeige könnten wir eine Spur aufnehmen. Wir brauchten nur jemanden, der auf das Kaufgesuch reagiert.« Abbels hob abwehrend beide Hände, als er sah, daß Tenndorf etwas sagen wollte. »Nein! Nein! Nicht unsere Hundestaffel. Jeder Hundeführer wird sich mit Händen und Füßen und Zähnen dagegen wehren, daß sein Hund als Lockvogel verkauft wird. Außerdem ist das gar nicht möglich – ein Polizeihund untersteht einer Dienstordnung und ist Mitglied der Polizei. Überdies: Jeder Tierhändler erkennt sofort, daß es ein Polizeihund ist. Nein, wir müssen jemanden haben, der uns seinen Hund für diese Spurenaufnahme leiht. Kennen Sie da jemanden, meine Herren?«
Tenndorf nahm einen Ausriß von Abbels' Knien und las noch einmal die Anzeige durch. Seine Gedanken gingen dabei zu Steffen Holle und dessen Aktionsgemeinschaft ›Rettet die Tiere e.V.‹, die für die nächsten Tage wieder eine Tierbefreiung planten, mit ihm, Horst Tenndorf, als Mithelfer! Wenn jemand bereit war, einen Lockvogel zu besorgen, dann sicherlich Steffen Holle. Er hatte bestimmt auch die Möglichkeit, die ganze Aktion unbemerkt zu überwachen.
»Ich könnte vielleicht helfen, meine Herren«, sagte Tenndorf langsam.
Prof. Sänfter fuhr herum. »Sie?«
»Vielleicht, schränkte ich ein. Ich will's versuchen. Über einen guten Bekannten, der – immer vielleicht! – seinen Hund dazu zur Verfügung stellt. Ich werde heute abend noch mit ihm sprechen.« Er blickte zu Abbels hinüber. »Wann soll die Aktion starten?«
»Schnellstens. Solange die Anzeige noch ›heiß‹ ist.«
»Aber das bringt mir meinen Arras nicht wieder!« rief Sänfter klagend.
»Ich befürchte, Hans …«, setzte Dallmanns vorsichtig an, aber Sänfter hob abwehrend beide Arme.
»Sie verkennen alle meine Situation, meine Herren! Meine Frau hat einen Schock erlitten, der eigentlich eine stationäre Einweisung erfordert. Bleibt Arras verschwunden, sehe ich ernste Komplikationen auf mich zukommen. Zugegeben, meine Frau ist hysterisch. Aber auch eine explodierende Hysterie ist ein Krankheitsbild. Ich weiß, ich weiß, niemand von Ihnen kann mir Arras zurückbringen.
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