Wer spart, verliert
fünfstelligen Bereich, obwohl dieses Wesen noch gar keine Gelegenheit hatte, eigene Schulden zu produzieren! Auch müssen sich Kinder in unserer Gesellschaft »rechnen«, und so investieren wir nur verhalten, um unserem Nachwuchs eine optimale Entwicklung und Bildung zu sichern. Für unsere Kinder dagegen rechnet sich das, was wir ihnen als Erbschaft hinterlassen, schon längst nicht mehr.
Unsere Kinder sind Luxus, denn sie kosten viel Geld. In jungen Familien müssen häufig beide Eltern arbeiten, so dass in der Schulzeit Probleme auftreten, wenn die Kinder zeitlich nicht ausreichend von den Eltern begleitet werden können. Andernfalls entsteht durch den Gehaltsausfall eines Elternteils zugunsten der Kindererziehung ein finanzieller Engpass, der wenig Raum lässt für die Förderung der individuellen Talente des Kindes.
Es stellt sich die Frage, welchen Wert diese heranwachsende Generation für uns hat. Was sind wir bereit zu geben, um ihnen ein stabiles Fundament zu schaffen? Wir könnennicht einfach unseren Nachkommen unsere finanziellen Probleme überlassen, sondern müssen sie selbst angehen. Unseren Nachkommen gilt es zu vermitteln, wie sie ihre eigenen Herausforderungen erfolgreich meistern können. Wir können unseren Kindern lebenswerte Werte vermitteln, so dass sie mehr Liebe, Lebensfreude und Zufriedenheit erfahren. Aus all unseren Fehlern können wir wertvolle Erkenntnisse ableiten, wie es besser gehen könnte. Wir haben ausreichend Erfahrungswerte weiterzugeben, insbesondere aus dem eigenen Umgang mit Geld.
Solange wir nicht offen und ehrlich das Thema Geld und unsere Werte in den Mittelpunkt stellen, lassen wir es zu, dass unsere Kinder auf anderen Wegen zu sehr fragwürdigen Überzeugungen gelangen. Früher waren Jugendliche stolz, wenn sie sich etwas kaufen konnten, auf das sie lange hingespart hatten. Heute prahlen Jugendliche damit, etwas »Geiles« für ein paar Euro ergattert zu haben. »Man ist halt, was man hat.« In der jüngeren Generation scheitern Freundschaften deshalb nicht erst bei auftretenden Geldstreitigkeiten, sondern bereits aufgrund des Status, den jemand verkörpert, und aufgrund dessen, was er sich leisten kann. Geiz ist zusätzlich für so manche Freundschaft eine harte Bewährungsprobe, wenn keine gegenseitige Wertschätzung mehr fließt.
Wo soll die nächste Generation Wertschätzung, Vertrauen und Zusammenhalt erfahren, wenn wir dies nicht vorleben?
Geld hat eine hohe Bedeutung in unserem Leben. So ist es verwunderlich, dass das Thema Geld in Schulen nicht behandelt wird, obwohl es für jedes Kind einmal das Mittel für seine eigene Existenzsicherung sein wird. Neben der schulischen Wissensbildung sollten Kinder von Anfang an in ihrer sozialen und persönlichen Entwicklung optimal unterstützt sein. Dafür ist es förderlich, Kindern ihre eigenenFortschritte bewusst zu machen und ihren natürlichen Weiterentwicklungsdrang zu unterstützen, statt sie vorwiegend auf ihre Fehler hinzuweisen. Dies prägt genau das mangelnde Bewusstsein der eigenen Leistungen und Fortschritte sowie die Fehlerorientierung, die die meisten von uns gut kennen: Wir sehen sofort das, was fehlt, was noch zu verbessern wäre, was besser sein müsste. Angestrengt bemühen wir uns um Perfektion, während wir den Blick auf alles, was schon erreicht ist, achtlos missachten. Wir vergessen uns zu loben, denn zu selbstverständlich ist all das Erreichte. Konzentriert auf das, was fehlt und mangelt, leben wir im Mangel und der damit verbundenen Unzufriedenheit.
Meine Tochter konnte nach ihrer Einschulung in kurzer Zeit bereits lesen und schreiben. Doch während ich Freudensprünge angesichts ihres ersten Diktats machte, schaute mich meine sechsjährige Tochter verständnislos an: »Aber Mama, so toll ist das doch gar nicht. Schau, ich hab sechs Fehler!«
Ein gesundes Selbstwertgefühl ist für die Entwicklung des Kindes genauso wertvoll wie für den sich daraus entwickelnden gesunden Umgang mit Geld. Das setzt voraus, dass jedes Kind unabhängig von materiellen Statussymbolen ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln kann und um seine Talente und Fähigkeiten weiß. Darauf aufbauend kann sich ein Kind umso mehr auf sinnvolle und produktive Weise in eine Gemeinschaft einbringen, je mehr es sich in seiner Individualität bereits entfaltet hat.
Kinder wie Jugendliche sollten in der Schule aufgefordert sein, mit den bestehenden sozialen Unterschieden umgehen zu lernen und Verständnis füreinander zu
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