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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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lassen...« Es klingelte. Devlin blickte sich mißtrauisch um.
    »Der Fisch ist gar«, erklärte Timothy. »Ich müßte nun die Soße machen.«
    »Lassen Sie sich bitte nicht stören.«
    Wenn Timothy jemals auf die Finger geschaut worden war, dann jetzt, während er die Soße bereitete und Toast röstete. Als Devlin keine Anstalten machte zu gehen, lud Timothy ihn kurz entschlossen ein. Er servierte ihm das Mittelstück, nahm selbst den Kopf und ließ sich sehr viel Zeit, ihn sorgsam auszupulen. Als er die Gabel beiseite legte und sich die Finger abwischte, griff Devlin nach seinem Teller. »Darf ich mal sehen? Ich habe noch nie einen Fischkopf aus der Nähe betrachten können.«
    »Sofort.« Timothy löste blitzschnell mit den Fingern das linke Auge heraus, träufelte Zitrone darüber und schluckte es hinter vorgehaltener Hand hinunter, tat dann aber so, als zerdrücke er es genießerisch mit der Zunge am Gaumen.
    »Das ist das Beste am Hecht. Probieren Sie mal.«
    Devlin sah ihn mit unverhohlenem Ekel an. »Nein, danke!« Er studierte aufmerksam den leergegessenen Kopf, dann sah er zu, wie Timothy sich das Schwanzstück nahm und mit Genuß zerlegte. »Ich werde nie verstehen«, sagte er, »wie jemand horrende Summen ausgeben kann, um Fisch zu essen.«
    »Ich dagegen preise mich glücklich, daß ich ein Fischesser bin«, erwiderte Timothy, »sonst müßte ich jetzt glatt verhungern.«
    »Haben Sie noch ein paar Tage Geduld, dann legt sich das. Wenn nicht, kommen Sie zu mir, und ich pole Sie wieder um. – Was ich Sie noch fragen wollte, Mister Truckle, wie haben Ihre Gönner eigentlich erfahren, daß Sie bei uns waren?«
    »Napoleon hat sie informiert. Ich werde ihm ewig dankbar sein. Sonst, wer weiß –«
    »Und woher wußte es Ihr Napoleon?«
    »Ein Anruf, ich weiß nicht, von wem. Das Communic war verstümmelt.«
    »Darf ich es einmal sehen?«
    Timothy führte ihn in den Arbeitsraum. »Napoleon, gib mir das Communic, durch das du von meiner Verhaftung erfuhrst.«
    Devlin hatte noch gar nicht richtig begonnen, sich den Raum anzusehen, da drückte Timothy ihm schon den Streifen in die Hand.
    + + communic 13 + 16.3. 15.03 p. m. + akustisch-öffentliches netz + ohne angabe von sendelizenz oder identicat + verstümmelt empfangen (starke redundanz) + text: timothy truckle in gefahr – verschwunden in dunkelblock 8t. straße ecke hollywood boulevard (ergänzung: nsa headquarter) – hilfe dringend... + abbruch ohne endbestätigung + n. +++
    »Das ist ja interessant«, sagte Devlin. »Da waren Sie noch nicht einmal bei mir gelandet!«
    »Vielleicht hilft es Ihnen, eine undichte Stelle zu finden? Wollen Sie den Tageseingang des Communicators abfordern, um die Korrektheit der Kopie zu prüfen?«
    »Danke, das genügt mir.« Devlin strich nachdenklich über sein Kinn. »Sie scheinen eine Menge Freunde zu haben, Mister Truckle.«
    »Freunde?« erwiderte Timothy bitter. »Davon merke ich nichts. Nicht einmal Smiley Hepburn läßt sich mehr blicken. Wenn nicht Joe Trevers mal reinschaute, wäre ich völlig vereinsamt. Ein Zwerg wie ich hat es schwer, einen wirklichen Freund zu finden; da bleibt immer ein Rest von Wundertier, der wahre Freundschaft wohl unmöglich macht.«
    »Es hat wohl wenig Sinn, wenn ich Ihnen meine Freundschaft anbiete«, sagte Devlin, »aber vielleicht können Sie eines Tages vergessen, was geschah. In mir könnten Sie einen wirklichen Freund gewinnen. Glauben Sie mir, Tiny – ich darf doch so sagen? –, ich mag Sie. Was ich tat, mußte ich tun. Es ist mein Job, und Sie werden mir beipflichten, daß man seinen Job so gut wie nur möglich tun muß.«
    Timothy nickte.
    »Ich habe nie an Ihre Schuld geglaubt. Ich bin ein ausgebildeter Kriminalist, und ich lasse mir den Leitsatz nicht nehmen: Ohne Motiv keine Tat. Wo aber wäre Ihr Motiv? Sie würden sich doch nur den eigenen Ast absägen. Sie sind voll integriert, Ihr ganzer Lebensstil, Ihre Arbeit, Ihre Erfolge – ich beneide Sie, Tiny, wirklich. Ich habe auch dafür gesorgt, daß Sie nicht markiert wurden. Sie wissen, es wäre ein leichtes gewesen, und Sie hätten es nie erfahren.«
    Timothy zwang sich ein Lächeln ab. »Ich bedanke mich«, sagte er. »Wenn ich auch etwas fragen dürfte: Wer hat sich eigentlich für mich eingesetzt?«
    »Ich habe es vergessen.« Devlin grinste. »Nur soviel, eine bezaubernde Frau war dabei.«
    »Daisy Dayton?«
    »Ich habe nichts gesagt. Wußten Sie eigentlich, daß sie ihren Stiefsohn Abraham geheiratet hat?« Devlin

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