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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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sein! Dieser Fall schreit nach dem besten Detektiv der Staaten, und das sind Sie!«
    »Nur mein Bett schreit nach mir«, erwiderte Timothy unwillig. Er war nahe daran, Armstrong einen Blick auf sein Gesicht zu gestatten, damit der endlich Ruhe gab.
    »Sie können nicht so krank sein, daß ein derart ungewöhnlicher, einmaliger Fall Sie gleichgültig lassen könnte!«
    »Pah! Alle Leute wollen mir ihre Fälle als einmalig und ungewöhnlich aufschwatzen!«
    »Dieser ist es, Mister Truckle. Allein der Umstand –«
    »Ich bin krank«, fauchte Timothy. Seine Stimme überschlug sich. »Vielleicht sterbenskrank. Diese verdammten Kurpfuscher, die sich lieber Medizinmänner als Mediziner nennen sollten, behaupten, sie könnten nicht einmal herausbekommen, was mir fehlt; sie müßten wohl meinetwegen eine neue Krankheit erfinden.«
    »Ich schicke Ihnen gerne unsere Ärzte. Auf Kosten der LIFELONG, versteht sich.«
    »Danke. Doktor Pike drangsaliert mich schon genug.«
    »Wirklich schade, daß Sie so krank sind«, sagte Armstrong lauernd; sein Tonfall ließ Timothy aufhorchen. Es war eindeutig, Armstrong hatte noch einen Trumpf in der Hinterhand. Sollte er ihn ausspielen. Gut, daß er nicht sehen konte, wie Timothy sich aufgerichtet hatte und ihn beobachtete. Die meisten Leute vergaßen, sobald sie ihren Gesprächspartner nicht sehen konnten, daß sie selbst trotzdem gesehen wurden, und gaben sich ungezwungen.
    Armstrong lauerte wie ein Kojote, der darauf wartete, daß ein Kaninchen in seine Fänge stolperte. Timothy tat ihm den Gefallen.
    »Ich bedauere es ja selbst«, sagte er zögernd.
    »So krank, daß ein Platz auf der Kundenliste von CHALLENGERS Sie nicht interessieren könnte?«
    Das also war Armstrongs Trumpf. Ein As. CHALLENGERS konnte jederzeit frisches Fleisch liefern, und das Wurstangebot wurde kaum von »Haxenselcher« übertroffen.
    »Als Erfolgsprämie?« erkundigte sich Timothy.
    »Als Prämie. Wenn Sie sich mit dem Fall befassen. Ich vertraue Ihnen uneingeschränkt, Mister Truckle. Sie werden alles tun, was nur getan werden kann. Sie würden mich nicht reinlegen.«
    »Es wäre nicht mein Stil«, antwortete Timothy. Unter anderen Umständen hätte es vielleicht arrogant geklungen, jetzt wirkte es nur komisch, weil die geschwollenen Schleimhäute Timothys Stimme kicksen ließen. Armstrong gelang es, sich das Lachen zu verbeißen.
    »Schießen Sie los.« Timothy griff nach dem Inhalator und nebelte sich den Kopf mit Minzspray ein.
    »Der private Safe von Abel Dayton wurde ausgeräumt, und es gibt nur einen einzigen, der ihn öffnen konnte: der selige Dayton senior selbst. Ich nehme an, Sie haben von Daytons Unfall gehört.«
    Timothy erinnerte sich. Der alte Dayton war vor drei Tagen früh in seinem Helicopter kurz nach dem Start von der Plattform des »Union« mit einem im Sturzflug torkelnden Skydriver zusammengeprallt und auf die Landebahn zurückgeschleudert worden. Alle Welt hatte ein Attentat vermutet. Die Polizei ließ nichts verlauten, aber es kursierte das Gerücht, der Pilot des Skydrivers sei kein Attentäter, sondern ein bis über die Stirnhöhle voll Pervertin gedropter Playboy gewesen, dessen Identität geheimgehalten würde.
    »Dayton ist eine Stunde später in seinem Bett gestorben«, berichtete Armstrong. »Er wurde in seinem Arbeitszimmer aufgebahrt und der Raum verschlossen. Kennen Sie ’Dayton Cottage‹?«
    Armstrong nahm Timothys Schweigen für ein Nein. Er beschrieb ausführlich das Penthouse auf dem südlichen Sockel des »Union«, das trotz seiner Lage in rund tausendfünfhundert Meter Höhe durch eine Spezial-Klimasphäre von Gewittern und Stürmen verschont blieb, so daß man wie auf einem natürlichen Gipfel über den Wolken liegen konnte. Armstrong hielt sich lange mit der Beschreibung der Inneneinrichtung auf, die offensichtlich von allen Stilarten französischer Kultur geprägt war, er schwärmte von Rokoko und Empire, Louis-quatorze und Louis-quinze und Louis-seize, von Möbeln, Gobelins und Bildern, einem Renoir und einem garantiert echten Picasso aus der blauen Periode. Von der Orchideensammlung erwähnte er nur, daß sie einige Millionen wert sein müßte. Dann beschrieb er mit umständlicher Akribie das Arbeitszimmer und den LIFELONG-Identicat-Safe, der als absolut einbruchssicher galt, weil er nur durch die Kombination der Fingerabdrücke, des Hauttonus und der Körperstrahlung des Inhabers zu öffnen sei.
    »Abraham Dayton, der Junior, hatte um einen Experten gebeten. In dem

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