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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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krank, Mistreß Dayton. An mein Bett gefesselt.«
    Sie blickte voller Mitgefühl von der Videowand. »Und nichts könnte Sie bewegen, sich doch mit dieser Sache zu befassen, wirklich nichts? Nennen Sie mir Ihre Forderung. Soll ich Sie am Ergebnis beteiligen? Sagen wir, fünf Prozent?«
    »Alle Welt will mich für den Dayton-Fall gewinnen, und noch nie habe ich so verlockende Angebote bekommen –« Timothy seufzte mitleiderregend.
    »Schlagen Sie alles andere aus, Mister Truckle! Ich erhöhe auf zehn Prozent.«
    »Ich darf nicht auf Beteiligung arbeiten. Ich würde meine Lizenz verlieren.«
    Sie rückte noch näher an ihren Communicator, so daß das Bild ihrer Augen und Lippen die Wand füllte. »Ich habe ein Haus an der See, das heißt, wenn Sie das Testament wieder herbeischaffen. Ich lade Sie ein, dort eine Woche auszuspannen. Gemeinsam mit mir.«
    Das kann nicht wahr sein, dachte Timothy. Ich träume. Ich habe Fieberphantasien.
    »Sie wissen sicher nicht, wie ich aussehe«, sagte er bitter. »Ich bin ein Zwerg, ein –«
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn. »Aber wenn Sie mir helfen, sind Sie für mich der größte und schönste Mann der Staaten.« Einen Mann, den sie liebte, hätte sie nicht zärtlicher anblicken können. »Sie werden mir doch nicht einen Korb geben?«
    »Wie könnte ich! Aber –« Timothy hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden.
    »Sollte Ihnen ein Urlaub mit mir so wenig bedeuten? Ich würde Sie sehr verwöhnen.«
    Timothy war kurz davor, das Angebot anzunehmen und dafür alle Genüsse von CHALLENGERS, WILDCAT und BRIAND schießen zu lassen, dann rief er sich zur Ordnung. Selbst wenn sie ihr Wort hielte, er würde keine Minute vergessen können, daß sie es nur tat, weil er ihr zu ihren Millionen verholfen hatte, nicht seinetwegen. Und wenn er es vergessen könnte, wäre es nur um so schlimmer. Danach. »Ich will Sie nicht belügen«, sagte er. »Ich kann Sie nicht als Klientin annehmen, weil ich bereits an dem Fall arbeite. Aber ich verspreche Ihnen, daß ich alles tun werde, was in meinen Kräften steht.«
    »Darf ich wenigstens eine Erfolgsprämie aussetzen? Haben Sie einen Wunsch?«
    »Vielleicht könnten Sie mir einen Platz auf der Kundenliste von OLD NEPTUN’S TREASURY verschaffen? Ich esse leidenschaftlich gern Fisch. Nein – tun Sie mir lieber den Gefallen und rufen mich jeden Tag an, damit ich Ihnen berichten kann, wie ich vorankomme. Ihr Lächeln wird mir guttun.«
    »Sie sollen beides haben. Den Fisch und mein Lächeln.«
    3.
    Der Dayton-Fall schien sich in dem atemberaubenden Tempo, in dem er für Timothy begonnen hatte, weiterzuentwickeln. Timothy war es recht; es lenkte ihn von seiner Krankheit ab.
    Sofort nach dem von Doktor Pike unerbittlich geforderten Mittagsschlaf bekam er eine Spezialübertragung aus dem »Union« in sein Appartement geschaltet. Zuerst Abraham Dayton, dann Sniders führten ihn elektronisch durch die Räume von »Dayton Cottage«, wobei Dayton die für den Fall uninteressanten, wohl aber für sein Selbstwertgefühl wichtigen Kostbarkeiten der Inneneinrichtung verbellte wie ein Hund seine Stammbäume. Sniders gab auf angenehm bündige Art die den Fall betreffenden Fakten, Blickwinkel und Hinweise. Die Leute von der LIFELONG mühten sich immer noch, die Lift-Sicherungen auszubauen. Timothy sah eine Weile zu und ließ sich ausführlich erklären, warum es so schwierig war.
    Ebenfalls noch am Nachmittag absolvierte Timothy ein Kolloquium mit den Ärzten, die Abel Dayton zu seinen Lebzeiten behandelt und die auch seinen Totenschein ausgestellt hatten. Sie ließen keinen Zweifel daran, daß Dayton so tot war, wie einer nur sein konnte. Sie waren auf Timothys Befragen und nach einer eingehenden Betrachtung des Toten in einer schnell arrangierten Übertragung bereit zu schwören, daß der Leichnam noch genauso dalag, wie sie ihn vor drei Tagen verlassen hatten.
    Armstrong erklärte Timothy umständlich, aber überzeugend, warum es unmöglich war, daß der Safe sich früher als vorgesehen von allein geöffnet haben konnte. Versuche, über die »Bachstelze« oder Josuah Trevers herauszubekommen, wer der Pilot des Skydrivers gewesen war, scheiterten.
    Als Timothy aufstehen wollte, um eine erste Diskussion mit Napoleon zu führen, versagten seine Beine den Dienst. Sie knickten einfach zusammen. Timothy brauchte eine Weile, bis er sich von seiner Überraschung erholt hatte, und dann viel Kraft und Willensstärke, wieder ins Bett zu klettern. Auch Napoleon zu

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