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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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gesamten Ausrüstung. Habe ich richtig verstanden, dass das Suchgebiet ungefähr eine Autostunde von der Innenstadt entfernt ist?»
    «Ja. Davon gehen wir aus.»
    «Dann werde ich auch eine topographische Karte mitbringen. Die wäre gegebenenfalls unverzichtbar.»
    «Okay», wiederholte sich D.D.
    «Wird der Pathologe oder ein Forensiker mit vor Ort sein?»
    «Warum fragen Sie?»
    «Weil unsere Hunde womöglich auf andere Überreste stoßen könnten, und dann wäre es gut, einen Fachmann dabeizuhaben.»
    «Die Überreste, nach denen wir suchen, sind weniger als achtundvierzig Stunden alt», sagte D.D. «Und da draußen ist es unter null.»
    Es blieb eine Weile still in der Leitung. «Nun ja, dann können wir wohl auf den Pathologen verzichten», sagte Murray. «Wir sehen uns in neunzig Minuten.»
    Murray legte auf. D.D. trommelte den Rest der Mannschaft zusammen.

[zur Inhaltsübersicht]
    28. Kapitel
    Dienstag, zwölf Uhr. Ich stand, mit Handschellen gefesselt, in der Gefängnisschleuse. Der Bus des Sheriffs stand diesmal nicht an der Rampe. Stattdessen rollte ein Crown Vic der Bostoner Polizei in die Garage, was mich überraschte, denn ich hatte geglaubt, das Sheriffbüro sei zuständig für den Transport. Ich fragte mich, was wohl hinter den Kulissen passiert sein mochte, dass man mich der Obhut von Detective D.D. Warren anvertraute.
    Sie stieg als Erste aus dem Wagen, warf mir einen verächtlichen Blick zu und trat vor den Schalter, um dem wachhabenden Officer Papiere auszuhändigen. Gleich darauf öffnete Detective Bobby Dodge die Beifahrertür. Er ging um den Wagen herum und kam auf mich zu. Seine Miene verriet nicht das Geringste. Stille Wasser sind tief.
    Zivile Kleider waren nicht für mich vorgesehen, nicht einmal die auf die Schnelle für mich eingekauften Sachen. Mir blieb nur der orangefarbene Gefängnisoverall, der mich vor aller Welt bloßstellte. Nicht einmal Mantel, Mütze und Handschuhe, um die ich gebeten hatte, war mir zugebilligt worden. Dass ich mir womöglich Frostbeulen zuziehen würde, schien dem Sheriffbüro egal zu sein. Einer Fluchtgefahr vorzubeugen war ihm offenbar wichtiger. Ich würde während des gesamten Ausflugs die Handschellen anbehalten müssen und ständig unter strenger Aufsicht stehen.
    Ich beklagte mich nicht, denn ich war allzu gespannt auf das, was mir an diesem Nachmittag bevorstand, und außerdem steckte mir noch der morgendliche Zwischenfall in den Knochen. Ich hielt den Kopf gesenkt und starrte vor mich hin.
    Jeder halbwegs gescheite Spieler weiß, dass man das Blatt auf der Hand nicht überreizen sollte.
    Bobby trat an meine Seite. Die Schließerin, die mich aus der Zelle geholt hatte, gab meinen Arm frei. Er führte mich zum Wagen.
    D.D. hatte die Formalitäten erledigt und kam auf uns zu. Sie musterte mich mit unheilvollem Blick, als Bobby mir die Tür öffnete. Gefesselt an Händen und Füßen, versuchte ich, auf die Rückbank zu rutschen, kippte aber hintenüber und lag hilflos wie ein Käfer auf dem Rücken. Bobby half mir auf und rückte mich zurecht.
    D.D. schüttelte den Kopf und nahm am Steuer Platz.
    Gleich darauf ging kreischend das große Metalltor auf. Wir setzten zurück und waren wenig später draußen auf den Straßen Bostons.

    D.D. fuhr auf den Parkplatz des nahe gelegenen Krankenhauses, wo ein halbes Dutzend weiterer Fahrzeuge – weiße SUVs und schwarz-weiße Streifenwagen – auf uns warteten. D.D. warf mir einen Blick über den Rückspiegel zu.
    «Was haben Sie uns zu sagen?», fragte sie.
    «Ich hätte gern einen Kaffee.»
    «Werden Sie nicht frech.»
    Ich konnte mir bei dem Gedanken ein Lächeln nicht verkneifen, dass ich wie mein verblichener Gatte eine gute und eine böse Person verkörperte. Die gute Tessa hatte den Angriff ihrer Mithäftlinge abgewehrt und war stolz, Polizistin zu sein.
    Die böse Tessa trug einen Gefängnisoverall und saß auf der Rückbank eines Streifenwagens. Ihr stand an diesem Tag noch einiges bevor.
    «Spürhunde?», fragte ich.
    «Kadaverschnüffler», korrigierte D.D.
    Ich lächelte wieder, ein bisschen traurig diesmal. Es fiel mir schwer, Fassung zu bewahren. In meinem Inneren machte sich eine schreckliche Leere breit. Ich hatte schon so viel verloren und würde wohl noch mehr einbüßen müssen.
    «Sie hätten sie finden sollen», murmelte ich. «Ich habe darauf vertraut, dass Sie meine Tochter finden.»
    «Wo?» , blaffte sie mich an.
    «Fahren Sie über die Route 2 nach Westen, Richtung Lexington.»
    D.D.

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