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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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seiner Professionalität nicht mehr überzeugt war. Am liebsten wäre sie über die Rückbank gestiegen und Tessa Leoni an die Gurgel gegangen. Sie wollte sie würgen und schütteln und schreien: «Wie konnten Sie so etwas tun? Das kleine Mädchen hat Sie geliebt!»
    Vielleicht sollte sie wirklich im Wagen bleiben. Doch das kam für sie natürlich nicht in Frage.
    «Der Suchtrupp fordert Unterstützung an», erklärte Bobby ruhig. «In spätestens vier Stunden wird es dunkel, und wir haben schon jetzt alles andere als optimale Bedingungen. An der Leine geführt, kommen die Hunde nicht schnell voran. Was meinst du?»
    «Scheiße», grummelte D.D.
    «Ganz meiner Meinung. «
    «Wenn sie uns verarscht, bringe ich sie um», sagte sie wenig später.
    Bobby zuckte mit den Achseln. «Damit kämst du vielleicht sogar durch.»
    «Bobby … wenn wir die Leiche finden … Ich fürchte, ich halte das nicht aus.»
    «Ich pass auf dich auf.»
    Sie nickte. Versuchte, ihm zu danken, aber ihr steckte ein Kloß im Hals. Sie nickte ein zweites Mal. Er legte kurz die Hand auf ihre Schulter.
    Dann wandten sie sich Tessa Leoni zu.

    Tessa hatte den Crown Vic verlassen. Ohne Mantel und an Händen und Füßen gefesselt, stapfte sie auf einen der Transporter zu und beobachtete Nelson, der gerade die Hunde daraus hervorholte: zuerst zwei Container, in denen kleinere Tiere herumsprangen und hektisch bellten.
    «Das sollen Spürhunde sein?», fragte sie, als sich Bobby und D.D. näherten.
    «Nein», antwortete Nelson, der nun aus einem größeren Kasten einen Deutschen Schäferhund entließ. «Das ist nur die Belohnung.»
    «Wie bitte?»
    Während der Schäferhund in engen Kreisen um sein Herrchen herumhechelte, öffnete Nelson die beiden anderen Container. Zwei kleine, zottelige Hunde, offenbar ein Zwillingspärchen, sprangen daraus hervor und rannten grüßend auf Tessa, Bobby, D.D. und alle anderen zu, die sich im näheren Umkreis befanden.
    «Kelli und Skyler», stellte Nelson vor. «Soft Coated Wheaten Terrier. Blitzgescheit, aber leider ein bisschen zu aufgedreht, als dass man ernsthaft mit ihnen arbeiten könnte. Für Quizo sind sie allerdings die besten Spielgefährten der Welt, und wehe, wenn sie ihm als Belohnung vorenthalten bleiben.»
    «Aber er frisst sie doch nicht, oder?», fragte Tessa. Sie zitterte vor Kälte in ihrem orangefarbenen Overall, der von der weißen Umgebung leuchtend abstach.
    Nelson grinste sichtlich amüsiert. Mit einer Mordverdächtigen zu plaudern schien ihn nicht im Geringsten zu stören. «Bei der Dressur eines Hundes kommt es darauf an, herauszufinden, was ihn motiviert», sagte er und lud weiteres Material aus dem Transporter aus. «Jeder Welpe ist anders. Manche wollen eher Futter, manche eher Zuwendung. Die meisten sind auf ein bestimmtes Spielzeug scharf. Und genau das eignet sich dann als Belohnung nach einem erfolgreichen Einsatz. So werden unsere Hunde ausgebildet: Wenn sie spuren, werden sie belohnt.
    Unser Quizo hier», sagte er und streichelte den Kopf des Schäferhundes, «war nicht leicht zu knacken. Intelligent ist er wie kein Zweiter. Aber darauf kommt es nicht an. Ich brauche einen Hund, der auf Kommando sucht und nicht, wenn ihm danach ist. Zum Glück tauchten dann die beiden auf.» Er zeigte auf die zwei kläffenden Terrier. «Ein Freund musste sie abgeben, und ich habe sie zu mir genommen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Miss Kelli und Mr. Skyler nahmen Quizo sofort in Beschlag. Ihm gefiel das ganz offensichtlich, und da dachte ich, vielleicht sind die beiden für ihn die richtige Belohnung. Es hat tatsächlich sofort geklappt. Quizo gibt gern an, und wenn er Publikum hat, arbeitet er umso lieber.
    Deshalb bringe ich immer alle drei mit und lasse ihnen ein bisschen Zeit miteinander, bevor die Arbeit anfängt. Dann packe ich Kelli und Skyler wieder weg – sie würden nur stören. Quizo bekommt seinen Einsatzbefehl und macht sich auf die Suche. Er weiß, je eher er Erfolg hat, desto schneller ist er zurück bei seinen Freunden.»
    Nelson schaute Tessa ins Gesicht. «Skyler und Kelli muntern ihn auch wieder auf», sagte er. «Und das ist nötig, denn es deprimiert selbst Spürhunde, wenn sie Leichen finden.»
    Zuckte Tessa tatsächlich zusammen, oder bildete sich D.D. das nur ein? Hinter der gleichgültigen Fassade schien sich jedenfalls etwas geregt zu haben.
    D.D. trat vor und fragte: «Sind Sie so weit?»
    Nelson schaute sich nach dem Rest der Mannschaft um, die ihre Fahrzeuge entlud.

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