Wer stirbt, entscheidest du
fuhr.
«Wir wissen über Trooper Lyons Bescheid», sagte D.D. Wir hatten die Innenstadt hinter uns zurückgelassen und passierten Arlington mit seinen biederen Einfamilienhäusern. Lexington und Concord, wo der alte Geldadel residierte, lagen vor uns. Dahinter erwartete uns Harvard mit seinem altmodischen, ländlichen Charme.
«Was wissen Sie?», fragte ich neugierig.
«Dass er Sie verdroschen hat, damit Sie sich mit Notwehr herausreden können.»
«Haben Sie schon einmal eine Frau geschlagen?», wollte ich von Detective Dodge wissen.
Er drehte sich zu mir um. «Erzählen Sie mir von dem Keller, Tessa. Mal sehen, wie viel ich Ihnen glaube.»
«Ich kann nicht.»
«Sie können nicht?»
Ich lehnte mich weit nach vorn. «Ich werde ihn töten», erklärte ich ernst. «Und über Tote soll man nichts Schlechtes sagen.»
«Was soll der Unsinn?», fuhr mich D.D. an. «Sie klingen wie ein durchgeknallter Comicgangster.»
«Könnte an den Schlägen liegen, die ich kassiert habe», antwortete ich. «Das geht auf die Dauer auf den Verstand.»
Sie verzog das Gesicht. «Sie sind so wenig verrückt wie ich ein Sensibelchen. Wir wissen alles über Sie, Tessa. Von dem spielsüchtigen Ehemann, der Ihre Ersparnisse verzockt hat. Von dem geilen Bruder Ihrer besten Freundin, der eine schnelle Nummer schieben wollte. Sie scheinen die falschen Männer anzuziehen und dann abzuknallen.»
Ich sagte nichts. Die gute Frau hatte keinen blassen Schimmer.
«Aber warum Ihre Tochter?», bohrte sie. «Glauben Sie mir, ich habe durchaus Verständnis dafür, dass Sie sich Ihren Mann vorgeknöpft haben. Aber was, um alles in der Welt, hat Sie geritten, auch noch Ihre Tochter zu töten?»
«Was hat Shane dazu gesagt?», fragte ich.
D.D. runzelte die Stirn. «Er hatte gleich zwei Versionen. Welche wollen Sie hören?»
«Haben Sie sich mit Brian gestritten?», schaltete sich Bobby ein. «Kann es sein, dass der Streit eskaliert ist? Und plötzlich Sophie in die Quere kam?»
«Ich habe mich Freitagabend zum Dienst gemeldet», sagte ich und schaute aus dem Fenster. Weniger Häuser, mehr Wald. Wir näherten uns dem Ziel. «Seitdem habe ich meine Tochter nicht mehr gesehen.»
«Dann hat es Brian getan, oder? Warum sagen Sie das nicht? Warum decken Sie ihn und tischen uns Märchen auf?»
«Shane hat mir nicht geglaubt, und wenn selbst er nicht, wer dann?»
Wir passierten zu unserer Linken einen rot bemalten Kiosk, wo man im Herbst den leckersten Cider bekommen konnte. Jetzt stand er leer. Ziemlich genau vor sieben Monaten waren wir hier vorbeigekommen, hatten ein paar Gläser getrunken und dann einen Kürbisacker besichtigt. War ich deshalb Samstagnachmittag hierhergefahren, tottraurig, bei abnehmendem Tageslicht? Ich hatte mich tatsächlich wie eine durchgeknallte Comicfigur gefühlt, verrückt vor Kummer, Verzweiflung und Panik, so gehetzt und getrieben, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
Ich war hierhergekommen, an den Ort unseres letzten Familienausflugs, bevor Brian wieder zur See hatte fahren müssen. Eine meiner letzten glücklichen Erinnerungen.
Sophie hatte gleich drei Gläser Kinder-Cider getrunken und war dann, vollkommen aufgedreht vom Zucker, im Zickzack über das Feld gerannt, bis sie nicht nur einen, sondern drei Kürbisse ausgesucht hatte, einen Daddy-Kürbis, einen Mommy-Kürbis und einen Mädchen-Kürbis, wie sie sagte. Eine ganze Kürbisfamilie.
«Können wir, Mommy? Bitte, bitte, bitte.»
«Natürlich, mein Schatz. Du hast ganz recht, es wäre eine Schande, sie zu trennen. Wir halten die kleine Familie beisammen.»
«Yipee! Daddy, Daddy, wir kaufen eine Kürbisfamilie! Yipee!»
«Rechts abbiegen», murmelte ich.
«Gleich hier?» D.D. trat auf die Bremse und riss das Steuer nach rechts.
«Vierhundert Meter geradeaus, dann geht’s links in einen Feldweg …»
«Drei Kürbisse?» Brian sah mich an und schüttelte den Kopf. «Ein bisschen viel, findest du nicht?»
«Du hast ihr doch auch die Donuts zum Cider gekauft.»
«Demnach entsprächen drei Donuts drei Kürbissen.»
«Scheint so.»
«Okay, aber dann darf ich den Daddy-Kürbis aushöhlen.»
«Da, der Baum! Links jetzt. Und in dreißig Metern nach rechts.»
«Aber eine Karte hätten Sie nicht zeichnen können?», giftete mich D.D. an.
«Doch, sicher.»
D.D. bog rechts ab. Die Räder drehten auf dem plattgefahrenen Schnee durch. Drei, vier Fahrzeuge folgten uns, dahinter zwei weiße SUVs und etliche Streifenwagen.
Ich war mir sicher: Es
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