Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
ich für diese kostbare Last.
    «Sie sollten mir danken», wiederholte ich und erhob mich langsam. Die böse Tessa wurde lebendig.
    Quizo war dran. Er hatte seine Aufgabe erfüllt und machte seinen Führer mit andauerndem Gebell auf sich aufmerksam.
    Lasst ihn jetzt mit seinen Freunden spielen, dachte ich angespannt, obwohl ich gelassen zu bleiben versuchte. Der Hund hat seine Belohnung verdient; bringt ihn zu Kelli und Skyler. Bitte.
    Officer Fiske warf mir nun doch einen Blick zu.
    «Was haben Sie für ein Problem?», pflaumte er mich an.
    «Was haben Sie für ein Problem? Sie sollten mir danken, dass Sie noch am Leben sind.»
    «Bitte?»
    Officer Fiske starrte mich an, sah mein ungerührtes Gesicht und schien allmählich auf den Trichter zu kommen.
    Officer Fiske sprang nach draußen. Officer Fiske griff nach dem Funkgerät, das an seinem Dienstkoppel hing. Officer Fiske kehrte mir den Rücken.
    Was soll ich sagen? Fehler kommen einem in unserem Gewerbe teuer zu stehen.
    Ich setzte ihm nach, ballte die gefesselten Hände zu Fäusten und wuchtete sie auf seinen Schädel nieder. Officer Fiske taumelte nach vorn. Ich lege ihm von hinten den rechten Arm um die Gurgel und drückte zu.
    Officer Fiske rang nach Luft und gab seltsame Geräusche von sich. So wie Aufseherin Kim Watters. Oder vielleicht Brian, sterbend auf dem blitzblank geputzten Küchenboden.
    Ich bin nicht bei Verstand , dachte ich. Ich kann unmöglich bei Verstand sein.
    Officer Fiske knickte in den Knien ein. Wir beide stürzten zu Boden, während vierhundert Meter weiter weg Schnee aufwirbelte, Rufe laut wurden und der erste Hund zu heulen anfing.

    Als Officer Fiske mit den Beinen zu strampeln aufhörte, schnappte ich endlich wieder nach Luft. Die eiskalte Luft in den Lungen brachte mich wieder zur Besinnung. Ich hatte noch so viel zu erledigen, aber so wenig Zeit.
    Nicht denken, nicht denken, nicht denken.
    Ich löste mich von Fiske, suchte an seinem Koppel nach den Schlüsseln und vergaß nicht, sein Handy einzustecken. Ich hatte einen sehr wichtigen Anruf zu erledigen.
    In der Ferne waren immer noch Rufe und Hundegebell zu hören. Vier Fahrzeuge weiter hinten schlugen auch Kelli und Skyler auf den Alarm ihrer Artgenossen an.
    Nicht denken, nicht denken, nicht denken.
    Ich blickte zum Himmel auf und versuchte einzuschätzen, wie lange es noch hell sein würde.
    Sieht nach Schnee aus , dachte ich wieder.
    Befreit von den Handschellen, machte ich mich mit dem Handy davon.

[zur Inhaltsübersicht]
    31. Kapitel
    D.D. war mitten auf der Lichtung, als der Schneewulst, vor dem Quizo stand und kläffte, krachend in die Luft flog. Die Welt wurde weiß.
    Schnee spritzte in einer riesigen Fontäne auf. Beide Arme vors Gesicht gerissen, wähnte D.D. sich wie von tausend Nadelstichen traktiert. Quizo jaulte nur noch. Jemand schrie.
    Eine zweite Explosion krachte und warf D.D., die Arme immer noch schützend vor dem Gesicht, zu Boden.
    «Quizo, Quizo!», brüllte jemand. Wahrscheinlich Nelson.
    «D.D.!» Wahrscheinlich war es Bobby, der nach ihr rief.
    Sie öffnete die Augen und sah Bobby händeringend auf sich zurennen. «Alles in Ordnung mit dir? Sag was, D.D.! Gib einen Ton von dir, verdammt!»
    «Was ist los?», stammelte sie blinzelnd und schüttelte Schneekristalle aus den Haaren. Ein unerträglicher Druck lastete auf ihren Ohren, von dem sie sich zu befreien versuchte, indem sie die Kieferknochen hin- und herbewegte.
    Bobby hatte sie erreicht und ergriff sie bei den Schultern.
    «Alles in Ordnung mit dir?», sagten seine Lippen, und es dauerte eine Weile, bis sie seine Worte auch hörte.
    Sie nickte und stieß ihn zurück, um von ihren Armen, Beinen und vor allem ihrem Oberkörper Bestand aufnehmen zu können. Alles schien an seinem Platz zu sein. Sie war weit genug von den Explosionen entfernt gewesen, und der Schnee hatte ihren Sturz abgefedert. Sie war unverletzt, aber benommen und verwirrt.
    D.D. ließ sich von Bobby aufhelfen und begutachtete den angerichteten Schaden.
    Der von Quizo angesteuerte Schneewulst hatte sich aufgelöst. Darunter klaffte nun ein braunes Erdloch, übersät mit Laub, Holzsplittern und – Himmel hilf – pinkfarbenen Textilfetzen.
    Quizo lag wenige Meter daneben und wimmerte hechelnd, die Schnauze im Schnee vergraben. Nelson kauerte über ihm, hielt behutsam die Ohren seines Hundes gefasst und flüsterte ihm beruhigende Worte zu.
    Die anderen Spürhunde rührten sich nicht vom Fleck. Sie hatten die Hälse himmelwärts gereckt

Weitere Kostenlose Bücher