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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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zu erscheinen. Fürs Erste aber musste sich die Gruppe neu sortieren und vom Schock erholen. Sie war an Einsätze gewöhnt, die mit verwertbaren Ergebnissen endeten, nicht mit Sprengstoffanschlägen.
    Als die Hundestaffel abgezogen war, setzte sich D.D. mit Ben, dem Gerichtsmediziner, in Verbindung, der am Tatort einiges zu tun haben würde.
    Und so nahm alles seinen gewohnten Gang. Die Polizei am Einsatzort rückte ab und machte den Kollegen der Spurensicherung Platz. Aus der Haft entflohen, wurde Trooper Leoni zur Fahndung ausgeschrieben.
    Fiske gab zu Protokoll, vergessen zu haben, der Gefangenen die Fußfesseln anzulegen (was ihn so beschämte, dass er sich anschließend wahrscheinlich an einer Whiskyflasche wieder aufzurichten versuchen würde). Tessa hatte ihm nicht nur sein Handy abgenommen, sondern auch die Schlüssel, sich also inzwischen mit Sicherheit der Handschellen entledigt.
    Seine Dienstwaffe hatte sie stecken lassen – eine gute Nachricht für die Fahnder und Glück für Fiske (der mit einer zweiten Flasche würde feiern können, noch am Leben zu sein). Er erklärte, gesehen zu haben, wie sich Tessa eine schwarze Polizeijacke über den orangefarbenen Overall zog. Zu Fuß, ohne Verpflegung, ohne Mütze oder Handschuhe würde sie wahrscheinlich nicht weit kommen.
    Von Adrenalin angetrieben, mochte sie es zwei, drei Meilen weit schaffen, weiter wohl kaum durch den tiefen Schnee, in dem sie eine Spur hinterließ, der selbst ein Blinder würde folgen können.
    Der Fahndungstrupp war bald zur Stelle und nahm die Verfolgung auf. Noch eine Stunde bis zum Anbruch der Dunkelheit. Das sollte reichen. Für alle Fälle waren die Leute mit Suchscheinwerfern ausgerüstet. Zwanzig Beamte gegen eine verzweifelte Frau auf der Flucht.
    Der Einsatzleiter hatte D.D. versprochen, Tessa Leoni zu stellen. Er würde eine Kindsmörderin nicht entkommen lassen.
    Nicht nur Fiske hatte sich blamiert, sondern auch D.D., die jedoch auf den Trost der Flasche verzichten musste. Für sie gab es einen weiteren Tatort zu untersuchen. Außerdem mussten die Taskforce und ihr Chef unterrichtet werden, der im Übrigen alles andere als zufrieden mit ihr sein würde, was aber nicht weiter zählte. Schließlich war sie selbst alles andere als zufrieden mit sich.
    Sie tat, was sie immer tat, und kehrte zum Tatort zurück. Bobby begleitete sie.
    Der Gerichtsmediziner war mit seinen Leuten eingetroffen. Vorsichtig sammelten sie die Leichenteile ein und steckten sie in rot markierte Plastiktüten. Ihnen folgten die Kollegen der Spurensicherung, die sich vor allem für die Einzelteile der Bombe interessierten. Sprengstoffe zu identifizieren war für sie ein Klacks. Zehn Minuten Internetrecherche und ein Besuch im Baumarkt reichten dafür in der Regel aus. Tessa war eine clevere Frau. Wahrscheinlich hatte sie Zünder zusammengebastelt, die auf Druck reagierten, dann die Sprengsätze mit der Leiche vergraben.
    Ben blickte auf, als D.D. und Bobby sich näherten. Er reichte einem seiner Assistenten die Tüte, die er in der Hand hielt, und kam ihnen entgegen.
    «Und?», fragte D.D. ungeduldig.
    Der Gerichtsmediziner – Mitte vierzig, untersetzt, die stahlgrauen Haare in Bürstenfasson – zögerte und verschränkte die Arme vor der massigen Brust. «Wir haben Gewebeteile und Knochenfragmente gefunden, wahrscheinlich von einem Menschen», erklärte er.
    «Sophie Leoni?»
    Der Gerichtsmediziner öffnete die mit Latex umspannte Hand. Darauf lag ein dünnes weißes Knochenstück, ungefähr fünf Zentimeter lang und mit Erde verschmiert. «Gehört zu einer Rippe, deren Gesamtlänge zum Körperbau einer Sechsjährigen passen könnte.»
    D.D. schluckte und nickte widerwillig. Was sie sah, ließ sie schaudern.
    «Außerdem haben wir das Etikett eines Kleidungsstücks gefunden, Größe 6T», fuhr Ben fort. «Wahrscheinlich pinkfarben. Auch das würde zu einem Kind weiblichen Geschlechts passen.»
    Wieder nickte D.D., die immer noch den Rippenknochen im Blick hatte.
    Ben schob ihn auf der Handfläche zur Seite. Darunter kam etwas zum Vorschein, das wie ein winziger Kiesel aussah. «Ein Milchzahn. Wiederum passend zu einem kleinen Mädchen. Allerdings … fehlt die Wurzel.» Der Gerichtsmediziner schien zu rätseln. «Das ist ungewöhnlich, es sei denn, der Zahn war bereits lose und kurz davor, auszufallen», sagte er, als redete er mit sich selbst. «Wie bei einem Erstklässler. Ein loser Zahn, dann diese Explosion … ja, könnte hinhauen.»
    «Der Zahn

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