Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
sich herausstellen wird, hast du ihn vor zwei Stunden erschossen.»
    Purcell presste die Lippen aufeinander. Er war kein Narr.
    Ich zog eine zweiundzwanziger Halbautomatik aus dem Hosenbund, die ich in Purcells Badezimmer hinter dem Spülkasten gefunden hatte. Zweifellos nur eine Ersatzwaffe für einen Kerl wie ihn, aber für das, was ich vorhatte, durchaus zu gebrauchen.
    «Ich schätze, die hast du vom Schwarzmarkt», sagte ich. «Seriennummer weggefeilt. Unidentifizierbar.»
    «Du hast einen fairen Kampf versprochen», erinnerte Purcell.
    «Und du hast mir versprochen, meinen Mann am Leben zu lassen. Wir nehmen’s wohl beide nicht so genau mit der Wahrheit.»
    Ich beugte mich tiefer herab. «Wen liebst du ?», flüsterte ich in den blutdurchtränkten Schnee.
    «Niemanden», antwortete er müde. «Hab noch nie jemanden geliebt.»
    Ich war nicht überrascht und nickte. Dann drückte ich ab. Zweimal auf die linke Schläfe, klassisch nach Killerart. Mit dem Mehrzweckmesser KA-BAR ritzte ich ihm das Wort «Verräter» in die Haut, zumal ich die drei X auf der Brust unkenntlich machen musste, denn die hätten D.D. Warren, clever wie sie war, schnurstracks zu meiner Tür geführt.
    Mein Gesicht fühlte sich seltsam an. Hart. Sogar für mich viel zu finster. Ich dachte an den aufgeräumten Keller, in dem es nach Bleichmittel und Blut stank, an die Schmerzen, die mir Purcell liebend gern zugefügt hätte, wenn ich weich geworden wäre. Es half nicht. Ich war ein Cop, kein Killer, und jeder Gewaltakt nahm etwas weg von mir, das sich nicht mehr ersetzen ließ.
    Aber ich machte trotzdem weiter, denn wie jede Frau war ich gut darin, selbstverschuldete Schmerzen auszuhalten.
    Letzte Details: Ich kehrte kurz ins Haus zurück, um mich an Purcells Putzzeug zu bedienen. Mit Handtüchern und Bleichmittel entfernte ich all meine Blutspuren im Haus, tauschte dann mit dem Toten die Schuhe und stapfte damit im Schnee herum, bis alle meine Abdrücke verschwunden waren und nur noch die von Purcell übrigblieben.
    Schließlich kramte ich Brians Glock aus dem Matchbeutel und drückte Purcells rechte Hand um den Kolben, um ihn mit seinen Fingerabdrücken zu präparieren. Seine Zweiundzwanziger wanderte in meinen Matchbeutel und würde im nächstbesten Fluss verschwinden. Die Glock brachte ich ins Badezimmer und klebte sie an die Stelle, wo er seine Ersatzwaffe aufbewahrt hatte.
    Irgendwann nach Sonnenaufgang würde die Polizei Purcells Leiche finden, gefesselt an einen Wasserhahn, offenkundig gefoltert. Man würde sein Haus durchsuchen, den Keller entdecken und die Hälfte der Fragen beantwortet sehen. Ein Typ, der solche Drecksarbeit leistete, musste früher oder später dreckig enden.
    Man würde auch Brians Glock finden und von der Ballistik bestätigt bekommen, dass Officer Shane Lyons mit ebendieser Waffe getötet worden war, was wiederum den Schluss nahelegte, dass Purcell, in mein Haus eingedrungen, meinen Mann erschossen und dessen Waffe mitgenommen hatte, um sie später auf einen hochdekorierten State Trooper anzulegen.
    Der Mord an Purcell würde zu den Akten gelegt werden, zu all den anderen unaufgeklärten Fällen aus der Unterwelt. Shane würde in Ehren beigesetzt, seine Familie entschädigt.
    Natürlich würde man nach der Waffe suchen, aus der auf Purcell gefeuert worden war, sich fragen, wer sein Mörder sein mochte. Aber manche Fragen bleiben halt offen.
    So wie man manchen Leuten einfach nicht trauen konnte.
    Siebzehn Minuten nach eins. Auf schwankenden Beinen schleppte ich mich zum Pick-up, trank zwei Flaschen Wasser und stopfte zwei Energieriegel in mich hinein. Meine rechte Schulter brannte. Meine Finger prickelten. Die Magengrube fühlte sich an wie ausgeräumt. Meine Lippen waren merkwürdig taub.
    Dann gleich wieder auf der Straße, die Flinte auf dem Schoß und die blutigen Hände am Steuer.
    Sophie, ich komme.

[zur Inhaltsübersicht]
    41. Kapitel
    «Es ist Hamilton», sagte Bobby. Er zog D.D. aus Leonis Werkstatt und steuerte rasch auf den Wagen zu.
    «Hamilton?» D.D. kniff die Brauen zusammen. «Lieutenant Colonel der State Police?»
    «Genau. Er hat Zugriff, Gelegenheit und kennt alle Beteiligten. Mag sein, dass Brians Glücksspielproblem den Stein ins Rollen brachte, aber Hamilton hatte die Fäden in der Hand. Ihr Jungs braucht Geld? Hey, ich weiß zufällig, wo jede Menge abzuräumen ist, hier bei uns … »
    «Zwischen ihm und Shane …», murmelte D.D. Sie nickte und spürte einen ersten Kitzel der

Weitere Kostenlose Bücher