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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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bremsen und zur Besinnung bringen zu können.»
    «Wann hat Ihr Mann mit dem Gewichtheben angefangen?», fragte Bobby.
    «Vor neun Monaten.»
    «Er hat kräftig zugelegt. Rund fünfzehn Kilo in neun Monaten. Hat er Anabolika genommen?»
    «Nicht dass ich wüsste.»
    «Aber es wird Ihnen doch aufgefallen sein, dass seine Muskeln immer dicker wurden.»
    Ich nickte vorsichtig. Wie oft hatte ich ihm gesagt, er solle es nicht übertreiben, seine Figur sei optimal. Wie dumm von mir, dass ich mir eingebildet hatte, Einfluss auf ihn ausüben zu können, nicht zuletzt auf seinen zwanghaften Ordnungssinn, der so weit ging, dass er sogar die Suppendosen in Reih und Glied aufstellte. Ich hätte die Zeichen deuten müssen. Aber wie heißt es so richtig: Eine Ehefrau ist immer die Letzte, die Bescheid weiß.
    «Wann hat er Sophie das erste Mal geschlagen?», fragte D.D.
    «Das hat er nicht!», platzte es aus mir heraus.
    «Wirklich nicht? Wollen Sie mir allen Ernstes weismachen, dass dieser brutale Schläger von Ehemann, dem Sie dieses geschundene Gesicht verdanken, nur Sie verprügelt hat?»
    «Er liebte Sophie.»
    «Seine Frau aber nicht. Das war das Problem.»
    «Kann sein, dass er Anabolika genommen hat.» Ich schaute Bobby an.
    «Die Nebenwirkungen sind bekannt», sagte D.D. «Das Zeug macht aggressiv, und blinde Wut unterscheidet nicht. Er hat Sie wahrscheinlich beide geschlagen.»
    «Ich wollte doch bloß sagen … Er war nach seiner letzten Reise gerade mal zwei Wochen zu Hause, als mir bewusst wurde, dass sich definitiv irgendwas verändert hat.» Was ich da sagte, war nicht aus den Fingern gesaugt, und ich hoffte, sie würden den Faden aufgreifen. Konnte schließlich nicht schaden, zwei Detectives auf meiner Seite zu haben. Sophie hatte es verdient, dass gescheite Ermittler nach ihr suchten.
    «Er ist aggressiver geworden», mutmaßte Bobby.
    «Er war ständig wütend. Ich habe versucht, Verständnis aufzubringen und ihn zu beschwichtigen, aber das half nicht.» Ich zerrte mit der freien Hand an der Bettdecke und hielt die andere mit dem Knopf darunter versteckt. «Ich … ich wusste mir keinen Rat, ehrlich. Wir liebten uns doch. Er war ein guter Mann und ein guter Vater. Doch plötzlich …» Mir kullerten jetzt echte Tränen übers Gesicht. «Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte.»
    Die Detectives wurden still. Mein Anwalt entspannte sich. Ich glaube, es gefiel ihm, dass ich weinte und dass der Missbrauch von Steroiden im Raum stand. Damit ließ sich wohl was anfangen.
    «Wo ist Sophie?», fragte D.D. besorgt und gar nicht mehr feindselig.
    «Ich weiß es nicht.» Auch das entsprach der Wahrheit.
    «Ihre Winterstiefel und der Mantel sind nicht mehr da. Jemand hat Ihrer Tochter die Sachen angezogen und sie dann mit sich genommen.»
    «Mrs. Ennis?», sagte ich hoffnungsvoll. «Sie ist Sophies Tagesmutter –»
    «Wir wissen, wer Mrs. Ennis ist», unterbrach mich D.D. «Bei ihr ist Sophie nicht.»
    «Oh.»
    «Hatte Brian ein Wochenendhäuschen oder etwas in der Art?», wollte Bobby wissen.
    Ich schüttelte den Kopf und fühlte mich durch und durch erschöpft. Ich brauchte Kraft für die Tage und Nächte, die vor mir lagen.
    D.D. ließ nicht locker. «Wer könnte Sophie entführt haben?»
    «Ich weiß nicht –»
    «Angehörige von Brian?»
    «Er hat eine Mutter und vier Schwestern. Die Schwestern leben über das ganze Land verstreut, seine Mutter wohnt in New Hampshire. Wir haben nicht viel von ihnen gesehen, was nicht zuletzt an seinen Dienstzeiten lag.»
    «Und Ihre Familie?»
    «Die gibt’s nicht», antwortete ich spontan.
    «In Ihrer Polizeiakte steht etwas anderes.»
    «Was?»
    «Was?», echote mein Anwalt.
    Die beiden Detectives nahmen keine Notiz von ihm. «Vor zehn Jahren wurden Sie von der Polizei vernommen. Es ging um den Tod eines neunzehnjährigen jungen Mannes namens Thomas Howe. Aus den Unterlagen geht hervor, dass Ihr Vater die Waffe besorgt hatte.»
    Ich starrte D.D. an, starrte und starrte.
    «Diese Unterlagen sind doch unter Verschluss», flüsterte ich schließlich.
    «Tessa …» Mein Anwalt zeigte eine gequälte Miene.
    «Lieutenant Colonel Hamilton weiß von der Sache. Ich habe mich ihm anvertraut, und zwar noch vor meiner Einstellung», fuhr ich fort. «Ich wollte verhindern, dass es zu Missverständnissen kommt.»
    «Verstehe, es hätte ja durchaus sein können, ein Kollege wäre dahintergekommen, dass Sie auf einen jungen Schnösel geschossen und ihn getötet haben.»
    «Auf einen

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