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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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gegangen. Bobby hatte schon immer eine Schwäche für Prinzessinnen in Not gehabt. D.D. hingegen sah ihren ersten Eindruck von Tessa Leoni bestätigt: hübsch und verwundbar. Und das ging ihr auf die Nerven.
    D.D. war müde. Es war elf, und ihr pflegebedürftiger Körper bettelte um Schlaf. Stattdessen kehrte sie mit Bobby nach Roxbury zum ersten Treffen der Sonderkommission zurück. Die Uhr lief. Die Presse wartete auf eine Erklärung. Der Staatsanwalt wollte auf den neusten Stand der Ermittlungen gebracht werden. Und die Chefriege drängte darauf, dass das Mädchen gefunden wurde.
    Früher hätte sich D.D. unter solchem Druck sechs Kannen Kaffee gekocht und ein halbes Dutzend Donuts in sich hineingestopft. Jetzt musste sie sich mit einer Flasche Wasser und Salzcrackern begnügen. Ein mieser Tausch.
    Nach dem Krankenhausbesuch hatte sie Alex eine SMS geschickt: Bin heute Nacht beschäftigt, und morgen wird das wohl auch nichts, schade . Er schrieb zurück: Hab’s in den Nachrichten gesehen. Viel Erfolg .
    Keine Vorwürfe, kein Jammern, keine Drohungen. Ausschließlich echte Unterstützung.
    Ihr war zum Heulen zumute, was sie auf ihre Verfassung zurückführte, denn in den vergangenen zwanzig Jahren hatte sie kein einziges Mal ein Mann zum Weinen gebracht, und so etwas würde sie auch jetzt nicht einreißen lassen.
    Bobby schaute auf die Wasserflasche, ihre ständige Begleiterin, dann kurz auf sie und wieder auf die Flasche. Sie war drauf und dran, sie über seinem Kopf auszuschütten. Allein der Gedanke daran erheiterte sie, und sie war fast wieder entspannt, als sie in den Parkplatz einbogen.
    Bobby besorgte sich sofort eine Tasse Kaffee und ging mit ihr nach oben ins Morddezernat. D.D. und ihre Kollegen hatten Glück. Die Bostoner Polizeizentrale war vor fünfzehn Jahren gebaut worden; über ihre Lage wurde zwar immer noch geklagt, aber das Gebäude selbst war modern und gut in Schuss. Die Räumlichkeiten des Morddezernats erinnerten weniger an die Kulisse von NYPD Blue als an die Bürolandschaft der MetLife Insurance Company. Sinnvoll gesetzte Trennwände sorgten für helle Arbeitsbereiche. Auf den graumetallenen Aktenschrankreihen standen Zimmerpflanzen, Familienfotos und persönlicher Schnickschnack. Auf der einen Seite winkte eine Red-Sox-Riesenhand aus Schaumstoff, auf der anderen hing ein Wimpel, auf dem Go Pads! stand.
    Die Sekretärin hatte ein Faible für Duftsträußchen aus Zimtstangen, während sämtliche Detectives ununterbrochen Kaffee tranken, weshalb es immer angenehm roch – nach Zimt und Kaffee. Auf den Vorschlag eines jüngeren Kollegen hin hieß der ganze Laden nunmehr Starbucks. Und weil sich dieser Spitzname schnell durchgesetzt hatte, hielt die Sekretärin auf ihrem Schreibtisch seit einiger Zeit Servietten und Plastikbecher mit Starbucks-Aufdruck bereit, was so manchen Besucher, der zur Vernehmung vorgeladen war, einigermaßen verunsicherte.
    Im Konferenzzimmer hatten sich D.D.’s Team und die Leiter anderer Ermittlungsteams versammelt. Sie stellte sich vor das Kopfende des langen Tisches, neben eine große weiße Tafel, auf der in der Folgezeit der Fall Leoni veranschaulicht werden sollte. Sie stellte ihre Wasserflasche ab, nahm einen schwarzen Marker und kam zur Sache.
    Die Suche nach Sophie Leoni hatte oberste Priorität. Die Hotline klingelte inzwischen nonstop und hatte zwei Dutzend Hinweise entgegengenommen, denen Kollegen bereits nachgingen. Bislang ohne greifbare Ergebnisse. Gleichzeitig wurden Nachbarn, Geschäftsinhaber und das Personal kommunaler Gesundheitszentren befragt. Aber auch in der Hinsicht war noch nicht viel erreicht worden.
    Phil hatte Informationen über Sophies Tagesmutter Brandi Ennis eingeholt. Die Frau schien sauber zu sein, was sich mit D.D.’s und Bobbys Eindruck von ihr deckte. Die ersten Nachforschungen in Sophies Schule hatten ebenfalls noch keine interessante Spur aufgetan. Als Nächstes sollten Schüler und Eltern befragt werden.
    Das Videoteam hatte bereits fünfundsiebzig Prozent der Aufnahmen sämtlicher Überwachungskameras im Umkreis von zwei Meilen ausgewertet. Weder Sophie noch Brian Darby oder Tessa Leoni waren darauf zu entdecken gewesen, worauf man den Suchumkreis erweitert hatte und auch nach Brian Darbys weißem GMC Denali Ausschau hielt.
    Davon versprach man sich am meisten, nachdem im Labor festgestellt worden war, dass in Darbys Fahrzeug während der vergangenen vierundzwanzig Stunden eine Leiche gelegen haben musste. D.D. beauftragte

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