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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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beschissen.» Er zuckte wieder mit den Schultern. «Aber sie, gerade sechzehn Jahre alt, redete nicht lange um den heißen Brei herum und gab zu, geschossen zu haben, weil Tommy sie attackiert hatte. Verständlich irgendwie, dass sie gleich darauf unter die Dusche gestiegen ist.»
    D.D. verzog das Gesicht. «Welche Spuren haben Sie sicherstellen können?»
    «Eine Zweiundzwanziger. Tessa rückte damit heraus. Auf dem Griff waren ihre Fingerabdrücke, und die Ballistik konnte nachweisen, dass die auf Tommy abgefeuerte Kugel aus dieser Waffe stammte. Die Suche nach Spermaspuren an ihrer Unterwäsche blieb ergebnislos. Tessa erklärte, er sei nicht, ehm, so weit gekommen. Auf ihren Sachen war allerdings Blut von Tommy Howe.»
    «Schmauchspuren an ihren Händen?»
    «Fehlanzeige – wie gesagt, sie hatte geduscht.»
    «Gynäkologischer Befund?»
    «Sie wollte nicht untersucht werden.»
    «Sie wollte nicht?»
    «Hat sich geweigert. Ich habe sie zu überreden versucht, ihr erklärt, dass eine solche Untersuchung in ihrem Interesse sein müsste. Aber das Mädchen zitterte wie Espenlaub, war total fertig mit den Nerven.»
    «Wo war ihr Vater?», wollte Bobby wissen.
    «Er kam aus dem Bett und wunderte sich, dass seine Tochter schon wieder zu Hause war. Hatte anscheinend noch … ein paar Lampen an. Stand da in Boxershorts und Unterhemd in der Küche, die Arme vor der Brust verschränkt, und sagte kein Wort. Man stelle sich vor, die sechzehnjährige Tochter wurde gerade von einem Jungen angefallen, und der Vater steht einfach nur rum wie ein Ölgötze. Donnie …» Walthers schnippte mit den Fingern, als ihn der Name wieder einfiel. «Donnie Leoni. Er hatte eine Kfz-Werkstatt und allem Anschein nach ein Alkoholproblem. Viel mehr habe ich über ihn nicht herausgefunden.»
    «Und die Mutter?», fragte D.D.
    «Tot. Sie war sechs Monate vorher gestorben. Herzversagen. Keine besonders glückliche Familie, aber …» Wieder zuckte Walthers mit den Achseln. «Das sind ja die wenigsten.»
    «Also», fasste D.D. zusammen. «Tommy Howe wird im Wohnzimmer seiner Familie von einem einzigen Schuss getötet. Tessa gesteht die Tat, duscht und verweigert eine gynäkologische Untersuchung. Ich verstehe das nicht. Die Staatsanwaltschaft hat sie einfach so beim Wort genommen? Ein armes traumatisiertes Mädchen von sechzehn Jahren muss nicht unbedingt die Wahrheit sagen?»
    Walthers schüttelte den Kopf. «Bleibt das jetzt unter uns?»
    «Gewiss», erwiderte D.D. «Unter Freunden.»
    «Ich habe mir auf diese Tessa keinen Reim machen können. Einerseits saß sie da in der Küche und zitterte wie verrückt, andererseits … war sie sehr wohl in der Lage, den Tathergang im Detail zu schildern. So was ist mir in all meinen Jahren als Detective nicht untergekommen, schon gar nicht bei einem Opfer sexueller Gewalt. Das schmeckte mir nicht. Aber was hätte ich sagen sollen? Herzchen, du erinnerst dich zu gut, als dass ich dich ernst nehmen könnte? » Walthers schüttelte den Kopf. «Mit einer solchen Bemerkung hätte ein Detective damals seine Degradierung riskiert. Glauben Sie mir, ich habe zwei Exfrauen zu alimentieren und brauche meine Pension.»
    «Trotzdem, warum haben Sie das Mädchen laufen lassen und nicht auf eine Anklage gedrängt?», fragte Bobby, der offenbar ebenso perplex war wie D.D.
    «Tessa Leoni war vielleicht ein unglaubwürdiges Opfer, aber auf der anderen Seite zeigte Tommy Howe ein perfektes Täterprofil. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden meldeten sich drei verschiedene Mädchen per Telefon, die von ihm sexuell belästigt worden waren. Leider wollte keine von ihnen eine formelle Aussage machen, aber je tiefer wir bohrten, desto mehr erfuhren wir über Tommys Ruf unter Frauen: Er akzeptierte kein Nein. Für ihn sprach lediglich, dass er anscheinend nur selten Gewalt anwendete. Deshalb sträubten sich wohl auch die Mädchen, gegen ihn auszusagen. Seine Masche war es offenbar, sie betrunken zu machen oder ihnen auch was in die Drinks zu mixen. Zwei Mädchen erinnerten sich, in seinem Bett aufgewacht zu sein, obwohl sie gar nicht an ihm interessiert gewesen wären.»
    «Rohypnol», mutmaßte D.D.
    «Wahrscheinlich. Wir haben allerdings nichts in der Art bei ihm gefunden, und von seinen Kumpels war zu hören, dass Tommy immer das bekam, was er wollte, egal, was die Mädchen davon hielten.»
    «Reizender Bengel», bemerkte Bobby.
    «Seine Eltern hielten jedenfalls große Stücke auf ihn», entgegnete Walthers. «Als der

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