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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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können. Er war ja drei Monate am Stück auf See. Ein schönes Zeitfenster, um sich mit der Tochter aus dem Staub zu machen. Aber ein so hübsches Haus zu räumen, um wieder in ein winziges Apartment zurückzuziehen – mit dem Gedanken konnte sie sich womöglich nicht so recht anfreunden. Wahrscheinlich gefielen ihr das Haus, der Garten, der teure SUV und die fünfzig Riesen auf der Bank einfach gut.»
    «Kann aber auch sein, dass sie glaubte, mit einer räumlichen Trennung sei es nicht getan», gab Bobby zu bedenken. «Nicht alle gewalttätigen Männer geben sich mit einer solchen Lösung zufrieden.»
    «Das stimmt», räumte D.D. ein. «Tessa suchte wahrscheinlich eine dauerhafte Lösung, eine, in der Brian Darby nicht mehr vorkommt, wohl aber sein Eigentum in bester Wohnlage.»
    Bobby starrte sie an. «Willst du damit sagen, Tessa hat sich an ihren Erfahrungen mit Tommy Howe ein Beispiel genommen und dafür gesorgt, ihren Mann in Notwehr erschießen zu können?»
    «Ich kann mir vorstellen, dass sie so ein Gedanke zumindest gestreift hat.»
    «Ja, aber ihre Verletzungen sind echt. Die Gehirnerschütterung, Jochbeinfraktur, zahllose Prellungen. Die Frau kann nicht einmal mehr auf den eigenen Beinen stehen.»
    «Vielleicht hat sie ihren Mann provoziert. Wäre nicht allzu schwer gewesen. Sie wusste, dass er trinkt. Sie braucht ihn also nur ein bisschen zu reizen, bis er die Kontrolle über sich verliert und ihr den Vorwand liefert, auf ihn zu schießen. Brian lässt seinen inneren Dämon von der Leine, und Tessa zieht ihren Vorteil daraus.»
    Bobby runzelte die Stirn. «Das wäre ziemlich kaltblütig und passt einfach nicht.»
    «Wieso nicht?»
    «Wegen Sophie. Angenommen, Tessa reizt ihren Mann zur Weißglut und knallt ihn ab. Na schön, das würde immerhin erklären, warum er in der Küche lag und sie im Wintergarten verhaftet werden musste. Aber was ist mit Sophie? Wo ist sie?»
    D.D. verzog das Gesicht und hielt den Unterarm vor ihren Bauch. «Vielleicht wollte sie Sophie aus dem Haus haben, damit sie von der Tat nichts mitbekommt.»
    «Dann hätte es nahegelegen, dass sie die Kleine von Mrs. Ennis abholen lässt.»
    «Stimmt. Herrje, womöglich hat Sophie am Ende zu viel gesehen, und Tessa musste sie fortschaffen, damit wir sie nicht befragen können.»
    «Tessa hält ihre Tochter versteckt?»
    D.D. dachte nach. «Das würde erklären, warum sie sich so lange geziert hat, mit uns zu kooperieren. Um ihr Kind macht sie sich gar keine Sorgen – sie weiß Sophie in Sicherheit.»
    Noch während sie dies sagte, schüttelte Bobby den Kopf. «Ach was, Tessa ist eine gut ausgebildete Polizistin. Sie weiß genau, was passiert, wenn sie ihre Tochter als vermisst meldet. Wie stehen die Chancen, ein Kind versteckt zu halten, wenn sein Foto durch sämtliche Medien geht? Außerdem wäre das ohne eine dritte Person gar nicht möglich. Was hätte sie der sagen sollen? He, ich habe soeben meinen Mann erschossen. Würdest du bitte für eine Weile auf meine Tochter aufpassen? Wir wissen doch, dass sie weder Angehörige noch enge Freunde hat. Es käme also nur Mrs. Ennis in Frage, und bei der ist Sophie nicht.
    Nein, das wäre viel zu kurz gedacht», fuhr Bobby fort. «Früher oder später werden wir Sophie finden und befragen können. Wenn sie den Streit zwischen ihren Eltern mitbekommen hat, wird sie sich daran auch noch nach Tagen erinnern. Es wäre nicht damit getan, sie eine Zeitlang zu verstecken.»
    D.D. biss sich auf die Lippen. «Mag sein», murmelte sie.
    «Was hast du eigentlich?», fragte Bobby plötzlich. «Eine Polizistin liegt im Krankenhaus. Ihre kleine Tochter ist verschwunden. Die meisten Kollegen wären glücklich, ihr helfen zu können, aber du scheinst entschlossen zu sein, ihr einen Strick zu drehen.»
    «Ist doch gar nicht wahr –»
    «Nur weil sie jung und hübsch ist? Bist du wirklich so engstirnig?»
    «Jetzt bleib mal auf dem Teppich!», fuhr sie ihn an.
    «Wir müssen Sophie Leoni finden!», entgegnete Bobby nicht weniger laut. In all den Jahren ihrer Zusammenarbeit hatte sie ihn noch nie schreien hören. Es störte sie nicht, schließlich schrie sie auch.
    «Wem sagst du das?»
    «Sie ist seit mittlerweile vierundzwanzig Stunden verschwunden. Meine Tochter hat heute Nacht um drei geweint, und ich konnte nur daran denken, dass die kleine Sophie irgendwo vielleicht ebenfalls weint.»
    «Wem sagst du das?»
    «Dieser Fall hängt mir zum Hals heraus!»
    «Mir auch!»
    Bobby beruhigte sich. Er atmete

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