Wer stirbt, entscheidest du
kommt für mich nicht in Frage. Das Zeug, das sie nehmen, macht verrückt. Was man in den Zeitungen darüber liest, stimmt absolut.»
Bobby betrachtete sie gleichmütig. «Und wie halten Sie Ihre Figur?»
Sie verzog keine Miene. «Mit Schweiß und Tränen, Schätzchen. Schweiß und Tränen.»
Bobby nickte. «Verstehe, Sie sind also kein Befürworter von Zusatzmitteln –»
«Nein!»
«Und Ihre Kollegen hier im Studio? Oder anderenorts? Brian hat sehr schnell große Resultate erzielt. Sind Sie sicher, dass es nur Schweiß und Tränen waren, die ihm dazu verholfen haben?»
Jessica zögerte. Sie kaute wieder an ihrer Unterlippe und verschränkte die Arme vor der Brust.
«Sicher nicht», sagte sie schließlich. «Tatsächlich kam er mir irgendwie verändert vor, als er vor drei Wochen wiederauftauchte. Er war in schlechter Stimmung, irgendwie schwermütig und angefressen. Ich glaube, er hatte Probleme.»
«Haben Sie jemals seine Frau getroffen?»
«Die Polizistin? Nein.»
«Hat er von ihr gesprochen?»
Jessica zuckte mit den Achseln. «Das tun sie alle.»
«Sie?»
«Unsere Kunden. Bei uns geht’s zu wie beim Friseur. Oder wie in der Eheberatung. Die Leute reden, und wir hören zu. Gehört mit zu unserem Job.»
«Was hat Brian gesagt?»
Jessica zuckte wieder mit den Achseln. Das Thema behagte ihr offenbar nicht.
«Er ist tot, Jessica. Er wurde in seinen eigenen vier Wänden erschossen. Helfen Sie mir zu verstehen, warum sich Brian so sehr ins Zeug gelegt hat, um kräftiger zu werden, und warum der ganze Einsatz am Ende nicht gereicht hat.»
«Er hat sie geliebt», flüsterte Jessica.
«Wer? Wen?»
«Brian. Seine Frau. Voll und ganz. So sehr würde ich auch gern einmal von einem Mann geliebt werden.»
«Brian liebte Tessa.»
«Ja. Und er wollte stark sein, für sie und Sophie. Er machte manchmal seine Witzchen darüber und sagte, zwei Frauen zu beschützen hieße, vierfach auf der Hut sein.»
«Auf der Hut?», fragte Bobby mit skeptischer Miene.
«Ja, das waren seine Worte. Ich glaube, er hatte deswegen mal Streit mit Tessa. Es ging um Sophie. Er nahm die Verpflichtung, auf die Kleine aufzupassen, sehr ernst.»
«Haben Sie mit Brian geschlafen?», fragte Bobby plötzlich.
«Nein. Ich lasse mich nicht mit Kunden ein.» Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu und murmelte: «Arschloch.»
Bobby zeigte ihr wieder seinen Ausweis. « Detective Arschloch, wenn ich bitten darf.»
Jessica zuckte nur mit den Achseln.
«Ist Tessa fremdgegangen? Hat er womöglich Wind davon bekommen und deshalb beschlossen, sich aufzupumpen?»
«Wäre mir neu. Aber …» Sie stockte. «Welcher Kerl würde einer Frau gegenüber schon zugeben, dass ihm Hörner aufgesetzt werden? Doch schon mal gar nicht einer Frau gegenüber, die attraktiv ist. Das wäre ja, als würde er sagen: Ich bin ein erbärmlicher Waschlappen . Nein, das herauszufinden überlassen sie uns.»
«Hat denn Brian an der Liebe seiner Frau gezweifelt?»
Sie zögerte wieder. «Ich weiß nicht. Könnte aber sein. Tessa ist Trooper, nicht wahr? Sie fährt Streife. Mit ihr ist wahrscheinlich nicht gut Kirschen essen. Auf dem Highway tanzt alles nach ihrer Pfeife. Und es scheint, dass sie auch zu Hause die Hosen anhat. Nicht dass sie von Brian erwartet hätte, ein Supermann zu sein, aber ich glaube, er musste nach ihrer Pfeife tanzen, vor allem, wenn es um Sophie ging.»
«Hat er Ihnen irgendwas darüber erzählt, wie das zu Hause lief?»
«Brian schuftete schwer. Wenn er Urlaub hatte, wollte er sich vergnügen. Aber Tessa ließ ihn babysitten. Ich kann mir vorstellen, dass er mit dieser Rolle nicht immer zufrieden war. Aber er hat nie ein schlechtes Wort über Tessa verloren», fügte Jessica hastig hinzu. «So einer war er nicht.»
«Wie ist das zu verstehen?»
«Er gehörte nicht zu den Männern, die über ihre Frauen herziehen. Glauben Sie mir», sie verdrehte die Augen, «von der Sorte gibt’s hier jede Menge.»
Bobby kam auf eine noch offene Frage zurück. «Wie erklären Sie sich Brians bedrückte Stimmung? Hat es auf seiner letzten Dienstreise irgendeinen Zwischenfall gegeben?»
«Keine Ahnung. Gesagt hat er nichts. Aber er war irgendwie … niedergeschlagen.»
«Können Sie sich vorstellen, dass er seine Frau geschlagen hat?»
«Nein!» Jessica schien entsetzt.
«Aber es ist zu Misshandlungen gekommen. Das geht klar aus ihrer Krankenakte hervor.»
Jessica ließ sich nicht beirren. «Unmöglich.»
«Sind Sie
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