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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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über finanzielle Sorgen geklagt? Vielleicht darum gebeten, eine zusätzliche Schicht fahren oder Überstunden machen zu dürfen?»
    «Wie aus den Dienstprotokollen hervorgeht», antwortete Hamilton zögernd, «hat sie in letzter Zeit tatsächlich mehr gearbeitet.»
    Fünfzig Riesen auf der hohen Kante, dachte D.D. Wozu dann noch Überstunden?
    «Da ist noch etwas anderes, das Sie wissen sollten», sagte Hamilton leise. «Aber das bleibt bitte unter uns. Es hat vielleicht auch gar nichts mit Trooper Leoni zu tun. Ich komme nur darauf zu sprechen, weil Sie sich für die vergangenen drei Wochen interessieren. Wir hatten vor zwei Wochen eine interne Revision. Dabei sind einem externen Prüfer Unstimmigkeiten in der Führung der Gewerkschaftskonten aufgefallen. Es scheint, dass Gelder unterschlagen wurden, und zwar von einem Insider. Wir gehen der Sache nach.»
    D.D. sperrte die Augen auf. «Wie schön, dass Sie von sich aus darauf zu sprechen kommen.»
    Bobby warf ihr einen warnenden Blick zu.
    «Von welcher Größenordnung sprechen wir?», fragte er in angemessenem Tonfall.
    «Zweihundertfünfzigtausend.»
    «Und vor zwei Wochen ist das aufgefallen?»
    «Ja. Aber die illegalen Transaktionen reichen ein halbes Jahr zurück. Es wurden wiederholt kleinere Beträge auf das Konto eines Versicherungsunternehmens überwiesen, das gar nicht existiert.»
    «Über Barschecks?»
    «So ist es», antwortete Hamilton.
    «Wer hat sie unterschrieben?»
    «Das lässt sich nicht feststellen. Jedenfalls sind all diese Barschecks bei ein und derselben Bank in Connecticut einem Konto gutgeschrieben worden, das vor vier Wochen aufgelöst wurde.»
    «Aber darüber gibt’s ja wohl noch Unterlagen», meinte Bobby.
    «Die Bank hat voll kooperiert. Von ihr haben wir auch Videoaufnahmen der Überwachungskameras. Die Person, die das Konto aufgelöst hat, war eine Frau mit roter Baseballkappe und Sonnenbrille. Wir suchen also eine Frau mit engen Beziehungen zur Polizeigewerkschaft.»
    «Eine Frau wie Tessa Leoni», murmelte D.D.
    Der Lieutenant widersprach nicht.

[zur Inhaltsübersicht]
    23. Kapitel
    Wenn man jemanden um die Ecke bringen will, ist ein Gefängnis der ideale Ort dafür. Dass für den Knast von Suffolk County die niedrigste Sicherheitsstufe gilt, bedeutet nicht, dass hier nur harmlose Straftäter einsitzen. Unter den Häftlingen befinden sich auch einige Schwerverbrecher, die zwanzig Jahre in einem Hochsicherheitsgefängnis eingesperrt waren und dann hierher verlegt worden sind, um eine weitere Strafe abzubüßen, die ihnen wegen eines Bagatelldeliktes im hiesigen County aufgebrummt wurde.
    Meine Zellenmitbewohnerin Erica mochte wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, wegen Betruges oder Diebstahls hier sein. Es war aber auch möglich, dass sie jemanden umgebracht hatte, der ihr bei der Beschaffung von Meth in die Quere gekommen war.
    Als ich ihr eine entsprechende Frage stellte, grinste sie nur und zeigte mir ihre vergammelten Zähne.
    Im Flügel 1-9-1 waren vierunddreißig Frauen ihres Kalibers untergebracht.
    Untersuchungshäftlinge wurden von der übrigen Belegschaft abgesondert. Wir aßen getrennt, duschten getrennt und hatten unseren eigenen Aufenthaltsraum, in dem wir vor dem Fernseher hockten. Im Flügel selbst aber mischte sich alles, und es gab jede Menge Gelegenheiten für Übergriffe.
    Erica machte mich mit dem Tagesablauf vertraut. Sieben Uhr aufstehen. Gleich darauf zählte der Schließer seine Schäfchen. Danach gab’s Frühstück in der Zelle, gefolgt von ein paar Stunden Umschluss, das heißt, wir konnten unsere Zelle verlassen und uns im Flügel frei bewegen, fernsehen, duschen (die drei Duschen ließen sich vom Aufenthaltsraum einsehen und gehörten gewissermaßen mit zum allgemeinen Unterhaltungsprogramm) oder auf dem quietschenden Trimmgerät rumstrampeln (wenn man sich denn nicht weiter störte an den abfälligen Bemerkungen der anderen Frauen).
    Die meisten Frauen spielten Karten oder saßen an den runden Metalltischen mitten im Gang und redeten miteinander. Von dort nahmen auch die Gerüchte ihren Ausgang, die sich ruck, zuck auf sämtliche Zellen ausbreiteten. Die ganze Atmosphäre erinnerte mich an ein Sommerlager für Mädchen, die alle die gleichen Sachen trugen, in Hochbetten schliefen und fast ausschließlich Jungs im Kopf hatten.
    Um elf kehrte dann jede wieder in ihre Zelle zurück. Es wurde noch mal durchgezählt, dass auch alle da waren, und dann gab’s Mittagessen. Anschließend

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