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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Menschen soll …« Er senkte den Kopf und fügte leise hinzu: »… und daß du damit einverstanden bist.«
    Bis zum Abend suchten sie Paul. Die Flugzeugbesatzungen schwärmten aus und durchkämmten die Insel, bis es finster wurde. Dann tauchten sie mit den Flugzeugscheinwerfern die Insel in gleißendes Licht, und Bäcker und Anne suchten weiter, immer und immer wieder Pauls Namen rufend.
    »Das ist blöd, was du da machst!« schrie Bäcker über den Dschungel. »Paul, Junge, spiel nicht den Verrückten! Laß uns miteinander reden. Benimm dich nicht idiotisch! Paul! Und wenn ich alle Bäume hochklettere – ich finde dich!«
    Aber sie fanden Paul nicht.

III
    Sie suchten die ganze Nacht.
    Als Anne nicht mehr laufen konnte – sie hatten die Insel dreimal kreuz und quer durchstreift – und sich weinend auf Bäcker stützte, sagte er laut:
    »Schluß! Ich mache dieses Affentheater nicht mehr mit! Wenn er wieder auftaucht, das verspreche ich dir, Anne, bekommt er die ersten Prügel seines Lebens! Von der Insel runter ist er nicht, denn genau das will er ja nicht, und wenn er hier herumhockt, irgendwo auf einem Baum, soll er hocken bleiben, bis er herunterfällt! Als ob man damit Probleme löst! Dieses Benehmen allein beweist die Notwendigkeit, ihn unter Menschen zu schicken.« Er schwenkte seinen starken Handscheinwerfer und brüllte in die Dunkelheit hinein: »Aufhören! Suche einstellen! Wir lassen uns doch nicht zu Idioten machen!«
    Dann saßen sie herum bis zum Morgen, erlebten einen Sonnenaufgang mit purpurfarbenem Himmel und ein Meer, flach wie ein Tisch und aus der Tiefe aufleuchtend wie durchscheinendes Glas.
    »Das fasziniert mich immer wieder«, sagte Capitaine Brissier. »Sie aber hassen es, stimmt's, Monsieur?«
    »Wir haben uns langsam aneinander gewöhnt«, sagte Bäcker. »Zwanzig Jahre, da lernt man sich kennen.«
    »Warum geben Sie eigentlich die Insel nicht auf?«
    »Blicken Sie sich um – das ist die Antwort.«
    »Wir wissen das, Monsieur.« Brissier trank einen Schluck Rotwein, den Bäcker jedes Jahr in Papeete in großen Glasballons kaufte. »Was Sie aus dieser Insel gemacht haben, ist einmalig. Ein Staubkorn, nur lebensfähig durch den Regen, ist zu einem Park geworden. Und trotzdem, Monsieur: Die Angriffe der umliegenden Stämme machen uns nachdenklich. Und was Sie uns von dem Götzen erzählt haben, ist auch die Meinung des Gouverneurs: Man hat zwanzig Jahre darauf gewartet, daß die Götter Sie bestrafen – jetzt tun es die Menschen für die Götter. Die Geduld der Papuas ist vorbei. Es hat lange gedauert, aber die Kerle denken auch in anderen Zeitabläufen. Eins ist sicher: Das war nicht der letzte Angriff.«
    »Das weiß ich«, antwortete Bäcker. »Ich nehme an, daß Sie mir einige MGs und Maschinenpistolen hierlassen.«
    »Wollen Sie ab sofort einen immerwährenden Krieg führen?«
    »Wir Deutsche haben Übung in dreißigjährigen Kriegen«, sagte Bäcker sarkastisch. »Ich greife ja nicht an – ich werde angegriffen. Das ist etwas anderes.«
    »Im Endeffekt ist es dasselbe: Tote, Verwundete, Blut, Haß, Verwüstung. Um Sie herum wird eine von religiösen Fanatikern aufgepeitschte Welt sein, und Sie sind nur zu dritt …«
    »Zu zweit, Capitaine. Paul schicke ich weg … vor allem deswegen.«
    »Sie und Anne allein gegen tausend Papuas, das ist doch Wahnsinn!«
    »Es scheint nur so, Brissier. Ich will versuchen, mit ihnen zu verhandeln.«
    »Nach so vielen Toten verhandeln sie nicht mehr, Bäcker.«
    »Ich werde Pater Pierre auf Katatoki einschalten. Er kennt alle Häuptlinge.«
    »Er kennt sie, aber seinen Jesus bekommt er bei ihnen auch nicht los. Wie lange lebt Pater Pierre unter den Papuas? Fast vierunddreißig Jahre. Und wieviel Christen hat er dem Totem-Wunderglauben entrissen? 328! In vierunddreißig Jahren 328 Missionierte. Das sollte Sie nachdenklich machen, Monsieur Bäcker. Rechnen Sie sich daran aus, wie groß Ihre Chance ist, wenn Sie mit den Häuptlingen darüber verhandeln, ob Sie auf ihrer Toteninsel bleiben dürfen. Um das zu erreichen, langt kein Jahrhundert.«
    »Das mag sein.« Bäcker lächelte. »Aber hier bleiben die Jahrhunderte stehen …«
    »Ihr Optimismus ist grandios.« Brissier sah auf seine Armbanduhr. Hier war nichts mehr zu tun, er mußte zurück nach Papeete. Zwei seiner Flieger schafften Maschinengewehre und Kisten mit Munition an Land. Man konnte nicht abwarten, bis die Kriegskanus wiederkamen, – vielleicht griffen sie morgen an, vielleicht in

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