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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem Monat, einem Jahr … diese Papuas blieben seit Jahrtausenden ein Geheimnis. Sie gehörten zu den ersten Menschen dieser Erde, und irgendwie lebte in ihnen das Rätsel der Urzeit.
    »Ihr Optimismus hat bisher gesiegt«, fuhr Brissier fort. »Aber die Lage hat sich grundlegend verändert. Ich muß Ihnen eine Botschaft des Gouverneurs überbringen, Monsieur.«
    »Nur zu, Capitaine. Ich ahne sie«, sagte Bäcker.
    »Der Gouverneur bittet Sie, die von Ihnen Viktoria-Eiland benannte Insel aufzugeben. Der französische Staat ist bereit, Ihnen eine andere noch unbewohnte, aber im nahen Schutzbereich liegende Insel zu überlassen. Wir können Ihnen vier Inseln vorschlagen … größer als Viktoria-Eiland, schöner, mit Süßwasserquellen, fischreichen, haifreien Lagunen … und vor allem: Sie werden von meinem Geschwader laufend überflogen und beschützt, unsere Schnellboote laufen sie an, es gibt keine Religionsfanatiker und keine Toten-Totems.«
    »Ein Angebot zum Verlieben.« Bäcker schüttelte langsam den Kopf. Er war froh, daß Anne im Haus war und in totaler Ermattung tief schlief. »Aber soll ich wieder von vorn anfangen? Kolonisieren? Wieder diese verdammte Stunde Null erleben? Mit 55 Jahren? Wäre ich jung wie Paul – ja. Sofort! Capitaine, machen Sie meinem Sohn den Vorschlag.«
    »Er ist ein Dickkopf wie Sie, Bäcker. Er hat's heute nacht bewiesen. Wo kann er überhaupt stecken?«
    »Irgendwo in den Palmen. Er kann klettern wie ein Affe. Er wird herunterkommen, sobald Sie abgeflogen sind; denn er glaubt, Sie würden ihn mitnehmen. Das ist ein Irrtum. Ich bringe ihn selbst mit der Jacht nach Tahuata.«
    Bäcker blickte hinaus aufs Meer. Die Sonne war aufgetaucht, die See spiegelte, Dunst wallte über die Insel; die Bäume, die Blumen, die Erde atmeten. Welch eine Welt …
    »Ich bleibe!« sagte Bäcker laut.
    »Wir können Sie nicht auf die Dauer schützen«, sagte Brissier.
    »Das ist mir klar, Capitaine.«
    »Wir können nicht bei jedem Papua-Angriff heranfliegen. Andererseits können wir Sie und Ihre Familie nicht hierlassen wie Schlachtvieh.«
    »Und was denkt sich der Gouverneur aus?«
    »Er könnte die Insel zwangsweise räumen lassen … zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
    »Dann habe ich jetzt also zwei Gegner … die Papuas und Sie, Brissier …«
    »Reden hat keinen Sinn!« Brissier erhob sich. Er gab Bäcker beide Hände, und auch Leutnant Tinga reichte ihm die Hand. Was er von seinem Kommandanten in Atuana zu sagen hatte, sparte er sich – es waren doch nur verlorene Worte. »Ich werde dem Gouverneur berichten. Er wird über Funk mit Ihnen sprechen, und es wird keine angenehme Unterredung sein.«
    »Ich werde sie überleben, Capitaine.« Bäcker begleitete die Offiziere hinunter zum Strand. »Ich setze auf Pater Pierre.«
    »Das ist eine verdammt riskante Karte.«
    Brissier watete ins Wasser zu dem Schwimmer seines Flugbootes. Ein Soldat hatte die Leiter heruntergelassen. Bäcker stapfte neben Brissier durch die flache Lagune. Das Wasser war warm. Ein Fischschwarm zog an ihnen vorbei. Sie kennen keine Angst, dachte Bäcker glücklich, obgleich hier seit zwanzig Jahren Menschen wohnen. Wo gibt es das noch auf der Welt? Das alles soll ich aufgeben? Aus Angst? Aus Feigheit?
    »Über Götter kann man nicht verhandeln, Bäcker. So gut müßten Sie die Eingeborenen kennen«, sagte Brissier.
    »Ich kann nach einem Scheitern der Verhandlungen noch immer umziehen.« Bäcker blieb im Meer stehen. Brissier und Tinga kletterten in ihre Flugzeuge, die Kanzeln wurden geschlossen, vier Flugzeugmotoren donnerten auf, die Propeller wirbelten, der Luftsog warf Bäcker fast um.
    Langsam drehten sich die Flugboote, gewannen an Geschwindigkeit, hoben sich sanft ab und schwebten dicht über die Korallenbarriere. Capitaine Brissier zeigte auf das Haus und warf eine Kußhand. Gruß für Madame, sollte das heißen. Bäcker nickte und winkte zurück.
    Dann formierte sich die Staffel, zog eine Schleife und flog hinaus aufs freie Meer.
    Bäcker blieb in der Lagune stehen und sah den Flugzeugen nach, bis sie als dunkle Punkte von der Sonne aufgesogen wurden. Dann erst watete er zurück und sah Anne oben an der Treppe im Hang stehen.
    »Wo ist Paul?« fragte sie.
    »Noch in seinem Versteck. Keine Angst, Liebling – ihm ist nichts passiert. Er benimmt sich nur wie ein trotziges Kind, und das mit neunzehn Jahren!«
    »Schlag ihn nicht«, sagte Anne leise. »Bitte …«
    »Er hat's verdient.«
    »Du hast ihn nie geschlagen. Und

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