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Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn

Titel: Wer stirbt Palmen ... 2: Der Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ein Bild herrlicher, stolzer Schönheit. »Was weiß sie?« fragte er.
    »Daß wir zu Pater Pierre fahren.«
    »Nichts von Ihrem Reichtum?«
    »Nein.«
    »Warum?«
    Bevor Bäcker eine Antwort geben konnte, war Rainu neben ihnen.
    »Laden wir aus«, sagte Brissier und erhob sich. »Ich habe sogar eine Flasche Champagner mitgebracht, damit es ein richtiger Stapellauf wird. Packen wir die Dinge an, wie sie sind …« Er klopfte Bäcker auf die breiten Schultern. »Ich habe für 17.000 Francs Schulden gemacht, Paul. Das ist für einen armen Offizier 'ne Menge Geld …«
    Brissier hatte an alles gedacht. Nicht nur das Boot und den Motor holten sie aus dem Flugboot, auch Benzintonnen, Kisten mit Konserven, Werkzeuge, einen Stromerzeuger, eine kleine Filteranlage, eine Maschinenpistole, Munition, ein Transistorradio, eine jetzt mit dem Stromaggregat zu betreibende größere und stärkere Funkanlage, Decken, Klappstühle, einen Klapptisch, ein geräumiges Zelt, Flaschen mit Propangas, einen zweiflammigen Gaskocher, Töpfe und Pfannen … das Flugzeug schien eine Wundertüte zu sein, aus der Brissier immer neue Herrlichkeiten hervorzauberte.
    Sie brachten zunächst alles ans Ufer, als sollte es wie auf einem Markt verkauft werden. Rainu betrachtete jeden Gegenstand mit Mißtrauen, nahm dann ihren langen Bambusspeer und sagte: »Ich gehe fischen …«
    Sie watete ins Meer bis zu der Stelle, wo die Fischschwärme standen. Ihr Haar wehte im Wind wie eine Fahne, ihr brauner Körper glänzte in der Sonne.
    »Paul, sie ist stocksauer«, sagte Brissier leise. »Machen wir eine Pause. Ich habe in der Kühlbox Bier mitgebracht. Außerdem eine neue Fahne. Die Trikolore dort oben ist ja nur noch ein Fetzen.«
    »Nationalstolz in allen Lagen.«
    Brissier lachte. »Dafür sind wir Franzosen. Ihr Deutschen dürft es nicht. Ihr habt mit eurem Hurra zwei Kriege verloren.«
    »Mein Gott, wie lange ist das her? Da war mein Vater ein junger Mann. Los, laden Sie Ihr Bier aus, Raoul. Mein letztes Bier habe ich bei Dubonnet getrunken.«
    Rainu fischte lange – das war ein Beweis, daß sie traurig war. Auf ihre stille Art trat sie jetzt in Streik – wie eine Statue stand sie im Meer. Sie schaute sich nicht um. Mit den Gegenständen, die am Ufer lagen, war etwas Fremdes, Furchteinflößendes auf die Insel gekommen. Und wie viele Eingeborene glaubte sie, der Bedrohung dadurch entfliehen zu können, daß sie einfach die Augen vor ihr verschloß. Sie starrte in die Weite des Ozeans. Die Zerstörung ihres Paradieses hatte begonnen.
    Brissier, der oben auf der Erhebung der Insel die zerfledderte französische Fahne ausgewechselt hatte, kam mit besorgtem Gesicht in die Hütte zurück. In der Hand hielt er zwei tote Möwen und eine Schale aus Holz, in der eine trübe Flüssigkeit schwabbte. Bäcker wollte sie ihm aus der Hand nehmen, aber Brissier wehrte ihn ab: »Vorsicht! Finger weg! Paul – ich muß Ihnen etwas zeigen …«
    Er setzte die Schale vorsichtig auf den Boden und legte die toten Vögel daneben.
    »Die Schale stand oben auf dem Hügel. Die Möwen haben davon getrunken und fielen dann um. Ich hab's nicht gesehen, aber sie lagen neben der Schale, die Schnäbel fast noch in der Flüssigkeit. Es muß sofort wirken …«
    »Gift –«, sagte Bäcker tonlos.
    »Ja.«
    »Wie kommt auf diese Insel Gift?«
    »Wollen Sie wirklich die richtige Antwort darauf hören?«
    »Raoul, Sie sind verrückt!«
    Die beiden Männer sahen sich an. Und dieses Mal war es Paul, der als erster die Augen senkte.
    Bäcker trat hinaus. Rainu stand noch immer im Meer, den Speer gesenkt. Ein nackter brauner Körper in einer blauen See, und über allem der Goldglanz der Sonne.
    »Ich schiebe die Schale unter Ihr Bett«, sagte Brissier heiser. »Das ist der beste Ort, sich später darüber zu unterhalten. Laden wir weiter aus?«
    Paul nickte stumm. Er nahm die vergifteten Möwen, warf sie in eine Felsspalte und stieg mit Brissier wieder hinunter zum Strand.
    Die Bootstaufe war schnell und freudlos. Paul nannte das Boot ›Rainu‹, sie tranken den eisgekühlten Champagner, montierten dann den Motor und schlugen das Zelt auf. Darin übernachtete Brissier. Beim Morgengrauen flog er wieder ab. Rainu und Paul schraken hoch, als die Propeller aufwirbelten … bevor sie den Strand erreichten, war das Flugboot schon in der Luft und zog zum Abschied eine Schleife. Bäcker winkte mit beiden Armen hinauf, nahm Rainu dann auf seine Arme und trug sie zurück zur Hütte. Dort ließ er sie

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