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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Sie für die Lösung Ihren Arzt, Apotheker, Minister, Schöffen, Lehrer doch einfach nach seinem Geburtsort …«
    Nusselein war mit seinem Werk zufrieden:
    »Na, wie fandest du das? – wollte der Kufka nicht drucken. Dabei wäre diese Geschichte doch ein echter Hammer im Hammer gewesen.«
    Incitatus schnarchte dieses leise Katzengrummeln und Nusselein empfand das Geräusch als stille Zustimmung.
    Er trank noch ein Glas von dem »Guten Roten vom Aldi mit dem spanischen Netz« und kletterte dann in sein Bett, das er Koje nannte und an das er vorne eine Galionsfigur aus Fiberglas genagelt hatte. Die Figur stellte eine barbusige Nixe dar, die allerdings eindeutige Gesichtszüge von Jennifer Lopez trug. Nusselein behauptete dagegen, dass diese Galionsfigur »vor zweihundert Jahren oder so« an einem Piratenschiff mehrmals bei der Enterung englischer Handelsschiffe – in manchen Reden waren es auch spanische – zugegen gewesen sei.
    Dann gönnte er sich noch einen weiteren Schlummertrunk – diesmal allerdings ein Bier. Aus reinen Recherche-Gründen hatte er sich nämlich bei der Rückfahrt aus Düsseldorf in Roetgen im Getränkemarkt zwei Flaschen Altbier gekauft, die er im Bett liegend aus informativen Gründen trank. Seinem schnarchenden Kater rief er noch zu:
    »Bier auf Wein, auch das ist fein. Und dann bin ich auch noch der Meinung, dass Schleiden zerstört werden muss, wie Cato, der alte Sack immer sagte.«
    Incitatus öffnete nur ein Auge und sah seinen Untermieter böse an.
    Mit dem Altbier-Geschmack konnte Nusselein an diesem Abend leben, nicht aber mit der Tatsache, dass er sich keine Quittung für die Spesenabrechnung hatte geben lassen. Nachdem er die beiden Flaschen quasi auf ex geleert hatte, schlief er schnell ein und träumte nur noch von Bier. Im Tiefschlaf hörte er die Musik eines bekannten Altbier-Herstellers. Allerdings war die verdammt blonde Frau, die Nusselein in diesem Traum an der Theke zuprostete, aus der Werbung eines anderen Bierherstellers, dessen Namen …
    Ja ja, ist ja gut: Jedenfalls aus Bitburg. Am Ende des Traums sprang Nusselein vor einem riesigen Vollmond mit Incitatus blöd in der Gegend rum. Aber das war wiederum aus einer ganz anderen Bier-Werbung …
    Nusselein wacht nie schweißgebadet auf, eher zu spät. Daher entfällt meist die Morgenwäsche, die in einem Bauwagen, der sich Zirkuswagen nennt, sowieso so eine Sache ist. Aber dazu später mehr. Vielleicht jedenfalls.
    Nach dem Altbier-Traum mit Bitburg-Blondine und alkoholfreiem Schlusspunkt wachte Nusselein erst gegen halb 9 auf. Da ihm aus der Kaffeedose lediglich ein geklauter Löffel von Luxair entgegen gähnte, musste er wohl oder übel Tee trinken. Dabei ärgerte er sich wieder einmal über die Gravur auf der Teekanne, die er auf dem Flohmarkt in der Kalterherberger Vereinshalle gekauft hatte:
    »Zum Teefreund sprach ein kleines Möwchen, stell leere Kannen nie aufs Stövchen: Das wäre nämlich Kannenmord, denn sie platzen durch die Hitze dort«.
    Nusselein hielt diesen Spruch für völligen Schwachsinn, als Journalist und natürlich in erster Linie auch als Literat. Denn ein Literat war Nusselein.
    »Behauptet wenigstens Incitatus«, versteifte er sich gerne.
    * * *
    Warum Charly Nusselein an diesem Morgen einen schwarzen und einen braunen Schuh angezogen hatte, bleibt wohl immer sein Geheimnis. Ein Geheimnis, das – ehrlich gesagt – auch nicht unbedingt gelüftet werden muss, denn wer will schon Schuhe lüften.
    Er selbst begründete das mit »Der Kopf war bereits in der ›Hammer‹-Redaktion.«
    Auf der Fahrt nach Monschau sang er seinen Lieblingssong, den er selbst komponiert hatte:
    »I’m a Pirate of the Caribbean!!! Uhuhuhuhu, uhuhuhu!!!«
    Chefredakteur Alex Kufka saß bereits auf der Elektroheizung und aß mit Elli die traditionelle morgendliche Hefeschnecke, als Nusselein die Redaktion betrat.
    »Auch einen Kaffee?«, fragte Elli, die ein waffenscheinpflichtig enges T-Shirt trug, auf dem zu allem Überfluss auch noch das Bildnis eines nackten Pärchens aus der Antike mit eindeutigen Kopulationsblicken auszumachen war.
    »Ist die stramme Nippelparade für mich?«, dachte Nusselein, ehe er sich in den Sessel fallen ließ, der schon in der Redaktion gestanden hatte, als noch die »Aachener Volkszeitung« mit dem legendären Dieter Münker und seinem durchgeknallten Volontär in den Räumen residierte.
    »In Sachen Förster-Mord, da bin ich ganz, ganz nahe dran!« tönte Nusselein sofort los und trug seine

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