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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Wenigstens fast!«, dachte er.
    Nusselein nahm sich seinen Recherche-Zettel und schrieb als Ergebnis dieser drei Gespräche »Mit Halstuch der Grünen gefesselt« auf. Nusselein fand, dass dies schon ein riesiger Schritt in Richtung Aufklärung sei. Dann schaute er zufrieden auf seine unterschiedlichen Schuhspitzen:
    »Und dann bin ich der Meinung, dass Schleiden zerstört werden muss, wie Cato, der alte Sack, immer sagte.«
    Den weiteren Tag verbrachte Nusselein in Gummistiefeln, die er immer im Auto hat. In einer urbaneren Gegend wäre er damit aufgefallen – in der Eifel stört sich dagegen keiner an Bekleidungsstücken, die auf körperliche Arbeit schließen lassen. Auch im »Hirsch-Café« nicht.
    Lediglich Hildegard Jansen-Motzkuss musste lästern:
    »Kommst du vom Angeln oder musstest du noch einen Waldbrand austreten?«
    Nusselein bestellte großspurig »Zwei Kaffee« und legte, als Hildegard das einforderte, auch noch »Und zwei Käsebrötchen mit Käse« nach.
    »Hab noch nie Käsebrötchen mit Schinken gesehen«, maulte Hildegard und nahm dann die Initiative auf:
    »Also, aus alter Freundschaft …«
    »Ho, ho«, dachte Nusselein, »die fängt sofort an zu baggern.«
    »Also aus alter Freundschaft stürzt du dich doch bestimmt nicht in solche Unkosten. Was willst du also von mir?«
    »Was willst du von mir, du scharfe Grünen-Tussi?«, dachte Nusselein, sagte dann aber nur:
    »Also, man hat mir gesteckt, dass der Förster mit einem Halstuch der Grünen gefesselt wurde, als man ihn umlegte. Die Halstücher wurden von euch doch im letzten Bundestagswahlkampf verteilt. Auch hier in der Eifel?«
    »Quatsch«, sagte Hildegard, »die Halstücher gab es nur auf einem Parteitag. Da hat uns die Landesgeschäftsstelle angeboten, dass wir die Dinger auch in den Ortsverbänden verteilen könnten. Die sollten aber zwei Euro das Stück kosten, das war uns zuviel. Wir haben dann Luftballons und Kugelschreiber genommen.«
    »Wie originell. Genau wie CDU, SPD und FDP.«
    »Die Leute wollen das eben.«
    Nusselein wollte diese Diskussion nicht weiter vertiefen. Immerhin glaubte er, auf eine weitere heiße Spur gestoßen zu sein.
    »Den Mörder habe ich damit eingekreist. Ein Delegierter des Parteitages also. Ich brauch mir also nur die Teilnehmer-Liste zu besorgen. Dann liegt auf jeden Fall der Name des Mörders vor mir.«
    Hildegard teilte diesen Optimismus nicht:
    »Der Landesverband ist auf zig Kisten mit den Tüchern sitzen geblieben. Ich glaube, die haben die dann bei der letzten Landtagswahl im Ruhrgebiet überall verschenkt.«
    Nusselein wusste, dass mit dieser Aussage der Kreis der Verdächtigen wieder rapide vergrößert worden war. Daher wollte er das Gespräch mit Hildegard plötzlich auch schnell hinter sich bringen. Er bezahlte, nicht ohne sich eine Quittung geben zu lassen:
    »Falls du deinen Herrn Motzkuss in den Wind schießen solltest, möchte ich an erster Stelle der designierten Nachfolger-Reserveliste stehen.«
    »Du kannst mich mal, Charly.«
    »Ja, aber erst dann. Du weißt, ich bin ein Anhänger von sequentieller Monogamie.«
    »Hä?«
    »Viele, aber immer eine nach der anderen. Und niemals alle gleichzeitig.«
    Nusselein hatte Glück, dass keinerlei kostenlose Wurfgegenstände in der Nähe waren.
    * * *
    Nils Steenken schaute von seinem Büro im Düsseldorfer Stadttor über den Rhein, auf dem gerade ein Frachtschiff explodierte. Der Ministerpräsident war mit seinen Gedanken allerdings ganz woanders und nahm das brennende Schiff überhaupt nicht wahr. Genau wie sein Referent Dr. Volker Ophoven, der allerdings auch mit dem Rücken zum Fluss stand:
    »Wenn man noch nicht einmal an der konstituierenden Sitzung des Landtags teilgenommen hat«, wollte der Ministerpräsident wissen, »bekommt man dann ein Staatsbegräbnis? Oder müssen die Landesfahnen in ganz NRW auf Halbmast gesetzt werden?«
    »Am Tag der Beerdigung vor dem Landtag und vor dem Rathaus in Monschau – das müsste reichen.«
    Dr. Volker Ophoven wollte das Thema nicht weiter vertiefen:
    »Uns sollte vielmehr die Frage bewegen …«
    »Du kannst dich manchmal geschwollen ausdrücken«, warf der Ministerpräsident ein.
    »… wie das nun mit diesem freien Rheinland weitergeht? Seit der Förster-Sache hat sich von denen keiner mehr geäußert. Weder zu der Frage eines Nachfolgers, noch zu der Koalition. Die hocken in ihrem Fraktionssaal zusammen und wissen nicht weiter. Immerhin war der Förster der einzige, der über eine gewisse

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