Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
Recherche-Errungenschaften des letzten Tages recht ausgeschmückt vor:
»Damit bin ich nun quasi Tag und Nacht beschäftigt!«
Alex Kufka wusste, was das bedeute: Er würde sich wieder um den Tageskram kümmern, sogar den Terminkalender redigieren. Er hasste die Arbeit am Terminkalender, schrie sogar auf, wenn sich zwei Musikvereine zu einer gemeinsamen Probe trafen und diesen Termin dann »Freundschaftsblasen« nannten. Kufka ließ die Luftkammer eines Umschlags platzen und grummelte:
»So, so und unser Charly – jeder hat immerhin den Affen, den er verdient – will also in den nächsten Tagen wieder den großen Reporter spielen. Und da kommt wirklich was für uns bei raus?«, fragte er vorsichtig.
»Du kennst mich doch.«
»Eben! Daher frage ich ja.«
Nusselein ging auf diesen Einwurf nicht ein:
»Ich hänge mich sofort ans Telefon.«
Nusselein rief Heinz Bolzenkötter in Düsseldorf an. Dieser wiegelte ab:
»Aus ermittlungstechnischen Gründen kann ich Ihnen leider noch nichts sagen.«
Nusselein wusste, wie man bei der Polizei solch einen Satz deuten musste: Man war bei der Ermittlung keinen Meter weiter gekommen.
»Ist die Leiche denn noch in der Gerichtsmedizin?«
»Ja«, führte Bolzenkötter nicht gerade weitschweifend aus, »rufen Sie mich doch morgen einfach mal an.«
Dann legte Bolzenkötter, Vorname Heinz, grußlos auf.
Nusselein rief Gottfried Zimmermann bei der Monschauer Kriminalpolizei an. Dieser stöhnte hörbar auf:
»Ah, die Eifel-Bild. Mach es kurz und texte mich nicht zu.«
Da Nusselein von Zimmermann etwas wollte, dachte er nur »Blödes Arschloch« und sprach es nicht aus:
»Ich habe gerade lange mit Düsseldorf gesprochen …«
»Mit der ganzen Stadt, oder nur mit denen, die Telefon haben?«, fragte Zimmermann trocken.
»Ich krieg gleich einen über mich vor Lachen«, konnte Nusselein sich nicht verkneifen, »also, die Leiche von dem Förster ist immer noch nicht von der Gerichtsmedizin freigegeben worden. Wahrscheinlich sind die durch die DNA-Analyse auf eine interessante Sache gestoßen.«
Gottfried Zimmermann tappte prompt in die Falle:
»Erzähl mir doch was Neues, Reporter der Windhose. Die Sache mit dem Halstuch weiß ich schon seit gestern.«
Nusselein verstand überhaupt nichts, sah aber eine erste Neuigkeit am Horizont:
»Ja, ja, das Halstuch. Komische Sache mit dem Halstuch. Hat nicht jeder so ein Halstuch. Aber interessant, die Sache mit dem Halstuch. Ja, ja, das Halstuch. Ich fand diese Spur auch interessant.«
»So interessant ist das Halstuch auch wieder nicht. Immerhin haben die Grünen davon zigtausend im Bundestags-Wahlkampf verteilt. Kriegteste an jedem Info-Stand.«
Nusselein jubelte innerlich:
»Also, ich frage mich schon die ganze Zeit, ob ein Halstuch der Grünen irgendein Hinweis auf ein politisches Motiv ist? Immerhin hat der Förster ja seine alte Partei im Stich gelassen …«
»Dafür wird doch auch bei Ex-Kommunarden mit Müsli-Mundgeruch keiner umgebracht«, warf Zimmermann genervt ein. Nusselein wusste immer noch nicht, welche Rolle das Halstuch gespielt hatte:
»Ja, ja. Erst erschossen und dann auch noch mit einem Halstuch erdrosselt«, sagte er.
Zimmermann merkte, dass er sich verplappert hatte:
»Wieso erdrosselt? Dem Förster waren die Hände damit gefesselt. Ich glaube, du hast überhaupt keine Ahnung. Lass mich also in Ruhe, Eifel-Bild.«
Nusselein war genau eine Sekunde schneller als Zimmermann und legte zuerst auf. Dann wählte er die Nummer von Hildegard Jansen-Motzkuss:
»Hier ist die Hildegard«, meldete diese sich.
»Der Charly«, sagte Nusselein gegen jede Überzeugung. Bekanntlich hasste er »die« oder »der« vor dem Namen.
Auch die Grünen-Vorsitzende brach nicht gerade in Jubelrufe aus:
»Du nervst. Was willst du?«
Charly wusste, dass er auf dem Weg zu einem großen Detektiv war und zäumte sein Pferd von hinten auf:
»Ich wollte dich, aus Dank für deine Infos gestern, zu einem Kaffee einladen.«
Weiter kam er nicht, da Hildegard sofort den weiteren Verlauf des Gespräches an sich riss:
»Das wurde aber auch mal Zeit. Ich muss sowieso nach Monschau. Sagen wir um elf im ›Hirsch-Café‹ am Markt.«
Nusselein kam dies wegen der unterschiedlichen Schuhe nicht gerade gelegen, aber Hildegard hatte bereits aufgelegt. Er bildete sich zum Trost ein, dass die grüne Monschauer Vorzeigefrau Eheprobleme mit ihrem Herrn Motzkuss habe und ihn nun anbaggern wollte:
»Immerhin hatten wir ja mal was zusammen.
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