Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
parlamentarische Erfahrung verfügte. Wenn auch nur im Stadtrat von Monschau.«
Auf dem Rhein rückten das erste Löschboot sowie die Wasserschutzpolizei an.
»Vielleicht ist mit dem Förster ja die ganze Bewegung gestorben und die sitzen jetzt nur noch fünf Jahre im Landtag rum, kassieren ihre Kohle ab und verschwinden dann wieder in der Versenkung«, warf der Ministerpräsident ein.
»Das klingt fast so, als würde dir die Sache in den Kram passen.«
»Quatsch! Aber das Leben geht weiter. Du warst doch auch auf dem Empfang in der Brauerei. Man sagt mir, du hättest sogar mit dem Förster mal zusammen gestanden.«
»Aber nur kurz.«
»Und hast recht heftig auf ihn eingeredet.«
»Was willst du denn damit sagen?«, warf Ophoven eine Spur zu laut ein, »ich habe dem klar gemacht, dass in Zeiten der Globalisierung kein Platz für solche rheinischen Sandkasten-Spielchen ist. Ich war es dann aber auch leid und bin nach einer Stunde gegangen. Aber du brauchst keine Angst zu haben, die Tür zu Koalitionsverhandlungen mit uns habe ich an dem Abend nicht zugeschlagen – wäre jetzt aber auch egal.«
Auf dem Rhein begannen die Löscharbeiten.
»Gut, ich will«, sagte der Ministerpräsident, »dass du mit den Rheinländern Kontakt aufnimmst und die auf unsere Schiene bringst. Versprich meinetwegen, was du willst: stellvertretender Ministerpräsident, Ministerposten für Kleinkram wie Wohnungsbau, Sport, Umwelt oder Gerechtigkeit. Umwelt wäre übrigens gut, dann wäre ich die dicke Grüne los, die mich so nervt.«
»Die kriegen wir nicht los. Aber heute Abend kann ich nicht, da hat meine Frau was.«
»Mein Referent ist 24 Stunden am Tag für mich da«, lachte der Ministerpräsident mit aller Kraft seines friesischen Humors, »Frauen und Kultur, ja, ja. Mit meiner muss ich heute in die Oper: Il trittico – das Triptychon. Kann ich mir überhaupt nichts drunter vorstellen.«
Dr. Ophoven wuchs etwas – ungefähr drei Zentimeter:
»War ich mit meiner Frau schon drin: Also: Puccini. Spielt auf nem Schleppkahn auf der Seine …«
Auf dem Rhein sah man zahlreiche Feuerwehrleute, die versuchten, so nahe wie möglich an den brennenden Kahn zu gelangen.
»… dann in einem Nonnenkloster und schließlich in einem Schlafzimmer. Drei voneinander unabhängige Einakter, mit denen Puccini die Form der veristischen, der wirklichkeitsgetreuen Oper reflektiert, spät, doch pointiert, würde ich sagen.«
»Jetzt zitiert der Klugscheißer das Programmheft«, dachte der Ministerpräsident, sagte aber nur:
»Wie gesagt: In der Familie meines Referenten reicht es doch, wenn die Ehefrau was mit Kultur zu tun hat.«
»Davon wüsste ich was«, meckerte Dr. Volker Ophoven, ehe er das Büro des Ministerpräsidenten verließ.
Als dieser allein war, schaute er sehnsüchtig über den Rhein hinweg in Richtung Bottrop, A 31, Richtung Friesland also, und summte ein Lied, das schon seine Großmutter an seinem Kinderbett gesungen hatte:
»Eine Pellkartoffel liebte einen Hering
Und dies Verhältnis dauert schon drei Jahr
Doch nun wollt die Pellkartoffel auch den Ehring
Drum schleppte sie den Hering zum Altar«
Am Rhein rückte der WDR mit mehreren Wagen an. Das Interesse des Landes würde sich in den Abendnachrichten auf ein brennendes Frachtschiff im Rhein richten, der zu allem Überfluss auch noch die Fahrrinne verstopft hatte.
Im Büro des Ministerpräsidenten war die Fahrrinne an diesem Tag kein Thema.
Langsam versank das Frachtschiff im Rhein.
* * *
Auch Charly Nusselein war im weiteren Verlauf des Tages nicht aus der Rinne gekommen: In seine Gummistiefel ergossen sich Sturzbäche von Schweiß. Es roch kräftig nach Wildschwein unter seinem Schreibtisch. Da Kufka eine einseitige Anzeige für Leichtbier an Land gezogen hatte »Vierfarbig, letzte Seite, damit kann ich dich bezahlen!«, wurde Nusselein dazu verdonnert, im redaktionellen Teil einen Artikel zum Thema Leichtbier zu schreiben. Nach dieser eindeutigen Dienstanweisung spielte der Chefredakteur mit einem Luftpolster-Umschlag und ließ es wieder krachen. Charly Nusselein dagegen hatte – wie so oft – von der Materie überhaupt keine Ahnung, zimmerte aber in zwei Stunden mit einigen Anleihen aus dem Internet etwas zusammen, was er für lesenswert hielt. Dabei war er sicher, dass sich die Hammer-Leser sowieso nur für die Anzeige interessieren würden:
»Immer ich, immer schreibe ich die Perlen, die vor die Säue geworfen werden.«
Die Alternative heißt Leichtbier
Es
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