Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
Beispiel von Watergate und der Fahrerflucht eines Hellenthaler Industriellen gehalten hatte, fuhr Hubert Rader fort:
»Also, du weißt, ich arbeite auf der Funk.«
Nusselein unterbrach ihn:
»Da hört man ja viel von. Stimmt es, dass die Funk, die ja offiziell den harmlosen Namen »Bundesstelle für Fernmeldestatistik« trägt, eine Dependance …«
»Eine was?«, fuhr Rader dazwischen.
»Eine, äh, Zweigstelle des Bundesnachrichtendienstes ist?«
»Das tut nix zur Sache«, wiegelte Hubert Rader ab.
»Würde mich aber mal interessieren. Ihr vom BND …«
»So kannste dat nit sagen!«
»… hört doch Satellitenkommunikation und Telefonverkehr ab.«
»Wenn du weiter in der Richtung rumfrächst, dann sach ich dir überhaupt nix. Mir jeht et um den Mord an dem Förster.«
»Ist ja gut«, besänftigte ihn Nusselein, »interessierte mich nur einfach mal so am Rande, weil man soviel über die Funk in Höfen hört.«
»Also: Auf der Funk machen wir manchmal auch so, wenn wir alleine sind, wat Quatsch. Ich habe Kollegen, die hören immer die 190er-Nummern ab, weiß ich, einer hat sich nämlich mal einen runterjeholt, als ich, also nicht ich direkt, sondern der Paulus aus Kalterherberg, reinkam. Dat mach ich aber nie, so Schweinskram interessiert mich nit. Aber ich han, rein aus politischem Interesse, mal hin und wieder bei dem Förster reingehört. Der is, also der war ja auch im Stadtrat und ich wollte eigentlich nur wissen, was die Grünen, und später, als der fraktionslos war, so planen.«
»Da könntest du aber Ärger kriegen«, sagte Nusselein und beschwerte sich sofort bei Herrn Schlüter für diesen blödsinnigen Einwurf.
»Weiß ich, aber du darfst ja nix sagen. Hasste doch selbst jesacht. Wegen Waterloo.«
»Watergate«, verbesserte Nusselein.
»Auf jeden Fall in Amerika. Also, und da habe ich bei dem Förster mitgehört, dass die Amis unbedingt in der Eifel wieder den Fuß in die Tür kriegen wollten. Bitburg, Prüm, Schwarzer Mann haben die viel zu früh aufgegeben. Und – ich sag das mal mit meinen Worten – darüber ärgern die sich nun in dem Pentagon, vor allen Dingen jetzt, zum Frecken. Der Förster wurde nämlich immer aus Amerika – schreib dir dat mal jenau auf – von der Nummer 001-202-703-695-1776 anjerufen.«
Nusselein verstand nichts:
»Und was ist das Besondere daran?«
»Dat sach ich dir jetzt: Die Nummer ist direkt aus dem Pentagon. Da wurde ich natürlich hellhörig. Stadtrat und Pentagon, dat passte irjendwie nit. Mit ein paar Schlüsselworten und Memex …«
»Who the fuck is Memex?«, warf Nusselein ein.
»Wat?«
»Wer oder was ist Memex?«
»Dat kapierst du sowieso nit. Wir Fachleute nennen das Voiceprint, dat is Englisch und damit kannst überall auf der Welt jede Person identi…«
»…fizieren.«
»Jenau. Memex is so ne Art akustischer Fingerabdruck. Hast doch bestimmt von der Abhöraffäre um die Vereinten Nationen jehört: Dieser Goofy Ana…«
»Kofi, Kofi Annan«, verbesserte Nusselein.
»… und diese Waffeninspektoren, der Butler und Hans Blix, dat war alles Memex.«
»Der Blix wurde aus Höfen abgehört. Ich fasse es nicht«, warf Nusselein ein.
»Also nicht direkt aus Höfen, aber mit Memex. Un mit Memex, da hab ich extra vor nem Jahr ne Schulung für jemacht, habe ich dann auch rausjekriecht, mit wem der Förster immer telefoniert hat. Schreib dir dat auch mal auf.«
Nusselein tat, wie ihm aufgetragen.
»Also, der hat immer mit einem Brigadegeneral Scott Peter van der Cliif …«
»Ein Holländer?«
»Nein, ein Ami. Also, der hat immer mit dem im Pentagon telefoniert. Sogar auf Deutsch, weil der Cliif, dat habe ich auch rausgekriegt, war früher Kommandant des 52. Jagdgeschwaders der US-Airforce auf dem Flugplatz Spangdahlem. De Militärattaché von der deutschen Botschaft in Washington hat dem jetz sojar dat Bundesverdienstkreuz gegeben.«
»Und was haben die beiden so besprochen?«, warf Nusselein langsam ungeduldig ein.
»De Militärattaché un der Cliif?«
»Nein, dein Cliif und der Förster.«
»Ich sach dat mal in einfachen Worten.«
»Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet«, dachte Nusselein nur.
»Die wollten hier wieder eine riesige Kaserne hochziehen, hinter Höfen auf Wahlerscheid zu, wo jetzt das leerstehende Bundeswehrdepot is und dafür sogar noch janz viel Wald bis zur belgischen Grenze platt machen. Und damit die Regierung, also der Schröder und der Fischer, nicht ihr Gesicht verlieren, soll die Wiederaufrüstung der
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