Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
Theke von. Da die mich für nen doofen Holländer halten, meinen die, dass ich kein Französisch verstehe. Aber wir Niederländer waren den Wallonen ja schon immer überlegen. Also: die NATO wird hier oben im Venn einen riesigen Airport bauen. Dazu wird das kleine Ding von Flugplatz da in Elsenborn völlig umgestaltet. Allein die Piste soll 600 Meter lang werden und 24 Meter breit …«
»So groß ist das aber auch nicht«, warf Nusselein ein.
»Das ist ja auch für ganz besondere Flugzeuge. Die heißen B-Hunter und sind unbemannt. Wirklich: Ohne Piloten! Hochmoderne Aufklärungsflieger und ich sage dir jetzt mal was, da kannst du mich für bekloppt halten oder es auch sein lassen …«
»Holl …, Niederländer, ich halte dich doch nie für bekloppt.«
»Kannst du dich noch daran erinnern, dass vor Jahren hier in Ostbelgien immer Ufos gesehen wurden?«
»Das war doch alles Quatsch!«
»Nix Quatsch!«
Rudi van Krabbendijke wurde lauter, »natürlich waren das keine Ufos. Die NATO hat damals schon hier oben mit kleineren unbemannten Flugzeugen rumgespielt und die Leute dachten, das wären Ufos. So ist es gewesen, da bin ich mir ganz sicher.«
»Ich weiß nicht, Rudi!«
»Aber ich, Charly. Hier wird ein Riesending aufgezogen. Eine Bodenkontrollstation, ein neuer Hangar und dann reden alle von einem unterirdischen, geheimen Glasfasernetz. Das muss mit der Funkerei zu tun haben. In den Maschinen, die von hier bis in den Nahen Osten fliegen können, sind Videokameras, die permanent über einen Satelliten Direktaufnahmen ins Venn senden werden. Stell dir nur mal vor: Zu uns ins Hohe Venn. Verdommet! Hübsche Bildchen von Palästinenser-Lagern von oben. In Farbe natürlich. Wenn Osama Bin Laden ein neues Passfoto braucht, hier hat man es schon. Und das Mannschaftsfoto von El-Kaida und den Dschihadis wird auch direkt nach Elsenborn gefunkt.«
»Rudi, jetzt mach mal halblang!«
»Halblang, halblang. Wahrscheinlich ist das, was ich dir gerade erzählt habe, sogar nur viertellang, da noch viel mehr dahinter steht. Und das Sagen haben natürlich nur die Amis, die über eine Laser- und Elektrotechnik vollautomatisch die Starts und Landungen steuern.«
»Kann es nicht doch sein, dass dies alles nur Thekenverzäll ist?«
»Neee, das belgische Militär hat den zivilen Vereinen, die am Wochenende den Flugplatz immer nutzen durften, schon gekündigt. Hier, bei mir, war die Generalversammlung von dem Paraclub. Denen hat man das schon vor zwei Jahren mitgeteilt.«
»Und was erzählen deine besoffenen Wallonen sonst noch so?«
»50 Millionen Euro sind bisher schon verbaut worden. Ohne dass man bisher viel sehen kann. Und seit zwei Monaten sind in der Elsenborner Kaserne immer wieder Amis. Die streichen dauernd durch das Gelände und machen ein Geheimnis-Buhei um die Sache, das glaubst du nicht.«
»Das glaub ich dir sogar aufs Wort.«
»Plötzlich!«
»Einer von deinen Amis hat mir nämlich eine aufs Maul gehauen.«
»Dann hat es ja wenigstens den Richtigen getroffen.«
* * *
Die SPD-Fraktion im Düsseldorfer Landtag hatte zu einer Krisensitzung gerufen. Dr. Volker Ophoven saß neben dem Ministerpräsidenten und schrieb in einem Notizbuch, für das man in der Weimarer Republik aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen worden wäre. Auf dem Ledereinband aus geriffeltem Anden-Ziegenleder war in Goldlettern die Prägung »Dr. jur. Volker Ophoven, MdL NRW, Persönl. Referent des Ministerpräsidenten« selbst für Hinterbänkler aus dem Sauerland zu lesen. Ophoven klappte das Buch zu und wickelte noch ein Lederband in den NRW-Landesfarben darum. Dann schaute er zum Fraktionsvorsitzenden Eduard Maren rüber:
»Können wir denn!?!«
Der Angesprochene stand sofort auf:
»Genossen: Wir stehen vor den schwierigsten Haushaltsberatungen, die es in Nordrhein-Westfalen je gegeben hat. Der Grund dafür sind weggebrochene Steuereinnahmen und wachsende Aufgaben. Wir gewinnen Zukunft, wenn wir die Kraft haben, uns auf das jetzt Wichtigste zu konzentrieren. Für die SPD-Landtagsfraktion ist bestmögliche Bildung der Schlüssel zur Lösung der zentralen Herausforderungen. Wir brauchen besseren Unterricht, wir brauchen mehr Ganztagsschulen und weniger Unterrichtsausfall. Wir sparen für die bessere Schule, damit nicht an der Schule gespart wird. Das führt zu teilweise harten Einschnitten in anderen Bereichen. Trotzdem werden wir darauf achten, dass es gerecht zugeht und dass die soziale Balance gewahrt wird. Und dann bin ich
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