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Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?

Titel: Wer stirbt schon gern in Düsseldorf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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bekommen, es gibt riesige Neuigkeiten.«
    Sprachs und stürzte aus der Redaktion zu seinem Wagen, der natürlich im Halteverbot vor dem ehemaligen Monschauer Kino stand. Auf der Fahrt nach Aachen sang er lautstark »Born in the Eifel« in einer gegenüber dem Original stark abgewandelten Form. An der Ampel in Imgenbroich schaute ein Pepitahut-Träger von der Abbiegespur in Kufkas Auto und machte ein eindeutiges Ballaballa-Zeichen mit der flachen Hand vor der Stirn. Kufka beschloss, an so einem Glückstag die Strafverfolgungsbehörden nicht einzuschalten und lächelte nur freundlich zu dem Unfreundlichen rüber. Dann sang er wieder:
    »Born in the Eifel! – in the day we sweat it out in the street of a runaway Eifel dream!«
    Tief in der Nacht, irgendwo in einer prächtigen Villa in New Jersey, träumte Bruce Springsteen, er würde sich im Grabe umdrehen. Dabei fiel er aus dem Bett.
    * * *
    Nusselein fuhr den Unbekannten vom Bundesnachrichtendienst über Vossenack nach Simonskall und machte in Eifel-Fremdenführer:
    »Wussten Sie eigentlich, dass B. Traven einmal in Simonskall gelebt hat?«
    »Ich kenne nur B. Hunter!«, brummte der BND-Mann und zeigte wenig Interesse an einem Fachgespräch über Exil-Literatur in der Eifel. Doch Nusselein war in Fahrt:
    »B. Traven, den müssen Sie doch kennen, der hat doch ›Der Schatz der Sierra Madre‹ geschrieben. Da der 1919 an der Münchener Räterepublik irgendwie beteiligt war, hat der sich einige Zeit bei Künstler-Freunden hier in Simonskall versteckt, ehe er nach Mexiko geflohen ist.«
    »Räterepublik!?! Ach, auch so ein Spinner wie der verdammte Förster. Gott möge ihn meinetwegen in der Hölle braten – der hat mir doch diese ganze Scheiße hier in der Eifel eingebrockt. Und Ihren B. Traven kann der Teufel gleich mitbrutzeln.«
    Nusselein setzte den Unbekannten an dem Amphibienfahrzeug ab, um das tatsächlich einige Gaffer herum standen.
    »Ein ausgezeichnetes Fahrzeug, wenn man unauffällig arbeiten muss«, konnte er sich nicht verkneifen.
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Also: Punkt 10 Uhr morgen auf Ihrem Handy und informieren Sie den kleinen Kripo-Beamten.«
    »Arrogantes Arschloch«, dachte Nusselein und rief dann Gottfried Zimmermann an. Dieser meldet sich sofort:
    »Es gibt Wahnsinnsneuigkeiten. Ich habe eben B. Traven getroffen …«
    »Wen hast du getroffen?«
    »Quatsch, ich habe eben einen Dings vom Nichtamtelefon getroffen. Sagen wir um acht bei mir auf dem Ruitz.«
    Nusselein legte auf und schmiss das Handy auf den Beifahrersitz, wo dieses unter viel Papier ein Konkubinat mit einer nicht vollständig geleerten Bananenschale einging. Als das Handy wenig später klingelte, griff Nusselein in Bananenmatsch. Angewidert roch er an seiner Hand:
    »Was ist warm und riecht nach Banane? Affenkotze!«
    Erst dann meldete er sich:
    »Nusselein!«
    »Hier ist Elli, du erinnerst dich doch sicher noch an mich.«
    Nusselein kommentierte diese Spitze nicht, dachte aber:
    »Nicht nur spitze Nippel, sondern auch eine spitze Zunge. Da kommt ja was Tolles auf mich zu. Aber ich kann ja warten.«
    Elli erklärte ihm, dass der Chef an einem großen Ding dran sei, sie aber nicht genau wisse, worum es gehe und Nusselein sich am Abend für den Chef bereithalten müsse:
    »Ich weiß nur, dass der einen Informanten im ›Extrablatt‹ trifft. Also, mach keinen Ärger, sei heute Abend erreichbar. Bitte, der hat nämlich einen Mordshals auf dich.«
    »Ich bin den ganzen Abend zu Hause!«, sagte Nusselein, doch da hatte Elli schon eingehängt.
    »So, so Extrablatt«, dachte Nusselein, »da ist ja der Puff in der Nähe. Da kann ich mich bei meinem baldigen Ruhm dann auch nicht mehr sehen lassen. Bye, bye du schöne Moränen-Maid der Masuren.«
    An Fringshaus stoppte er seine Heimfahrt und aß bei Belgofritz Pommes mit einer Extra-Portion Soße-Andalus – extra scharf.
    »Verdammt, diese Soße ist ein Mattenreißer«, fluchte er, während die verschwitzte Frittenbudenfachverkäuferin nur »Excusez-moi?« fragte.
    »Ach, du mich auch!«, sagte Nusselein und verabschiedete sich freundlich von der Frau, die ihren Deutschkurs offensichtlich nach der Pommesbuden-Erfordernis-Lektion abgebrochen hatte.
    * * *
    Kufka steuerte in Aachen den Parkplatz Siegel an, knackte nervös auf einem Luftpolsterumschlag und rief dann Nusselein an. Dieser war inzwischen in Ruitzhof eingetroffen und fütterte Incitatus, der sich in einem heftigen Hungeranfall auf dem Boden wälzte.
    »Ich habe eine

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