Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
Mittel.«
»Wie ich vorhin sagte: Wir wahren den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Und das bisschen Durchschütteln hat doch nicht geschadet. Und den Molotow-Cocktail hatte ich schon gelöscht, bevor ich ihn geworfen hatte. Und zu Ihrem Wohnwagen: Ich finde, dass der neue Standort für Ihren Zigeunerwagen …«
»Zirkuswagen!«
»Meinetwegen: … viel besser ist.«
»Gut, wenn ›die Funk‹ in Höfen also nichts mit dem Förster-Mord zu tun hat …«
»Davon können Sie ausgehen.«
Die Kellnerin brachte die Forellen und das Bier und stellte alles vor die Männer.
Der Mann vom Bundesnachrichtendienst ergriff wieder das Wort:
»Also zu Höfen. Der Bundesnachrichtendienst in München-Pullach betreibt eine Informationszentrale, die sich LIZ nennt und rund 100 Millionen Mark gekostet hat. Zielobjekte sind die Satellitenkommunikation und der normale Telefonverkehr. Unter anderem in Höfen werden die Informationen, die um die ganze Welt gesammelt werden, politisch analysiert, kompiliert und integriert. Zweimal jeden Tag wird ein online-Situationsreport für das Büro des Kanzlers und des Innenministers vorbereitet. Der BND betreibt daher seit Jahren die Nachrichtentechnik-Abschnittstation in Höfen. Offiziell ist dort ein ›Büro für Nachrichtentechnikstatistiken‹ untergebracht. Der BND benutzt einen Hochleistungscomputer, um die gesammelten Daten zu registrieren. Die Antennen gehören der Installation ›Kastagnette‹ an, aber das zu erklären, würde wirklich zu weit führen. Kurzum: Im zusammenwachsenden Europa und auf internationaler Ebene bauen wir auf eine tragfähige Zusammenarbeit und angemessene Lastenverteilung – Höfen ist ein Teil davon. Andere Stationen gibt es in Husum, Heiligenhafen, Schöningen, Brühl, Bonn, Kassel, Butzbach, Stockdorf, Pullach und Starnberg. Alles Garanten für den Frieden.«
»Amen«, warf Nusselein ein, »und dann bin ich der Meinung, dass Schleiden zerstört werden muss, wie Cato, der alte Sack immer sagte.«
»Wie bitte?«
»Ach, nichts. Welche Rolle spielen denn nun die Amerikaner?«
»Als befreundeter Staat werden Sie natürlich auch in den Informationsfluss mit einbezogen – genau wie auch die israelischen Nachrichtendienste MOSSAD, LAKAM, AMAN und SHABACK. Aber zu den Amerikanern: In fast allen US-Botschaften befinden sich so genannte NSA-Teams, die eng mit dem CIA zusammenarbeiten.«
Nusselein sehnte sich in diesem Augenblick danach, wieder ganz einfache Meldungen über Schützenfeste zu schreiben:
»Was verdammt ist denn jetzt schon wieder NSA – klingt wie eine Raumfahrtbehörde?«
Der Mann vom Bundesnachrichtendienst lachte:
»Oh, Sie Provinz-Ei. Also, die Amerikaner nennen die NSA eine kryptologische Organisation. NSA steht für National Security Agency und wurde im zweiten Weltkrieg gegründet. Hochgradige Spezialisten aus den Bereichen Mathematik, Fremdsprachen-Analyse und Computer arbeiten dort. Diese Leutchen haben im zweiten Weltkrieg den Geheimcode der Japaner geknackt …«
»Und trotzdem Pearl Harbour nicht verhindert«, warf Nusselein ein.
»Die Amis behaupten auf jeden Fall, dass durch die NSA der zweite Weltkrieg ein Jahr früher beendet werden konnte.«
»Ja, ja, der amerikanische Friedensengel!«, warf Nusselein ein.
»Ich mag die Amerikaner auch nicht – vor allen Dingen als Demokrat …«
»Der meinen Zirkuswagen fast umgerissen hat.«
Der Mann vom Bundesnachrichtendienst ging nicht darauf ein und fuhr fort:
»Diese NSA-Teams kombinieren ihr Expertenwissen mit den, ich drücke das mal recht vorsichtig und neutral aus, mit den praktischen Fähigkeiten der CIA-Agenten. Sollte sich zum Beispiel eine US-Botschaft auf einem Hügel befinden oder gar in der Nähe von Ministerien oder anderen wichtigen Amtssitzen, kann das Gastland mit Sicherheit von der Aktivität eines NSA-Teams ausgehen. Im NSA-Hauptquartier in Fort Meade/Maryland, das liegt zwischen Baltimore und Washington, werten 50.000 Mitarbeiter einen täglichen Papierberg von rund 60 Tonnen aus.«
»Das heißt: Ihr gebt den Amis eure Informationen und zum Dank hören die unsere Ministerien noch einmal ab, weil die den Deutschen nicht über den Weg trauen.«
»Das sind die Nachteile, wenn man einen Krieg verloren hat.«
»Und keiner hat Schleiden zerstört«, warf Nusselein ein und fuhr dann fort:
»Soll ich Ihnen mal ehrlich etwas sagen: O.k., meine Neugierde in Sachen Höfen ist jetzt gestillt, auch wenn ich vieles nicht verstanden habe und eigentlich auch gar nicht
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