Wer stirbt schon gern in Düsseldorf?
riesige Mitteilung für dich«, platzte es aus Kufka raus, »du wirst es nicht glauben.«
»Wieder so eine riesige Spur wie bei den Lauschers? Übrigens, wir haben uns ja nicht mehr gesprochen: Mit dem Mord hatte der Lauscher auf jeden Fall nichts zu tun.«
»Ach was, was interessiert mich der Lauscher und dein Förster-Mord. Es ist was ganz anderes passiert.«
»Der Mörder sitzt bei dir im Auto und will ein Autogramm von mir?«
»Hör doch mal mit deinem Scheiß auf. Nein, ich habe deine Existenz gerettet.«
»Du hast für mich Lotto gespielt und den Jackpot geknackt.«
»Nein«, Kufka schrie fast, »der Wiehagen hat mir gerade die ›Aachener Illustrierte‹ verkauft. Der geht nach Hamburg und macht da was völlig anderes.«
»›Aachener Illustrierte‹. Dieses seltsame Sponti-Blättchen.«
Nusselein wusste, dass er nie wieder in Aachen in den Puff gehen könnte, höchstens, um Anzeigen zu akquirieren:
»Naturgeile, teilrasierte Taiga-Kosakin ist ab 10 Uhr für alles offen.«
»Was heißt Sponti-Blättchen«, ereiferte sich Kufka, »begreifst du denn nicht, wir haben den Fuß in Aachen-Innenstadt drin. Nicht nur in den dörflichen Randteilen. Schon nächsten Monat gibt es die erste Ausgabe ›Aachener Illustrierte – Der Hammer‹. Die Auflage wird verdoppelt und der Anzeigenpreis verdreifacht.«
»Und was ist mit meinem Gehalt?«
»Du wirst es nicht glauben«, jubelte Kufka weiter, »das bleibt wie es ist.«
»Herzlichen Dank! Zu gütig.«
Kufka wurde etwas ruhiger:
»Aber nun ist Arbeiten angesagt. Wiehagen hat mir gleich einen Riesen-Anzeigenauftrag von der Technischen Hochschule mitverkauft. Zwei ganze Seiten zum Semesterbeginn. Von dir brauche ich morgen irgendeine Geschichte über Studenten, Studentinnen, was die eben so lesen. Als Ex-Kommunarde wirst du das doch aus dem Ärmel schütteln. Und noch was: Aus der Förster-Sache machen wir den Aufmacher mit Titelbild. Also schau, dass du da endlich zu Potte kommst. Allerdings gebe ich dir dafür täglich nur noch vier Stunden. Redaktionsschluss ist in zwölf Tagen: »Aachener Stadtillustrierte – Der Hammer: Wir kennen den Mörder, wir nennen Namen« oder so ähnlich. Und jetzt eine Dienstanweisung: Morgen pünktlich im Büro. Ich erzähle dir dann den Rest von meinem großen Mediencoup.«
Kufka hatte aufgelegt, um auch Elli den Beginn eines großen Eifeler Medienunternehmens mitzuteilen. Augstein hatte in Hannover sein Imperium aufgebaut, Springer und Nannen in Hamburg und Kufka eben in Monschau. Zur Feier des Tages würde er sich bei »Printus«-Bürobedarf eine Kiste Luftpolsterumschläge bestellen.
Nusselein dagegen stöhnte in seinem Zirkuswagen, der ein Bauwagen ist, laut auf:
»Arbeit, Arbeit, nix als Arbeit. Und wer soll nun Schleiden zerstören?«
* * *
Monschaus Grüne hatten an diesem Abend zu einer Bürger- und Informationsveranstaltung in den Mützenicher »Nassenhof« eingeladen. Fünf Mitglieder waren mit den beiden Lauschers anwesend. Dazu kamen noch acht parteilose Landwirte, die sich für das Thema »Methan-Belastung durch die Landwirtschaft« interessierten, ein freier Mitarbeiter der »Aachener Nachrichten/Aachener Zeitung« sowie der Referent Franz-Jürgen Baumschulte vom Düsseldorfer Landtags-Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz. Da sich die grüne Vorzeige-Vorsitzende Hildegard Jansen-Motzkuss entschuldigt hatte, eröffnete Jürgen Lauscher kurz nach 19 Uhr die Versammlung. Er begrüßte neben dem Referenten das »zahlreich erschienene Fachpublikum« und bat die »anwesenden Grünen sowie die Presse«, nach der Veranstaltung noch einige Minuten zu bleiben, da er eine persönliche Erklärung abgeben wolle. Heidi Pötter-Lascher sowie die beiden anderen Angesprochenen nickten. Dann übergab er das Mikrofon, das völlig überflüssig war, an den Referenten, während Uli Kübchen, der Wirt des »Nassenhof«, belgisches »Leffe« anschleppte.
Franz-Jürgen Baumschulte räusperte sich und begann:
»Liebe Freunde, liebe Landwirte, der Begriff ›CH 4‹ sagt Ihnen sicher nicht viel. Es handelt sich dabei um den chemischen Begriff für Methan, das einen 21mal stärkeren Treibhauseffekt als ›CO 2‹- Moleküle erzeugt. Was haben wir Landwirte damit zu tun?, werden Sie jetzt sicher fragen. Ich kann es Ihnen sagen. Methan bildet sich – unter anderem – auch in den Mägen unserer Rindviecher, die damit durch ihre Ausdünstungen zu einer großen Umweltbelastung werden. Wir unterscheiden
Weitere Kostenlose Bücher