Wer viel fragt
lächelten beide, zweifellos in Erinnerung an
die Sonne und den Mond von Miami. Mir gefiel das Bild. Es ließ das
Band zwischen Leander und seiner erwiesenermaßen auf Irrwege
geratenen Frau in etwas besserem Licht erscheinen. So ein Honeymoon kann
doch etwas Wunderbares sein.
Während ich mich auf das
Ende des Jahres zukurbelte, ging mir auf, daß es eine etwas
effizientere Art der Suche gab. Ich wußte von drei weiteren
bedeutsamen Ereignissen der Familiengeschichte: Eloise' Zeugung, Eloise'
Geburt und der Tod von Estes Graham.
Wenn Eloise jetzt sechzehn
war, dann mußte sie 1954 oder Ende '53 geboren sein. Die Zeugung mußte
weitere neun Monate zurückliegen. Und Graham war, wie Maude gesagt
hatte, '53 oder '54 gestorben.
Die Erkenntnis traf mich wie
ein Blitzschlag! Auf der Geburtstagsfeier 1953 hatte irgendein
skrupelloser Reporter Fleur mit schwarz gebranntem Schnaps betrunken
gemacht und anschließend geschwängert. Leander war gerade
anderweitig beschäftigt gewesen, und Fleur hatte sich zu sehr geschämt,
um ihm oder ihrem Vater zu gestehen, daß sie getrunken hatte. Als
sie dann später entdeckte, daß sie schwanger war, wußte
niemand, daß Leander nicht der Vater war, bis Eloise darüber
stolperte. Ende des Falls. Reporter können wirklich solche Lumpen
sein!
Ich warf einen Blick auf die
Klatschseiten vom 13. Februar 1954 und hoffte, dort etwas über die
Geburtstagsfeier zu finden.
Aber ich fand nichts.
Vermutlich hatte keine Feier stattgefunden. Estes war entweder bereits tot
oder wenigstens krank gewesen. Oder aus Gründen, die ich nicht
kannte, nicht geneigt, seinen Dreiundachtzigsten feierlich zu begehen.
Ich kurbelte zurück in
die Vergangenheit, Tag für Tag.
Diesmal sah ich sowohl die
Gesellschaftsseiten als auch die Nachrufe durch.
Ich kam bis zum 2. Oktober
1953, bevor ich etwas fand. Und zwar ein Bild von Fleur, Leander und
Estes, wieder auf dem Weir Cook Airport. Die Crystals auf dem Weg nach
Frankreich.
Kein Hinweis, wie lange sie
dort bleiben wollten. Nur die Mitteilung, daß sie einige der Stätten
besuchen wollten, an denen Leander im Krieg gewesen war. Und den Ort
aufsuchen, wo Fleurs jüngster Bruder, Joshua, im Krieg gestorben war.
Das Bild bewies auch, daß
Estes im Oktober '53 und wahrscheinlich auch an seinem Geburtstag noch
gelebt hatte.
Ich wußte, warum Estes
seine alljährliche Fete nicht veranstaltet hatte: Er konnte keinen
vernünftigen Rausschmeißer als Ersatz für Leander
bekommen.
Also mußte der alte
Mann nach seinem dreiundachtzigsten Geburtstag gestorben sein. Ich
kurbelte zurück in den Februar '54 und setzte die
Gesellschaftsseiten-Nachrufsuche in die andere Richtung fort.
Die ganze Sache schlug mir
langsam auf die Stimmung. Ich fand die Todesanzeige eines Mitschülers
aus meiner Grundschulzeit. Und ich hoffte, daß Fleur und Leander zurück
sein würden, bevor Estes starb.
Und um elf Uhr fünfzig
wurde meine Zuversicht belohnt. 18. April 1954. Fleur und Leander waren
nach ihrer langen Reise in die Vergangenheit zurück auf dem Weir Cook
Airport. Ich nahm meine Finger zu Hilfe. Sie waren sechseinhalb Monate
unterwegs gewesen.
Ich befand, daß es
jetzt erst einmal genug sei. Ich machte Mittagspause.
Nachdem ich die Mikrofilme
wieder verpackt und zurückgestellt hatte, wollte ich nichts als
frische Luft und Sonnenschein. Oder besser gesagt, einfach Luft und
Sonnenschein. Auf dem Weg nach draußen machte ich an einer
Telefonzelle halt und rief meine eigene Nummer an. Mein Telefondienst
berichtete schläfrig, daß es am ganzen Vormittag keinen
einzigen Anruf für mich gegeben habe. Eine leicht deprimierende
Nachricht. Die Geschäftsflaute hielt schon den neunten Tag an.
Beim Mittagessen mußte
ich mich zwischen Qualität und Bequemlichkeit entscheiden. Nachdem
ich mich dazu entschieden hatte, den Tag mit einer gewissen Klasse zu
durchleben, konnte die Wahl nur Qualität lauten. Das bedeutete Joe's
Fine Food und einen Weg von fünf Häuserblocks bis zur Ecke
Vermont und Illinois.
Joe's gibt es zwar erst ein
paar Jahre, aber zum Mittagessen ist es einer der besten Läden in der
Stadt. Vor allem montags und dienstags, wenn mexikanische Gerichte auf der
Karte stehen.
Aber selbst am Donnerstag ist
es für einen qualitätsbewußten Mann gut genug.
Ich hatte das mäßige
Glück, einen Thekenplatz nahe der Tür zu ergattern. Der
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