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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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hatte. Crystal war der perfekte Schwiegersohn für
     einen Mann, dessen drei Söhne im Krieg gefallen waren. Ungefähr
     im passenden Alter, selbst so etwas wie ein Held - und zwar einer, der
     noch lebte.
    Estes' Beerdigung war für
     den 23. August angekündigt. Ich kurbelte weiter.
    Und erlebte eine Überraschung.
     Am Freitag, dem 27. August, fand ich unter ›Ferner liefen‹
     wieder ein Bild von Fleur und Leander auf dem Weir Cook Airport. Wie es in
     der Bildunterschrift hieß, auf dem Weg nach New York City. Nicht glücklich.
     Fleur, deutlich sichtbar schwanger, in Schwarz. Kein Artikel dazu.
    Keine sehr erquickliche
     Jahreszeit für einen New YorkAufenthalt. Sie steuerten ihre Ziele
     wohl grundsätzlich nicht dann an, wenn dort das Klima einigermaßen
     angenehm zu sein versprach. Ein französischer Winter und ein New
     Yorker Sommer.
    Mir fiel dazu nur ein, daß
     es bei Fleurs Schwangerschaft Komplikationen gegeben haben mußte.
     Also flogen sie nach New York, damit sie dort das Kind zur Welt bringen
     konnte.
    Im Star vom 27. August bis
     zum 31. Oktober 1954 wurde Eloise' Geburt nicht erwähnt. Das ließ
     mich für einen Augenblick stutzen. Aber dann beschloß ich, mir
     New York vorzunehmen. Ich holte mir die Mikrofilme der New York Times und
     setzte meine Suche fort.
    Schließlich fand ich
     sie. Eine Tochter, Eloise Graham Crystal, geboren am 1. November 1954.
     Eltern Leander und Fleur Crystal aus Indianapolis, Indiana.
    Ich mußte lachen.
     Gestern hatten wir den 14. Oktober 1970 gehabt. Ich hatte also eine fünfzehnjährige
     Klientin, keine sechzehnjährige. Sie hatte ein paar Tage
     dazugemogelt. Armes Ding.
    Klar, in manchen Staaten
     bedeuten diese paar Tage einen gewaltigen Unterschied.
    Ich wandte mich wieder dem
     Star zu. Und fand unter dem Datum des 16. November ein Bild der Familie
     Crystal bei ihrer Ankunft in Indianapolis. Eloise' erste Bekanntschaft mit
     Indianapolis. Der Flughafenfotograf war auf Draht gewesen. Er hatte die
     Namen der Flugplatzreservierungen und die Fluglisten der hereinkommenden
     Flüge gründlich durchforstet und mir damit zu einigen Bildern
     verholfen, für die ich dankbar war.
    Nach dem 16. November fand
     ich nur noch eine interessante Sache.
    30. Dezember 1954. Meldung
     über die gerichtliche Bestätigung von Estes' Testament. Sein
     Vermögen belief sich auf ungefähr zwölf Millionen. Ganz
     nettes Sümmchen.
    Damit ließ ich es gut
     sein. Es ging auf drei zu. Ich erwartete Eloise Crystal und mußte
     noch einen Telefonanruf erledigen, bevor ich sie traf. Ich packte die
     Mikrofilme zusammen, sammelte meine Notizen ein und machte mich munter auf
     den Heimweg.

4
    Vom Büro aus rief ich
     als erstes Clinton Grillo an. Er ist einer meiner Anwälte, und zwar
     derjenige, den ich zu Rate ziehe wegen tatsächlicher oder möglicher
     strafrechtlicher Verfolgung meines Nächsten und Liebsten. Meiner
     selbst. Seine Sekretärin bat mich, am Apparat zu bleiben. Was ich
     auch tat, fast zehn Minuten lang.
    Die Frage, auf die ich eine
     Antwort benötigte, lautete: War es mit dem Gesetz vereinbar, eine fünfzehnjährige
     Klientin anzunehmen?
    »Sie kommen immer
     wieder mit interessanten Fragen, Albert.
    Handelt es sich diesmal um
     eine hypothetische Frage?« Er ist außerdem der Vater einer
     meiner engeren Freunde von der High School.
    »Nein, Sir, das tut es
     nicht.«
    »Und ich vermute, daß
     die junge Dame Sie ohne Wissen ihrer Eltern in Anspruch nehmen will.«
    »Das ist richtig.«
    »Nun, mir sind keine
     besonderen Einschränkungen in dieser Hinsicht bekannt, aber die Sache
     scheint mit vielen Gefahren verbunden. Zum Beispiel hätten Sie keine
     Möglichkeit, rechtliche Schritte zu unternehmen, wenn sich eine
     solche Klientin entschlösse, Ihnen Ihr Honorar nicht zu bezahlen. Und
     falls sie Sie allein in Ihrem Büro aufsucht, dann könnten Sie
     sich nur sehr schwer dagegen wehren, wenn es sich eine solche Klientin in
     den Kopf setzte, Sie sexueller Übergriffe zu beschuldigen. Vor allem,
     wenn jemand anders bereits genau das getan haben sollte, dessen Ihre
     Klientin Sie beschuldigt.«
    »Sie haben eine
     schmutzige Phantasie, Sir.«
    »Wie wahr, mein Junge.
     Wie wahr.«
    »Sonst nichts?«
    »Reicht Ihnen das
     nicht, um sich die Sache noch einmal zu überlegen?«
    »Ich denke doch.«
    Es kommt eben darauf an, wie
     weit man seiner minderjährigen Klientin vertraut. Für wie verläßlich
     man sie hält und für wie wahrscheinlich, daß

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