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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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über seltsame Dinge nach, sobald
     ich mich an die Tatsache gewöhnte, daß ich wirklich dort war.
     Ich erinnerte mich daran, daß Kevin Laughery 1969 bei den
     NBA-Entscheidungsspielen für die Baltimore Bullets gegen die New York
     Knicks spielte, während er sich von einem Lungenkollaps und einer
     gebrochenen Rippe erholte. Es fällt mir immer noch schwer, das zu
     glauben. Ich habe drei Monate im Krankenhaus zugebracht, und mir war nicht
     mal danach zumute, mir ein Basketballspiel im Fernsehen anzusehen.

42
    Mein letzter Tag, der diesem
     Fall galt, war der 20. Februar 1971. Es war ein großer Tag. Ich fütterte
     mich seit drei Wochen wieder selbst - einschließlich Einkaufen und
     Kochen. Ich hatte Telefonanrufe beantwortet und mich zivilisiert
     unterhalten.
    Manchmal mit Leuten
     gescherzt. An diesem Morgen war ich sogar zur Bibliothek und wieder zurück
     gegangen, ganz allein.
    Ich habe mir ein Buch
     entliehen, die ganze Prozedur hinter mich gebracht. Ich fühlte mich
     ziemlich heil und gemäßigt betriebsbereit. Obwohl ich mich
     nachher drei Stunden lang ausruhen mußte, war ich ziemlich stolz auf
     mich.
    Gegen halb vier war ich
     wieder auf. Gegen vier hatte ich eine Orange und ein paar Kartoffelchips
     gegessen und saß an meinem Schreibtisch im Büro. Reine
     Angeberei. Und dachte darüber nach, ob ich nicht vielleicht wieder
     heiraten sollte. Es könnte der richtige Zeitpunkt sein. Meine Flamme
     hatte Mitleid mit mir und könnte trotz besseren Wissens nachgeben.
    Abgesehen von einer Frau würde
     mir das noch eine Tochter eintragen. Ihre Kleine ist zwölf.
    Um vier Uhr fünfzehn
     bekam ich Gesellschaft.
    Ein ziemlich kleinlauter
     Teenager, ein Mädchen, öffnete die Tür und kam gleich
     hereinspaziert, ohne zu klopfen. »Ich bin froh, daß Sie wieder
     hier sind«, sagte sie. Ohne einen Augenblick zu zögern, setzte
     sie sich auf meinen sehr, sehr staubigen Klientenstuhl.
    »Wo auch sonst, Schätzchen«,
     sagte ich. Ich fühlte mich viel entspannter als an dem Tag, als ich
     das erste Mal mit Eloise Crystal gesprochen hatte. Dasselbe galt für
     sie, bis sie anfing, mich gründlicher anzusehen. Ich war von Grund
     auf renoviert, obwohl ich versuchte, es zu verbergen. Ein kleiner
     Gipsverband für den rechten Arm hier, eine kleine Schiene für
     die Rippen dort. Sehr liebreizend und glücklicherweise nicht von
     Dauer.
    »Ich wußte nicht,
     daß Sie immer noch…«
    »Verschnürt sind?
     Ja. Wird noch 'ne Weile dauern. Sie mußten mich aus dem Krankenhaus
     entlassen, weil meine Versicherung nur neunzig Tage abdeckt.«
    »Sie meinen, Sie müssen
     das alles zahlen?«
    »Das ist noch nicht
     geklärt. Mein Kumpel sagt, ich sei für die Polizei tätig
     gewesen. Die Polizei sagt, ich sei kein Cop. Wir gehen auf Nummer Sicher.
     Ich bin raus aus dem Krankenhaus, und wir reden nicht mehr darüber,
     bis ich bei der Verhandlung ausgesagt habe. Aber wie geht es Ihnen? Wie
     ist es Ihnen ergangen?«
    »Okay. Ziemlich gut.«
    Sie log natürlich, wie
     Kinder das tun. Ich wußte, daß sie eine schlimme Zeit hinter
     sich hatte, nicht nur seelisch, sondern auch körperlich. Nach dem Tod
     ihrer soziologischen Mutter und der Inhaftierung ihres Vaters hatten sie
     sie für zwei Wochen in ein Vormundschaftsheim gegeben. Dann, als ich
     dazu kam, Miller nach ihr zu fragen, hatte ich den Vorschlag gemacht, sie
     bei Mrs. Forebush unterzubringen. Als sie die Sache überprüften,
     fanden sie heraus, daß Mrs. Forebush, seit die Geschichte in der
     Zeitung erschienen war, jeden Tag auf dem Revier gewesen war, um sich nach
     dem Kind zu erkundigen. Sie war auch ins Krankenhaus gekommen, allerdings
     bevor ich irgend jemanden empfing. Es dauerte einen ganzen Monat, bis man
     mir erlaubte, irgend jemanden außer engen Verwandten und Polizisten
     zu empfangen. Und Sie wissen, was das bedeutete: neunundneunzig Prozent
     Cops.   
     
    »Sollten Sie nicht in
     der Schule sein?«
    Sie schenkte mir ein Lächeln,
     ein echtes. »Es ist Samstag.«
    Wir setzten uns und sahen
     einander an.
    »Herzliche Glückwünsche
     zum Geburtstag«, sagte ich. »Ein wenig verspätet, aber
     ich hab's nicht vergessen.« Bevor ich wußte, wie mir geschah,
     stand sie neben mir und weinte. Ich erhob mich und nahm sie in den Arm.
     Ich zog sie ganz fest an mich und schien damit weitere Tränenströme
     hervorzulocken.
    Ich wußte, daß
     ich ihr nicht weh tat. Ich war immer noch zu schwach, um Leuten weh zu
     tun. Der Schmerz

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