Wer war ich im Vorleben?
verletzen lässt, versteht er dies noch nicht. Auch dann ist der Betreffende noch im Leid und dem Glauben daran gefangen.
Eine Zeit lang – und die erstreckt sich über sehr viele Leben – geht es immer hin und her: Einmal erlebt man sich eher als Opfer, dann eher als Täter, anschließend wiederum als Opfer und im folgenden Leben wieder als Täter – so lange, wie man sich mit einem Pol identifiziert und versucht, den anderen zu vermeiden. Irgendwann sind einem beide Seiten bewusst geworden, und man erkennt, dass sie einander bedingen. Sie treten durch unsere Aufmerksamkeit in unser Leben, dadurch, dass
man den einen Pol haben und den anderen nicht haben will. So gibt man beiden polaren Erscheinungsformen Energie und hält sie wirksam.
Das Thema einer Klientin war immer wieder der Neid, ob sie ihn nun selbst empfand oder von anderen beneidet wurde. Sie erlebte sich im Vorleben als eine Frau, die ihren Bruder umbrachte – aus Neid. Als sie ihn in der spirituellen Welt wiedertraf und ihr bewusst wurde, was sie getan hatte, schwor sie sich, ein für allemal damit aufzuhören, sich mit anderen zu vergleichen. Denn daraus entspringen die Unzufriedenheit und der Neid. Sie wollte sich stattdessen für sich und andere freuen. Durch die Erinnerung an diese Erkenntnis schaffte sie es, das Thema »Neid« im heutigen Leben endlich hinter sich zu lassen.
Mit wachsendem Bewusstsein wird der Mensch zum selbstverantwortlichen Gestalter seines Lebens. Er wird sich immer weniger in die Opfer- oder Täterrolle hineinbegeben, sondern aus der Freude heraus leben, aus der Nächstenliebe und dem Wissen um die Verbundenheit. Dieses Gutsein entsteht dadurch, dass das lichtvolle Innere ins Außen drängt und das persönliche Leben der eigenen inneren Wahrheit entspricht. Es entsteht nicht aus dem Versuch, gut zu sein, damit man später nicht in die Hölle kommt. Es geschieht auch nicht in der Hoffnung, dieses oder jenes dafür zu erhalten, oder aus Angst davor, dass die anderen einen sonst nicht mehr mögen könnten.
Es gibt übrigens keine Hölle, in die man nach dem Tod geschickt wird. Es gibt höllische Zustände auf der Erde, und es gibt das große Bedauern der Seele, wenn sie als Mensch im Bösen gehandelt hat. Die Seele kann fühlen, wie sehr sie sich selbst verletzt hat, als sie anderen – sei es nun Menschen, Tieren, Pflanzen oder der Erde – wehgetan hat. Auch wenn sie weiß, dass es schließlich irgendeinen Nutzen, irgendeinen Lerneffekt für
alle Beteiligten haben wird – in ihr erwacht sofort das unbedingte Bedürfnis, es wieder gutzumachen, es wieder auszugleichen. Dann weiß sie gewissermaßen, dass sie das Karma, das sich durch diese ungute Handlung angesammelt hat, wieder abtragen muss. Sie macht es aber nicht aus Angst vor Strafe, sondern aus dem tiefen Mitgefühl mit den Geschädigten heraus und dem Wunsch, alles wieder in Ordnung zu bringen. Wenn sie sich dann in einem weiteren Leben daran macht, es aufzuarbeiten, sollte sie das ohne Schuldgefühle und Schwermut tun, sondern voller Liebe und positiver Lebensbejahung, sonst würde weiteres Karma geschaffen.
Auch das Sich-Klammern an schöne Dinge bringt Karma hervor. Es gilt, innerlich weitgehend frei von äußeren Erscheinungsformen zu werden und sich dem Lebensfluss freudvoll anzuvertrauen.
Wiedergeburtszyklen
Von der menschlichen Warte aus ist vieles, was die spirituelle Dimension betrifft, kaum zu verstehen. Auf der seelischen Ebene gibt es beispielsweise unseren Zeitbegriff nicht, die Vorstellung einer Chronologie, in der wir uns immer weiterentwickeln. Wie man es beispielsweise in tiefer Meditation erleben kann, gibt es dort keine Zeit mehr und auch keine Trennung in ein Selbst und das, was scheinbar außerhalb ist. Zeit auf der seelischen Ebene könnte man am ehesten mit einer sich entfaltenden Seerose vergleichen: Sie öffnet sich in alle Richtungen gleichzeitig.
Auf der Erde und im Bewusstsein der Menschen gibt es diese Dinge natürlich, in unserem Alltagsbewusstsein sind sie Realität. In gewisser Weise zeitlich vorstellbar ist so auch der Wiedergeburtszyklus, den jede inkarnierte Seele auf der Erde durchlebt. Wie weit eine Seele dabei in ihrer Entwicklung voranschreitet, ist ganz unterschiedlich. Einige gehen bis zu ihrer möglichsten Vollendung, andere beenden ihren Erdenzyklus schon verhältnismäßig früh, weil die gemachten Erfahrungen und das, was sie daraus lernen wollten, für sie ausreichend sind.
Es ist sehr unterschiedlich, wie lange
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