Wer war ich im Vorleben?
scheitern.
Was für viele, gerade im Kontext unseres modernen Alltags und unserer materiellen Denkweise, vielleicht anfangs etwas befremdlich erscheint, ist die Tatsache, dass alles, was einem Menschen widerfährt, innerlich etwas mit ihm zu tun hat. Auch wenn das schlimme Geschehnisse sein können, treffen ihn diese nicht aus purem Zufall. Opfer und Täter haben eine Affinität zueinander. Das hat aber nichts mit Schuld zu tun, wie wir sie auf der Erde sehen. Hier wirkt das Gesetz der Anziehung. Die Gedanken, Überzeugungen und Gefühle des Opfers, aus diesem Leben und aus Vorleben, haben die Handlung des Täters erst möglich gemacht. Auf eine gewisse Weise ist der Täter »nur« der Vollstrecker. Das spricht ihn allerdings nicht von seiner Tat frei.
Opfer und Täter befinden sich auf einer gemeinsamen Ebene, wodurch sich das Geschehen erst realisieren kann. Sie bedingen einander. Meistens war das Opfer früher ein Täter und dieser ein Opfer. Das kann sich endlos wiederholen. Man kann sagen, dass beide, Opfer und Täter, sich noch nicht aus diesem Themenkreis der Polarität gelöst haben.
Letztlich geht es darum, dass wir Menschen weder Täter noch Opfer sind, sondern freie kreative Schöpfer unseres Daseins, die aus der Güte ihrer Seele heraus leben. Zuvor ist es wie bei einem Pingpongspiel: Täter, Opfer, Täter, Opfer – und immer so fort.
Beinahe jede Seele hat Leben hinter sich, in denen sie sich kaum einbringen konnte. Wer schon eine Weile auf der Erde inkarniert, kommt meist nicht darum herum, dass auch er sich zu den Mördern, Intriganten und Dieben zählen muss. Das ist sicher
nicht so gedacht, und bestimmt ginge es auch anders; dennoch liegt es in der menschlichen Freiheit, sich auch vollkommen falsch zu entscheiden und sehr tief zu fallen.
Auch wenn jeder für sein ungutes Handeln irgendwelche Gründe anführen könnte – es liegt in unserer Verantwortung als Mensch, auch mit eigenen Verletzungen oder Zwängen so umzugehen, dass kein anderer zu Schaden kommt. Man kann nicht einfach sagen: »Ich musste so handeln, weil mir selbst so viel angetan wurde.« Das kann nicht als Entschuldigung herangezogen werden.
Dazu gibt es eine sehr interessante Geschichte: In einer Todeszelle wartete ein Massenmörder auf seine Hinrichtung. Ein Journalist interviewte ihn und fragte, warum er so viel Schreckliches getan habe. Er antwortete: »Ich hatte überhaupt keine Wahl: Ich komme aus einer armen Familie, mein Vater war ein gewalttätiger Mensch, er hat meine Mutter misshandelt und verprügelt, ich habe dies täglich mit ansehen müssen, alles war schrecklich. Ich konnte gar nicht anders werden als gewalttätig.« Nun hatte dieser Mann einen Zwillingsbruder, der in einer kleinen Gemeinde als hilfsbereiter, fürsorglicher und allseits beliebter Pfarrer wirkte. Der Journalist suchte auch ihn auf und fragte, warum er sich so sehr für andere einsetzte. Dieser antwortete: »Ich hatte überhaupt keine Wahl: Ich komme aus einer armen Familie, mein Vater war ein gewalttätiger Mensch, er hat meine Mutter misshandelt und verprügelt, ich habe das täglich mit ansehen müssen, alles war schrecklich. Ich konnte gar nicht anders als zu versuchen, es selbst besser zu machen, Mitgefühl zu entwickeln und für andere da zu sein.«
Sich selbst in seiner Rolle annehmen
Der Umgang mit dem zweifellos schwierigen Thema »Täter und Opfer« ändert sich bei vielen Menschen, wenn sie sich selbst bei einer Rückführung in einer sehr unschönen Täterrolle erleben. Da geschieht ein Mord, eine Vergewaltigung, eine Folter oder eine andere grausame Tat – und sie selbst, als der Mensch des
Vorlebens, sind der Täter. Es bedarf großer Offenheit und innerer Stärke, sich auch in dieser Rolle annehmen zu können. Wir tun uns meist viel leichter damit, das Opfer zu sein. Wenn man sich aber einmal von der anderen Seite erleben muss, kann man lernen, ein tieferes Verständnis für sich und andere zu entwickeln. Dann wird auch der ehrliche Wunsch gestärkt, an sich zu arbeiten, gut zu sein und die eigene lichtvolle Seele in das Menschsein auf der Erde einzubringen.
In den Rückführungen erlebe ich es immer wieder deutlich, dass ein gewalttätiger, verlogener und bösartiger Mensch niemals wirklich glücklich ist. Er mag materiell erfolgreich sein und große Macht genießen, im Inneren aber fehlen ihm Ruhe, Liebe und Frieden.
Im Vorleben wurden einem kleinen Mädchen die Eltern getötet. Sie wusste, dass es der Nachbar war, man
Weitere Kostenlose Bücher