Wer war ich im Vorleben?
wachsenden Bewusstheit immer noch Situationen geben, in denen er das Gefühl hat, dass das überhaupt nicht klappt, dass er den Emotionen ganz und gar ausgeliefert ist. Aber insgesamt merkt er, dass es schon viel besser geht. Früher hätten ihn gewisse Ereignisse komplett aus der Bahn geworfen, heute kosten sie ihn nur noch ein Lächeln.
Nehmen wir beispielsweise die Wut. Wenn man es schafft, in einem solchen Moment bewusster zu werden, kann man von einer höheren Warte aus sehen, dass dort unten ein Teil von einem selbst wütend herumrast, mit sich und der Welt hadernd. Dann kann man sich fragen, was man jetzt mit diesem Persönlichkeitsaspekt machen könnte, damit er sich besänftigt und entspannt. Auf diese Weise kommt man immer mehr in Einklang mit der Seele. Man kann sich beruhigen und erkennen, dass einen die Wut etwas lehren möchte – vielleicht, sich mehr abzugrenzen und durchzusetzen. Wenn man das täte, bräuchte man sich gar nicht erst so wütend zu fühlen.
Diesen hilfreichen Abstand, sich gewissermaßen von außen im eigenen Tun zu betrachten, kann jeder geistig gesunde
Mensch bis zu einem bestimmten Grad einnehmen. Als kleines Kind kann man das noch nicht, doch als Jugendlicher und Erwachsener kann man es schrittweise entwickeln.
Es gibt auch Menschen, die eher unbewusst glücklich und zufrieden sind. Das sind oftmals sehr bescheidene Menschen in ganz einfachen Berufen und Lebensumständen. Manchmal haben sie sogar schlimme Schicksalsschläge erlebt, aber sie kamen gut darüber hinweg. Man spürt, dass dahinter eine erfahrene Seele steckt. Sie nehmen ihr Leben an, wie es ist, und kreisen nicht ständig um sich selbst.
In einem Vorleben sah sich ein Mann als afrikanische Bäuerin, die sich bei allem, was sie tat, wie eine Tänzerin rhythmisch und beschwingt bewegte. Dabei erfuhr dieser Klient, wie faszinierend es ist, sich über den Körper auszudrücken. Es musste dafür keinen bestimmten Zweck, keinen Anlass und auch keinen Partner geben. Einfach die Bewegung, das Sich-im-Körper-Fühlen, empfand diese Frau damals als das größte Glück der irdischen Existenz.
Auf der Erde zu leben kann eine so wunderbare Erfahrung sein! Je bewusster man sich dessen ist, umso mehr spürt man auch die Freude, die in einem selbst wohnt. Man gestaltet das Außen mit, anstatt sich ihm auszuliefern; man hat erfahren, wie man durch Gedanken und Gefühle schöpferisch an den eigenen Lebensumständen mitwebt. Das Gefühl, anderen Menschen, Tieren oder der Natur etwas schenken zu können, etwas vom eigenen Glück weiterreichen zu können, erfüllt einen Menschen dann mit der größten Befriedigung.
Alles ist Eins
Eine Klientin kam nach einem Tod im Vorleben in die spirituelle Welt. Ich fragte sie, ob der Seelenführer sie begrüßen würde. Sie erklärte mir daraufhin: »Nein. Einen Seelenführer gibt es nicht,
wir sind alle Eins. Da ist keine Trennung in ich und er. All diese Unterteilungen und Abspaltungen existieren nur in unseren Vorstellungen auf der Erde. In Wirklichkeit gibt es keine Trennung, weder von Mensch zu Mensch noch zu den Tieren oder den Sternen. Es ist alles Eins.« Die Klientin konnte diese tiefe Weisheit klar empfinden, als sie sich als Seele erlebte.
Dennoch bat ich sie, auch auf eine Weise in die spirituelle Welt hineinzuschauen, die noch Unterscheidungen zulässt, und Kontakt mit ihrem Seelenführer aufzunehmen. Für sie als derzeit inkarnierten Menschen brächte das mehr, als sie nur bei ihrer Aussage, so wahr sie sein mag, zu lassen.
Solange wir auf der Erde leben, ist es sinnvoll, sich den polaren Gegebenheiten zu stellen. Es ist natürlich umso besser, wenn man zugleich auch um das eigentliche Sein ohne Trennung und Abgespaltenheit weiß. Auf der Erde aber erleben wir die Dinge als getrennt von uns und machen in diesem Rahmen unsere Erfahrungen. Auch dieser Klientin brachte es für ihr weiteres Leben mehr, als sie schließlich den Seelenführer erlebte. Sie empfand ihn als formloses, strahlendes, weißgoldenes Licht, mit dem sie sich austauschen konnte.
Je tiefer wir die seelische Ebene erleben, umso klarer wird uns, wie beschränkt unser Verstand ist. Er kann nur in Polaritäten denken und geht nicht darüber hinaus, das ist unmöglich. Und so überfordert es uns natürlich auch oft, bestimmte Erlebnisse oder Erfahrungen in Worte zu fassen – bis wir merken, dass es da gar keiner Worte bedarf. Das, was sich dennoch ausdrücken lässt, auch wenn es »nur« durch Worte geschieht, ist
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