Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
dass sie ihre Meinung ändert.«
Seine Miene war wieder steinern. »Es ist besser so.«
Während Nealy die letzten Vorbereitungen traf, stand Mat im Garten und stritt sich mit Jason Williams wegen des Zirkus, der sich versammelt hatte. Sie hatte nicht mehr mit ihm gesprochen, seit er vor einer halben Stunde aus dem Wohnmobil gepoltert war. Nun, es gab auch nichts mehr zu sagen.
Durchs Wohnzimmerfenster sah sie, dass sich schon jede Menge neugieriger Nachbarn versammelt hatten, die wissen wollten, wieso die Straße abgesperrt worden war. Obwohl nur eine Fernsehcrew das Glück gehabt hatte, gerade vor Ort zu sein, wusste sie, dass es nicht lange dauern würde, bis es in dem kleinen Städtchen nur so wimmelte von Reportern und Kameras.
Ihre schäbigen Koffer waren in einen Streifenwagen verladen worden, ebenso die Plastiktüten mit Lucys Walkman, Buttons Spielsachen und anderen Kostbarkeiten, die keinesfalls zurückgelassen werden durften. Unglücklicherweise gehörte dazu auch Squid.
Nealy ging zu Lucy, die Button auf dem Arm trug. Bertis und Charlie warteten daneben. Ihr Gewissen zwang sie, einen letzten Versuch zu machen. »Schau aus dem Fenster, Lucy. Das ist es, was dich in Zukunft erwartet.«
»Ich hab schon geschaut, und es is mir egal.« Trotz ihrer tapferen Worte war sie offensichtlich erschüttert und zog Button fester an sich.
»Du hast immer noch Zeit, deine Meinung zu ändern. Ich werde alles tun, was ich kann, damit ihr beide in eine gute Familie kommt.«
Flehentlich blickte Lucy zu ihr auf. »Bitte, Nell. Gib uns nich zurück.«
Die First Lady kapitulierte. »Werde ich nicht, Kiddo. Von nun an gehört ihr zu mir. In guten wie in schlechten Zeiten!«
»Und vergiss bloß nicht, uns zu schreiben, Lucy«, sagte Bertis. »Und du musst wirklich mehr Gemüse essen! Ich hätte dir meinen Bohnenauflauf machen sollen.«
Nealy umarmte sie und versuchte dabei nicht an den Mann zu denken, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte. »Vielen Dank für alles. Ich werde anrufen. Bist du bereit, Lucy?«
Lucy schluckte und nickte.
»Wir können dies auf zweierlei Weise machen: Entweder rennen wir zum Auto, dann müssen wir mit niemandem reden – oder wir halten den Kopf hoch, lächeln in die Kamera und zeigen der Welt, dass wir nichts zu verbergen haben.«
»Dada!«
Mat erschien in der Vordertür. Nealy blieb auch nichts erspart.
Seine grauen Augen fanden die ihren – dieselben grauen Augen, in die sie heute früh geschaut hatte, während er sich in ihr bewegte. Sie wollte heulen, bis sie keine Tränen mehr hatte, wollte ihn anschreien, weil sie ihn liebte und er sie nicht. Stattdessen setzte sie eine ausdruckslose, höfliche Maske auf.
Er zuckte zusammen und ging dann zu Lucy und Button. Er streichelte dem Baby mit dem Daumen über die Wange und sagte: »Zeig’s ihnen, Dämon!«
Dann war Lucy dran, doch die schien am Zusammenbrechen zu sein; also versuchte er erst gar nicht, sie anzufassen. Nealy schluckte und wandte den Blick ab.
»Pass gut auf dich auf, Ass! Und benimm dich.«
Mit verkniffenen Lippen blickte Lucy zur Seite.
Schließlich trat er vor Nealy hin, aber aller Augen waren auf sie gerichtet, und es gab auch nichts mehr zu sagen. Mit verschleiertem Blick krächzte er: »Ich wünsche dir alles Gute, Nealy.«
Sie brachte ein steifes Nicken zustande, wandte sich dann Lucy zu und nahm ihr das Baby ab. Anschließend trat sie in die Welt hinaus, die sie so gut kannte.
Cornelia Case kehrte heim.
21
»Hollings ist schon seit zwölf Jahren im Senat, Cornelia! Ich verbiete dir, diesen Unsinn noch weiterzutreiben.«
Nealy rieb sich müde die Augen und blickte dann über ihren Mahagonischreibtisch hinweg James Litchfield an. Ihr Arbeitszimmer befand sich in einem sonnigen Raum im Rückteil des georgianischen Landsitzes, der einst Dennis’ Reich war – den nun jedoch sie ihr Eigen nannte. Zu dem Landsitz gehörte ein riesiges Waldgrundstück nahe Middleburg, im Herzen des Jagdlands von Virginia. Das Haus hatte schon immer mehr ihr als Dennis gefallen, der Washington bevorzugte – jetzt diente es als ihr permanentes Zuhause.
Das Arbeitszimmer gehörte zu ihren liebsten Räumen – cremeweiße Wände mit schneeweißen Abschlüssen, ein Mischmasch guter Antikmöbel, ein gemütlicher offener Kamin. Weiche Blumenvorhänge hingen an den hohen, rechteckigen Fenstern, die den Blick auf wunderschöne alte Laubbäume im beginnenden Herbstkleid freigaben.
Sie legte ihren Stift beiseite.
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